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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Bad Vilbel, bei dem die Täter
leichtfertig ihre Fingerabdrücke hinterlassen hatten, war ein Linkshänder
beteiligt gewesen. Dann studierte er noch einmal den Bericht über den Mord an
dem deutschen Kunsthändler in Lille. Die ballistischen Untersuchungen gingen
davon aus, dass die aus kurzer Distanz abgefeuerte Kugel von einem Rechtshänder
abgeschossen worden war. Auch den Bericht über den Bankraub in Dänemark las er
sich durch. Dort war keine Aussage darüber enthalten, ob die Täter Links- oder
Rechtshänder waren.
    Christoph war sich sicher, dass es sich bei den beiden
Unbekannten um jeweils einen Links- und einen Rechtshänder handelte. Erster war
vermutlich in Reiches Wohnung erschlagen worden, wobei der Wohnungsinhaber der
Täter war. Der Rechtshänder hatte später vor dem Palmengarten Reiche ermordet.
Nun suchten sie die Leiche des Linkshänders und den flüchtigen Rechtshänder,
der sich womöglich mit der Lufthansa ins Ausland abgesetzt hat.
    »Ich werde jetzt nach Schleswig fahren und mir diesen
Manfred Schöppe ansehen. Begleitest du mich, Harm?«, fragte er Mommsen.
    »Das ist gut. Lasst mich hier sitzen. Und was soll ich
machen, wenn die Zicke von nebenan über mich herfällt?«, wehklagte Große Jäger
mit einer Miene, als hätte ihn alles Unheil dieser Welt gleichzeitig ereilt.
    Christoph war Schleswig-Holsteiner, und er glaubte,
sich im nördlichsten Bundesland auszukennen. Daher verwunderte es ihn auch
nicht mehr, dass viele Straßen für die eher überschaubare Auslastung exzellent
ausgebaut waren. Zwischen den im Vergleich zu Ballungsgebieten eher kleinen Zentren
des Landes gab es ein hervorragendes Straßennetz, dass die weniger ausgebaute
Infrastruktur der Schienenwege mehr als kompensierte. So kamen sie auf dem Weg
zur Ostküste gut voran, auch wenn landwirtschaftlicher Verkehr und die am
Vormittag anscheinend allgegenwärtigen Milchtankwagen ihn zwangen, die
Geschwindigkeit zu drosseln. Wenige wie Wattebäuschen am Himmel hängende Wolken
machten die Fahrt durch das Land fast zu einer Vergnügungsreise.
    Schon von weitem war der Wikingerturm, das markante
Hochhaus am Ende der Schlei, zu sehen. Mit seiner vieleckigen Bauweise und
einem mehrstöckigen Aufbau ähnelte es ein wenig einem überdimensionierten
Leuchtturm. Obwohl Ortskundige einen anderen Weg wählen, bog Christoph auf die
alte Europastraße Richtung Rendsburg ab, um die ausgeschilderte Ausfahrt nach
Schleswig zu nehmen. Rechts lag das markante Gebäude des Oberlandesgerichts,
links, auf der Schleiinsel, Schloss Gottorf, das heute Sitz der Landesmuseen
ist und die bedeutendsten Sammlungen zur Kunst, Kultur und Archäologie
Nordeuropas in seinen Mauern beherbergt.
    Sie überquerten die Schleibrücke. Ein leichter Wind
kräuselte das Wasser, sodass es wie zerknittertes Stanniolpapier aussah. Die
Silhouette der Stadt wurde durch den mächtigen Dom St. Petri überragt, der von
einem zarten Dunstschleier umkränzt war. Der Weg führte weiter am Schleicenter,
einer Einkaufspassage, vorbei, bis sie der Beschilderung zum »Holm« folgten.
    Die alte Fischersiedlung »Holm« ist der älteste Teil
Schleswigs.
    »Wusstest du, dass ›Holm‹ dänisch ist und ›Insel‹
heißt?«, fragte Christoph Mommsen.
    »Klar. Wir, hier knapp unterhalb der Grenze, sind alle
zweisprachig groß geworden.«
    »Heute gibt es keine Fischer mehr auf dem Holm.«
    »Dafür andere interessante Mitbürger, deren
Telefonnummer Bankräubern aus der Tasche fällt.«
    Sie fuhren über das holprige Straßenpflaster und
umrundeten den das Zentrum der Siedlung bildenden Friedhof mit der darin
gelegenen kleinen Kapelle. Direkt an diesem Platz befand sich die Adresse, die
sie aufgrund einer der Telefonnummern ermittelt hatten.
    Das Haus war größer als die Mehrheit der idyllischen
Giebelhäuser. Auch fehlten an der Vorderfront die typischen Rosenstöcke.
    Die Haustür war verschlossen. Das schlichte Schild
über der Türglocke wies auf die »Nordic Financial Consulting« hin.
    Eine junge Frau öffnete ihnen. Die grellroten Haare,
das übermäßig ausgeprägte Augen-Make-up und das Piercing durch die linke
Augenbraue unterstrichen ihre jugendliche Erscheinung. Sie war sicher noch
keine zwanzig Jahre alt.
    »Wir möchten gern Herrn Schöppe sprechen«, sagte
Christoph, ohne sich vorzustellen.
    »Herr Schöppe?«, fragte sie zurück und ließ dabei das
Kaugummi unablässig hin und her wandern, was die Beamten durch den offen
stehenden Mund verfolgen konnten.
    »Ja, Herr

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