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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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und jeder Autofahrer würde hier, in dieser 30-km/h-Zone, den blauen Bagger ohnehin sofort sehen.
    Metzger näherte sich mit ›Hartmut‹ dem schienengleichen Übergang, schaute sich nach allen Seiten um, stoppte, als sich ein Kleinbus näherte. Die Baggerschaufel wippte und schaukelte, er hantierte an den Schalthebeln, ließ den Diesel wieder dröhnen und roch die Abgase. Metzger war mit der komplizierten Technik des Schienenbaggers vollauf beschäftigt, wollte ihn langsam in Bewegung setzen, doch dann machte das Gefährt plötzlich einen Satz, schien für einen Moment außer Kontrolle zu geraten – rumpelte auf die Straße, viel zu schnell, um noch abgebremst werden zu können. Metzger hatte vor Schreck ein falsches Pedal getreten. Während er dies erkannte, sich umblickte und zur Straßenmitte rollte, ergriff ihn ein panisches Gefühl. Alles schien gleichzeitig zu geschehen. Die Bewegung im linken Augenwinkel nahm er nur für den Bruchteil einer Sekunde wahr, ein größer werdender Schatten – und dann krachte es. Blech dröhnte, Glas zerbarst, der Bagger kippte nach rechts vorne. Metzger klammerte sich an die Schalthebel, schlug sich den Kopf an die Decke der Fahrerkabine, fiel zur rechten Tür, sah den Himmel über sich und irgendwo auch den Lastwagen, den er übersehen hatte.
     
    Manfred Watzlaff, der Leiter des Geislinger Polizeireviers, war sichtlich außer Atem. Der uniformierte Hauptkommissar, der sich in seinem Zuständigkeitsbereich auskannte, wie kaum ein anderer, war die Treppen von der Wache heraufgeeilt, um der Sonderkommission eine Neuigkeit mitzuteilen. Häberle und Linkohr hatten sich gerade mit ihrem Kollegen Schmidt in eine Ecke zurückgezogen, um die bisherigen Erkenntnisse zu besprechen. Watzlaff kam auf sie zu, vorbei an mehreren Kripobeamten, die Akten studierten und mit ihren Computern beschäftigt waren.
    »Kollegen«, sagte der Uniformierte bereits beim Näherkommen, sodass Häberle erstaunt aufblickte, »das könnte euch vielleicht interessieren. Ein anonymer Anruf.«
    Die drei Angesprochenen, die um die Stirnseite einer langen weißen Tischreihe saßen und Notizblätter vor sich liegen hatten, zeigten sich überrascht.
    »Schießen Sie los«, forderte Häberle den Kollegen auf.
    »Vor fünf Minuten hat in der Wache ein Mann angerufen und lediglich gesagt, wir sollten uns um die Frau Flemming kümmern«, berichtete Watzlaff, nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Die Kollegen wollten ihn zu euch rauf verbinden, aber da hat er schon aufgelegt.«
    Häberle sah den Revierchef mit zusammengekniffenen Augen an, wie er das im Zustand scharfen Nachdenkens oftmals tat. »Und? Mehr hat er nicht gesagt?«
    Erst jetzt faltete Watzlaff ein Stück Papier auseinander, das er in der rechten Hand gehalten hatte. »Doch, wörtlich hat er gesagt ...« Er las ab, was er sich notiert hatte: »Ich glaube, Frau Flemming ist etwas zugestoßen. Sie ist spurlos verschwunden. Bitte kümmern Sie sich darum. – Dann hat er aufgelegt.«
    »Können wir feststellen, woher der Anruf kam?«
    »Es war ein Handy, soviel wissen wir schon. Allerdings hat’s keine Nummer übertragen.«
    »Ist kein Problem«, mischte sich Schmidt ein, der wieder an seinem Schnauzbart gezwirbelt hatte. »Ich mach’ das.« Er stand auf und verließ den Raum.
    Häberle blickte seinen Kollegen Linkohr an. »Dann sollten wir vielleicht mal auf die Alb rauf fahren.« Während er aufstand, meinte er: »Wenn das stimmt, was der Anrufer sagt, dann steckt die Flemming tiefer in der Sache, als wir vermutet haben.«
     
    Als Häberle die kurvige Waldhauser Steige aufwärts fuhr, spielte das Handy die wohlbekannte Melodie. Linkohr drückte auf die grüne Taste und ließ es in der Halterung stecken.
    »Ich hab’ vorhin noch was vergessen«, erfüllte Schmidts Stimme den Innenraum des Fahrzeugs, »die Kollegen haben nach der australischen Eiche recherchiert. Die Gärtner meinen, sie sei in größeren Gewächshäusern, Wintergärten oder Firmengebäuden hin und wieder anzutreffen. Überall halt, wo das Klima passt und große helle Räume zur Verfügung stehen. Ein Gärtner glaubt sich zu entsinnen, dass es im Verwaltungsgebäude der WMF welche gebe.«
    »In der WMF«, wiederholte Häberle nachdenklich. Schmidt schwieg für einen Moment, fügte dann aber hinzu: »Um damit jemanden totschlagen zu können, braucht man natürlich ein kräftiges Stück Stamm – oder einen dicken Ast. Das heißt, die klimatischen Bedingungen müssen ideal sein, damit

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