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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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dass Schöppe unruhig wirkte.
»Es sieht aus, als würde er jemanden erwarten.« Es verging eine weitere Stunde,
bis der Oberkommissar erneut anrief. »Achtung. Er hat eben bezahlt.«
    Kurz darauf trat Schöppe auf die Straße. Er blieb
unschlüssig vor dem Lokal stehen, orientierte sich nach beiden Seiten und
schlenderte dann langsam in Richtung seines Autos.
    »Ob er versetzt wurde?«, fragte Mommsen.
    »Das sieht nicht so aus. Es hat eher den Anschein, als
hätte er die Zeit überbrückt.«
    »Warum ist er nicht später gefahren? Das macht doch
keinen Sinn, Schleswig vor der Zeit zu verlassen, um hier in Bad Bramstedt die Zeit
totzuschlagen.«
    »Das könnte ein Zeichen für Nervosität sein«, meinte
Christoph. »Er hat es in seiner Wohnung nicht mehr ausgehalten.«
    »Der hat Hummeln im Hintern«, kommentierte Große
Jäger, der sich mit einem Stöhnen auf die Rückbank quetschte. »Mann, war der
Typ unruhig. Der hat ständig auf seine Uhr gesehen, viermal die Speisekarte
auswendig gelernt und jede Glühbirne einzeln gezählt.«
    »Hat er dich ins Visier genommen?«
    Der Oberkommissar lachte. »Mich? ‘nen einheimischen
Arbeitslosen, der sich ein Bier am Nachmittag gönnt?«
    Christoph ließ den Motor an und folgte dem BMW , der das Zentrum in südlicher
Richtung verließ. Schöppe bog am Ende des Marktplatzes nach rechts ab.
    »Das ist interessant«, murmelte Christoph.
    »Das kannst du wohl sagen«, stimmte Große Jäger zu.
Auch er hatte das Richtungsschild gelesen: »Quickborn 20 km«.
    Irgendwer im Landkreis musste gehört haben, dass
Kreisverkehre den nicht vorhandenen Massenverkehr beschleunigen. Jedenfalls
unterbrach ein solches Rondell auf der schnurgeraden Straße den Verkehrsfluss.
Ein Stück weiter führte die wie mit dem Lineal gezogene Straße durch ein großes
Waldgebiet. Nur gelegentlich kam ihnen ein einzelnes Fahrzeug entgegen.
    Sie folgten dem BMW in großem Abstand. Ein ganzes Stück vor Quickborn flackerten die Bremsleuchten
auf, dann bog der Wagen nach rechts auf ein Waldgrundstück ab. Schon von weitem
sahen sie das Hinweisschild des Hotels »Waldfrieden«.
    Christoph reduzierte die Geschwindigkeit, um Schöppe
Gelegenheit zum Aussteigen zu geben. Dann bog auch er auf das Hotelgrundstück
ein. Das durch eine große Rhododendronhecke geschützte ehemalige Jagdhaus lag
mitten im Hochwald. Das verwinkelte Gebäude mit dem markanten Spitzgiebel und
dem zinnbewehrten Rundtürmchen kuschelte sich richtiggehend ins Grün hinein. Im
Hintergrund befand sich ein im gleichen Stil gehaltener weiterer Bau, der
früher die Remise gewesen sein mochte.
    Sie waren noch auf der Zufahrt, als sie Schöppe den
Weg kreuzen sahen. Mit einem Aktenkoffer in der einen und einem Bordcase in der
anderen Hand strebte er dem Hoteleingang zu. Sein Fahrzeug hatte er unter den
Bäumen geparkt.
    Christoph fuhr bis ans Ende der freien, besandeten
Fläche und stellte den Dienst-Kombi ebenfalls unter die Bäume.
    »Schöppe kennt uns drei. Deshalb wäre es unklug, ihm zu
folgen. Warten wir einmal, ob er sich mit jemandem verabredet hat, den wir
kennen«, schlug Christoph vor.
    Kurz darauf hörten sie auf den groben Kieseln das
Knirschen eines sich nähernden Wagens. Durch die Bäume sahen sie einen blauen
Passat, der langsam den Weg entlangrollte. Im Wagen konnte man eine einzelne
Person ausmachen. Er hielt auf der Höhe des geparkten BMW kurz an und fuhr dann im Schritttempo weiter. Vor dem
Anbau zögerte der Fahrer, entschloss sich dann aber, nach links abzubiegen,
entgegen der Richtung, in der die drei Beamten standen. Langsam fuhr der Wagen
hinter das Hotel und entschwand ihren Blicken.
    »Ich glaube es nicht«, sagte Große Jäger. »Das
Kennzeichen, das es nicht gibt. OD-NY .
Der Wagen, den uns der Hausmeister aus Schleswig beschrieben hat.«
    »Nun wird es spannend. Wieso haben sich Schöppe und
der Unbekannte hier in Quickborn verabredet? Die Sache wird immer
undurchsichtiger. Wer ist dieser Unbekannte?«
    »Der Mann im Hintergrund?«, mutmaßte Mommsen, aber
Christoph schüttelte den Kopf.
    »Das glaube ich nicht. Wenn es der ist, der die Fäden
zieht, lässt er sich nicht dazu herab, uns persönlich zu beschatten. Aber wir
suchen immer noch den zweiten Russen, den Kumpel von Pjotr Schewtschenko, mit
dem er die Überfälle in den letzten Jahren begangen hat und von dem wir
vermuten, dass er Reiche ermordet hat. Vorsicht, der Mann ist gewalttätig. Wir
sollten vorsichtshalber das MEK benachrichtigen«, mahnte

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