Mordlicht
mir die Tüte vom Kopf
gezogen hat? Der mich als Erster fragte, wie es mir geht?«
»Genau. Dann musste ich Sie leider verlassen, weil ich
dem Übeltäter nachgeeilt bin. Aber der Kerl war schneller und ist mir
entwischt.«
»Herzlichen Dank für Ihre Hilfe. Trotzdem glaube ich,
dass Sie uns einiges erklären müssen.«
»Das denke ich auch«, antwortete Helge Thiel. »Doch
lassen Sie uns zuerst nach dem Burschen suchen, der auf Smitkov geschossen
hat.«
»Auf mich?«, fragte der Mann ungläubig. »Man hat auf
mich geschossen? Ich vermute viel eher, dass der Anschlag der Polizei galt.«
»Nein«, erklärte ihm Christoph, der die Idee des LKA -Beamten aufgriff. »Der Anschlag war
Ihnen zugedacht. Der Schütze hat gesehen, dass Sie in unserer Begleitung sind.
Offenbar befürchtet er, dass Sie uns etwas verraten könnten. Ich freue mich
schon auf die Unterhaltung mit Ihnen, Herr Smitkov.«
Smitkov machte keinen glücklichen Eindruck, schwieg
aber. Seine Miene hellte sich erst auf, als Große Jäger sagte: »Vermutlich hat
der Bursche das Weite gesucht. Den bekommen wir nicht mehr.«
»Oder es ist einer von der intelligenten Sorte, der
sich jetzt in einem der Hotelzimmer aufhält und einen harmlosen Touristen mimt.
Wir sollten Verstärkung anford…«, meinte der Kieler Kommissar, wurde aber in
seinen Ausführungen durch den heranrollenden VW -Bulli
der Quickborner Polizeistation unterbrochen. Drei Uniformierte entstiegen dem
Wagen, darunter die beiden schon bekannten Ulrich Schröder und Ben Hegermann.
Christoph gab eine kurze Lagebeschreibung. »Wir müssen
das Terrain absuchen und die Räume inspizieren. Aber Achtung! Es ist Vorsicht
geboten. Der Mann ist bewaffnet und macht rücksichtslos von der Schusswaffe
Gebrauch.«
»Sollten wir nicht auf das SEK warten?«, schlug der Quickborner Revierleiter vor.
»Nein«, entschied Thiel. »So viel Zeit bleibt uns
nicht. Also, los.« Er zeigte auf den dritten Beamten der Schutzpolizei, der
nicht mit Namen vorgestellt wurde. »Sie bleiben hier und werfen einen Blick auf
den Mann.« Er zeigte auf Smitkov. »Zwei sichern die Rückseite«, wies der Kieler
Kommissar an.
»Ich«, meldete sich Mommsen.
Ben Hegermann machte einen Schritt auf Mommsen zu.
»Ich begleite den Kollegen.«
»Gut«, sagte Thiel. »Dann man los.«
Im leichten Trab verschwanden die beiden im Durchgang
zwischen Hotelanbau und der einzeln stehenden Garage.
»Wir sollten uns von der Rezeption eine Liste mit der
Zimmerbelegung besorgen«, schlug Christoph vor und wandte sich, ohne eine
Antwort abzuwarten, dem Haupthaus zu.
Der Hoteldirektor zeigte sich überrascht, als
Christoph sich auswies und seine Bitte vortrug.
»Selbstverständlich«, antwortete er hilfsbereit und
fuhr mit dem Finger über die aktuelle Seite seines Belegungsplans. Dann
notierte er eine Reihe von Zimmernummern auf einen Zettel.
»Wer wohnt in diesen Räumen?«
Der Manager überlegte kurz. »Hier wohnen zwei ältere
Damen. Die eine benötigt eine Gehhilfe. Dieses Zimmer hat ein junges Ehepaar
mit zwei Kindern belegt. Die sind vorhin weggefahren. Hier – das können Sie
auch streichen. Das ist ein Ehepaar aus Münster. Stammgäste. Die kenne ich
schon seit Jahren. Diese beiden Einzelzimmer ebenso. Zwei ältere Herren, so um
die siebzig. Kommen zweimal jährlich zum Golfspielen.«
Es blieben drei Räume übrig. In einem hatte sich ein
Paar eingemietet. Der Schlüssel hing nicht am Brett.
»Vermutlich sind die Herrschaften auf dem Zimmer. Und
die beiden anderen Räume gehören Einzelreisenden. Männlich. Beide sind das
erste Mal in unserem Haus. Ein Zimmer befindet sich im Anbau, zweiter Eingang,
und dann im Erdgeschoss. Das zweite Zimmer ist hier im Haupthaus.«
»Mit welchem Namen sind die eingetragen?«
»Der im Haupthaus heißt Hermann-Josef Frings. Der im
Anbau nennt sich Gorbatschow.«
Mit diesen Informationen kehrte Christoph zur kleinen
Gruppe zurück, die sich in den Schutz der Bäume zurückgezogen hatte.
»Wir sollten uns zuerst diesen Gorbatschow vornehmen«,
schlug Christoph vor.
»Wie heißt der?«, fragte Große Jäger ungläubig. »Habe
ich richtig gehört?«
»Hast du.«
»Oh wie sinnig«, gab der Oberkommissar zurück. »Dann
wollen wir ihn mal besuchen. Ich bin nämlich der dicke Kohl und will mit dem
Typen in die Sauna.«
Sie traten nacheinander durch die Tür in den Flur des
Anbaus. Geradeaus führte eine zweite Glasdoppeltür in den Erdgeschossflur. In
einer Glasvitrine war handbemaltes
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