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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Baranowitsch. Ich bin Tourist aus Minsk. Pass
und Visum finden Sie dort.« Mit einem Kopfnicken zeigte er auf ein Sakko, das
über einer Stuhllehne hing.
    »Darf ich?«, fragte Thiel und hatte schon in die
Tasche gegriffen, ohne die Antwort abzuwarten.
    Die drei Husumer sahen sich an. Ein Weißrusse. Wie der
tote Pjotr Schewtschenko.
    »Stimmt«, bestätigte der Kieler Kommissar. »Alter: fünfundvierzig. Und das Visum der deutschen Botschaft scheint auch echt zu
sein.«
    »Wo denken Sie hin?«, empörte sich Baranowitsch.
    »Haben Sie eine Waffe?«, fragte Christoph.
    »Was soll ich damit?«
    Helge Thiel ging auf den Mann zu und ergriff seine
Hände. Wenn er sich bisher friedfertig verhalten hatte, so zeigte er plötzlich
Widerstand. Ruckartig riss er die gefesselten Hände vor seinen Bauch. Aus
seinen dunklen Augen funkelte er den LKA -Beamten
böse an. Doch der feste Griff der beiden uniformierten Polizisten brach seine
Gegenwehr.
    Thiel beugte sich zur rechten Hand des Delinquenten
herab und schnupperte daran. Nichts. Das Ganze wiederholte er an der linken
Hand. »Sie haben vor kurzem eine Waffe in der Hand gehabt. Ich rieche es«,
stellte er fest.
    Baranowitsch sah ihn an. »Ich sage nichts mehr«,
antwortete er.
    »Wir nehmen Sie vorläufig fest«, sagte Christoph und
spulte den Text der bei Verhaftungen üblichen Rechtsbelehrung ab.
    »Haben Sie das verstanden?«, fragte er anschließend.
    Der gefesselte Mann nickte wortlos.
    Dann untersuchten sie das Hotelzimmer. Sie fanden nur
Kleidungsstücke und Utensilien, die ein Tourist üblicherweise mit sich führt.
Eine Waffe fanden sie nicht.
    Als die beiden Schutzpolizisten Baranowitsch unter den
Arm fassten und ihn nach draußen führten, stockte der Mann zunächst. Dann ließ
er sich widerstandslos begleiten. Er hatte während der ganzen Zeit geschwiegen.
Sie traten ins Freie und wandten sich dem Polizeibulli zu, in dem der dritte
Uniformierte mit Smitkov wartete.
    Als sie vor der Schiebetür des grün-weißen
Polizeiwagens auftauchten, bemerkte Christoph ein Erschrecken in Smitkovs
Augen.
    »Sie wollen diesen Mann doch nicht etwa in einem Wagen
mit mir transportieren«, protestierte er. »Schließlich hat er versucht, auf Sie
zu schießen.«
    »Das galt Ihnen«, erwiderte Große Jäger. »Und nun
interessiert uns brennend, warum.«
    Smitkov sah den Weißrussen verächtlich an. Dann begann
er auf ihn einzureden. Er bediente sich einer Sprache, von der Christoph
vermutete, dass es Russisch war. Am Tonfall konnte man erkennen, dass es alles
andere als eine freundliche Begrüßung war.
    »He, he – sprich Deutsch«, fuhr Große Jäger
dazwischen. »Wir möchten gern etwas mitbekommen von eurem trauten
Zwiegespräch.«
    Doch Smitkov ließ sich nicht bremsen. Der
Oberkommissar wollte erneut dazwischen fahren, wurde aber diskret von Thiel
durch ein Zupfen am Ärmel daran gehindert.
    Baranowitsch hörte sich Smitkovs Schimpftirade reglos
an. Erst als der smarte Geschäftsmann schwieg, antwortete er mit einem
prägnanten »Pahhh!«.
    »Wenn ich das übersetzen könnte, würde das mit
Sicherheit für eine Anklageerhebung reichen«, mutmaßte Große Jäger.
    »Stimmt«, bestätigte Thiel. »Herr Smitkov hat unseren
Schützen aufs Heftigste beschimpft, ihn einen Idioten genannt und gefragt, was
um Himmels willen in ihn gefahren wäre, dass er auf ihn geschossen hätte.«
    Alle schauten erstaunt auf den Kieler LKA -Beamten. Smitkov war vor Schreck der
Unterkiefer nach unten gerutscht. Zum ersten Mal machte er einen nahezu
dümmlichen Eindruck. Auch Baranowitsch hatte verstanden, dass Smitkov mit
seiner unbedachten Erregung einen großen Fehler begangen hatte.
    »Sie verstehen Russisch?«, fragte Christoph.
    Helge Thiel nickte. »Ich komme von der
Spezialdienststelle für Organisierte Kriminalität und habe Russisch gelernt.
Mühsam«, fügt er an. »Auch wenn Schleswig-Holstein kein Brennpunkt der
Organisierten Kriminalität ist, so hat deren Bekämpfung aufgrund der
geographischen Lage im Ostseeraum eine herausragende Stellung.«
    »Donnerlüttchen«, staunte Große Jäger. »Das traut der
Rest der Republik uns gar nicht zu. Hinter Holstein, auf der anderen Elbseite,
glauben die doch, wir würden nur Eier- und Fischdiebe jagen.«
    »Siehst du«, beruhigte ihn Christoph. »Wie du richtig
angemerkt hast. Die anderen wohnen hinter Holstein. Doch zurück zur
Sache. Ich möchte mir jetzt auch den Herrn Frings ansehen, der sich im
Haupthaus eingemietet hat. Ich fürchte, der

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