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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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es
nicht mit »irgendwem« aus tiefster Provinz zu tun hatte.
    Dann angelte sich Große Jäger einen Stuhl und ließ
sich demonstrativ am Tisch nieder, an dem Platz, der für den zweiten Besucher
reserviert war. Er fischte seine Zigarettenschachtel hervor und zündete sich
eine Zigarette an. Mit dem Unterarm schob er Platzteller, Besteck und Serviette
zur Seite.
    »Und nun bitte ich Sie, unsere Fragen zu beantworten.
Wo waren Sie gestern? Mit wem haben Sie telefoniert, nachdem sich mein Boss von
Ihnen verabschiedet hat? Und wir haben noch eine Menge weiterer Fragen an Sie.
Also?«
    Zum ersten Mal zeigte Smitkov eine Spur von
Unsicherheit. Er blickte an den drei Beamten vorbei. Es schien, als wäre es ihm
unangenehm, in dieser Situation überrascht zu werden.
    »Sind Sie hier mit Manfred Schöppe verabredet?«, fragte
Christoph, dem Smitkovs Regung nicht entgangen war.
    Der Geschäftsmann zögerte einen Moment.
    »Gut«, meinte er schließlich. »Wenn Sie es als
unaufschiebbar betrachten, so kann ich dem kaum etwas entgegensetzen.«
    Er stand auf, schob vorsichtig seinen Stuhl nach
hinten.
    »Dieser Ort ist wohl wenig geeignet für das –
Gespräch, wie Sie es nannten. Wollen Sie mir nach Hause folgen?«
    Große Jäger war auch aufgestanden. »Vielleicht ist das
örtliche Polizeirevier ein besserer Platz«, schlug er vor.
    »Wie Sie meinen«, erwiderte Smitkov und wollte den
Raum verlassen, wurde aber von Christoph und Mommsen, die im Durchlass zur
Hotelhalle standen, daran gehindert.
    Warum hat es der Mann plötzlich so eilig, überlegte
Christoph. Wollte er nicht, dass sie seinem Besucher begegnen? War der
Unbekannte aus dem Passat mit ihm verabredet? Wenn die zwei nicht miteinander
sprachen, jetzt, nachdem sie Kontakt zu Smitkov aufgenommen hatten, würde man
nie beweisen können, dass sie sich kannten, auch wenn der Passat-Fahrer den
Fehler gemacht hatte, sich hierher zu begeben.
    »Wir werden uns auf der Quickborner Polizeistation
unterhalten«, entschied Christoph. Zu viert verließen sie das Hotel.
    »Ich zahle später«, gab Smitkov dem Hotelmanager zu
verstehen, der professionell reagierte und angesichts der Ereignisse in seinem
Haus mit keiner Miene seine eigene Meinung zu erkennen gab.
    Vor der Tür wollte sich der Geschäftsmann seinem
Jaguar zuwenden.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, bieten wir Ihnen eine
Fahrgelegenheit«, sagte Christoph.
    Der Mann schien überrascht. »Warum kann ich nicht mit
meinem eigenen Wagen fahren? Glauben Sie, ich will mich dem Gespräch durch
Flucht entziehen? Oder haben Sie mich verhaftet?«
    »Wir möchten Ihnen nur einige Fragen stellen. Danach
werden wir Sie wieder zu Ihrem Auto bringen.«
    Smitkov schien das nicht recht zu sein. »Das macht bei
den Leuten einen schlechten Eindruck, wenn ich von der Polizei eskortiert
werde. Ich genieße einen untadeligen Ruf und möchte, dass es so bleibt.«
    »Wir bestehen aber darauf«, sagte Christoph.
    Der Mann beugte sich dem Vorgehen der Polizisten.
    »Gibt es eine Stelle, bei der ich mich über Ihre
Handlungsweise beschweren kann?«, fragte er. Zu keinem Zeitpunkt hatte er seine
ruhige Tonlage verändert, auch wenn er jetzt sichtlich verärgert war.
    »Das steht Ihnen frei. Ich werde Ihnen nachher meine
Dienststelle nennen. Sie können jederzeit eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen
mich erwirken.«
    »Das möchte ich nicht ausschließen. Schließlich ist es
schon ein massiver Eingriff in meine Rechte, was Sie hier machen. Ich bin auf
Ihre Erklärung gespannt.«
    Sie hatten den Ford erreicht.
    »Mein Kollege wird Sie jetzt kurz untersuchen, bevor
wir in das Fahrzeug einsteigen. Das ist reine Routine«, sagte Christoph.
    Smitkov protestierte nicht, sondern stellte sich mit
leicht gespreizten Beinen vor Mommsen, der mit beiden Händen die Konturen des
Mannes nachfuhr.
    »Haben Sie geglaubt, ich wäre bewaffnet?«, amüsierte
sich Smitkov.
    In diesem Moment zischte etwas zwischen den Köpfen
Christophs und Smitkovs hindurch. Noch ehe sie reagieren konnten, schlug
Smitkov die Hände über dem Kopf zusammen, während die drei Polizisten über die
Schultern blickten. In diesem Augenblick zersprang mit einem lauten Knall die
Scheibe der hinteren Tür. Fast gleichzeitig war ein metallenes »Plong« zu
hören.
    Instinktiv ließen sich die drei fallen, dabei riss
Große Jäger Smitkov mit sich und bedeckte den verdutzten Mann halb mit seinem
massigen Körper.
    »Da schießt jemand auf uns«, sagte Christoph.
    »Das glaub ich nicht. Wo sind

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