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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Schöppe.«
    Sie zuckte mit den Schultern, als würde ihr der Name
nichts sagen. Dann drehte sie sich aber doch um und warf über die Schulter
zurück: »Kommen Sie mit.«
    Gleich rechts vom niedrigen Flur führte eine nur
angelehnte Tür in ein Büro, in dem drei Schreibtische standen. Der Raum mit den
blank gescheuerten, fast weißen Dielenbrettern war zweckmäßig eingerichtet,
ohne den Hauch besonderer Exklusivität zu vermitteln, den Vermögensberatungen
oft und gern gegenüber Interessenten und Kunden zur Schau stellen.
    An einem der Arbeitsplätze saß ein schlanker Mann mit
Harry-Potter-Brille. Er hatte einen glatt rasierten Schädel, der gegen die
helle Deckenbeleuchtung den ersten Schimmer des nachwachsenden Haares zeigte.
Er blickte nur kurz auf, sagte »Hallo« und widmete sich wieder seinem Computer.
    Von einem Schreibtisch am anderen Ende des Raumes sah
sie eine zierliche Frau mit kurzen blonden Haaren an. Ihr Alter war schwer zu
schätzen. Sie mochte Anfang dreißig sein. Da das junge Mädchen, das sie hereingelassen
hatte, keine Anstalten machte, sich weiter um die Besucher zu kümmern, ging
Christoph auf die Frau in der Ecke zu.
    »Wir hätten gern Herrn Schöppe gesprochen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Persönlich.«
    »Einen Herrn Schöppe gibt es hier nicht.«
    Christoph und Mommsen wechselten rasch einen Blick.
Die Telefonnummer hatte sie an diese Adresse verwiesen. Lag ein Irrtum vor?
    »Wer sind Sie überhaupt?«, fragte die energische Frau.
Sie hatte sich bisher allerdings auch nicht vorgestellt. Mit einem langen Blick
musterte sie die beiden Beamten.
    »Mein Name ist Johannes von der Kripo Husum. Das ist
mein Kollege Mommsen.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Christoph reichte ihr seinen Dienstausweis, den sie
gründlich studierte. »Darf ich auch Ihren Namen erfahren?«
    Sie gab ihm den Ausweis zurück.
    »Richter«, stellte sie sich vor.
    Im Hintergrund klingelte das Telefon. Der junge Mann
nahm das Gespräch entgegen. Mit einem Ohr hörte Christoph, wie er ein paar
Fragen stellte und dann von einer »außergewöhnlich guten Anlageform mit extrem
profitabler Rendite« sprach. Auch Frau Richter hatte mitbekommen, dass die
beiden Beamten Bruchstücke des Gespräch aufschnappten. Sie erhob sich von ihrem
Arbeitsplatz.
    »Folgen Sie mir bitte«, bat sie und führte die
Besucher durch die Diele in einen anderen Raum. Dieser unterschied sich in
jeder Hinsicht vom zweckdienlich eingerichteten Büro. In der Mitte stand ein
wuchtiger, von unten indirekt beleuchteter Besprechungstisch. Um ihn herum
waren schwere Lederstühle gruppiert. In der Mitte der Edelholzplatte mit den
ausgelassenen Glasscheiben zierte ein üppiges Blumenbukett das gediegene
Ambiente. An den Wänden hingen Grafiken, die einzeln von Strahlern
ausgeleuchtet wurden. Wenn die Bilder andersherum aufgehängt wären, würde es
mit Sicherheit keiner bemerken, dachte sich Christoph bei Betrachtung der sehr
abstrakten Motive.
    Frau Richter bot Ihnen keinen Platz an. Sie setzten
sich ohne Aufforderung.
    »Wir haben zuverlässige Informationen, dass sich Herr
Schöppe hier aufhält.«
    Sie verlor das erste Mal etwas von ihrer
Selbstsicherheit. »Woher haben Sie diese – wie sagten Sie? – Informationen?«
    Christoph ging nicht auf ihre Frage ein. »Welche
Funktion haben Sie in diesem Unternehmen?«
    »Ich bin hier angestellt.«
    »Dann hätten wir gern den Geschäftsführer gesprochen.«
    »Das ist nicht möglich.«
    »Wieso nicht?«
    »Die Geschäftsführerin ist nicht da.«
    »Geschäftsführerin? Eine Frau? Wie heißt die Dame?«
    Sie zögerte. Es war ihr sichtlich unbehaglich, mit den
beiden Polizisten zu sprechen.
    »Frau Richter. Es stellt für uns kein Problem dar, die
gewünschten Informationen zu erhalten. Abgesehen davon sind diese Angaben
jedermann zugänglich, zum Beispiel im Handelsregister. Und wir bekommen die
Auskünfte sogar telefonisch.«
    Das sah sie ein. »Frau Bruck-Hersanger ist unsere
Chefin.«
    »Vorname?«
    »Sabine.«
    »Und wann können wir Frau Bruck-Hersanger sprechen?«
    Frau Richter nagte an ihrer Unterlippe. Sie war sich
unschlüssig, welche Informationen sie preisgeben sollte. »Sie hat Urlaub.«
    »Wann wird sie zurück sein?«
    »Das hat sie nicht mit mir abgestimmt.«
    »Haben Sie die Privatadresse von Frau
Bruck-Hersanger?«
    »Ja. Sie wohnt hier in Schleswig. Im Wikingerturm.«
    Mehr war nicht in Erfahrung zu bringen.
    Sie verließen das Haus und wollten in ihren Wagen
einsteigen, als

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