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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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»Gar keine Absicht, meine Herren, gar keine. Nur die Sorge um Frau Flemming.« Er legte den Kugelschreiber auf den Tisch. Offenbar hatte er sich zu einer klaren Antwort durchgerungen. »Unter Männern gesprochen«, fuhr er fort, »mir ist die Frau Flemming nicht gerade egal. Wir kennen uns seit geraumer Zeit etwas näher.« Er blickte nacheinander seine beiden Besucher an: »Ja, jetzt hab’ ich seit drei, vier Tagen nichts mehr von ihr gehört. Deshalb wollte ich gestern Abend nach dem Rechten sehen.«
    »In der Dunkelheit«, stellte Häberle fest. »Sie schleichen wie ein Einbrecher ums Haus. Was haben Sie sich davon versprochen?«
    »Ich wollte sehen, ob ihr Wagen in der Garage stand – und ob es Spuren eines Einbruchs gibt.« Westerhoffs Stimme wurde wieder fester und selbstbewusster.
    »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?« hakte Häberle nach.
    »Zu keinem. Allerdings ...«, er zögerte, »für einen Moment hab’ ich beim Vorbeigehen an einem Fenster geglaubt, eine Bewegung am Vorhang bemerkt zu haben.«
    »Nur geglaubt, oder sind Sie sich sicher?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, denn ich hatte plötzlich Angst«, er lächelte wieder, »ich bin dann sofort wieder heim. Denn ich konnte auch nicht lange wegbleiben. Ich hatte meiner Frau nämlich gesagt, ich würde nur eine Runde durch die ›Roßhülbe‹ machen.«
    »Frau Flemming ist Ihre Geliebte?« fragte Häberle direkt und ließ seinen Blick über die Ecke mit den prächtigen Grünpflanzen schweifen. Neben der Birkenfeige gab es da tatsächlich noch einige andere Bäumchen.
    Westerhoff hob die Schultern. »Geliebte«, wiederholte er, »ich weiß nicht, ob man das so bezeichnen kann. Wir haben uns gemocht, wir haben uns Mails geschrieben – und uns auch mal getroffen.«
    Häberle wagte einen Frontalangriff: »Zum Schäferstündchen bei der Windkraftanlage.«
    Westerhoffs Gesichtsfarbe wurde fahl. »Das tut aber in diesem Fall nichts zur Sache«, stammelte er hilflos.
    Die beiden Kriminalisten standen auf und Häberle versprach, als er Westerhoff die eiskalte Hand schüttelte: »Keine Sorge, wenn Sie mit der Sache nichts zu tun haben, erfährt Ihre Frau nichts davon.« Im Hinausgehen bekräftigte der Kommissar nochmal: »Wenn Sie nichts damit zu tun haben.« Dann fiel ihm noch etwas ein: »Diese wunderschönen Pflanzen, die Sie hier haben«, Häberle blieb stehen und deutete in die grüne Ecke: »Ist da auch eine australische Eiche drunter?«
    »Keine Ahnung – wieso interessiert Sie denn das?«
    »Nur so«, erwiderte der Kommissar, »wer pflegt die Pflanzen denn – Ihre Sekretärin?«
    Über Westerhoffs Gesicht huschte ein Lächeln. »Nein, das ist Sache der Putzfrau.«
    Linkohr machte ein paar Schritte zurück in den Raum und besah sich diese Grüninsel. »Hat man die Bäumchen in jüngster Zeit gestutzt?«
    Westerhoff schüttelte verständnislos den Kopf. »Das dürfen Sie mich nicht fragen. Ich bin kein so großer Pflanzenfan.«
     

36
     
    Georg Sander, der Journalist der ›Geislinger Zeitung‹ wollte sich an diesem Donnerstagnachmittag nicht mehr von Uli Stock, dem Polizeipressesprecher, abspeisen lassen. Seit zwei Tagen fand der Mord an Flemming im täglichen Polizeibericht überhaupt nicht mehr statt. Und bei Rückfragen ließ Stock nur wortkarg durchblicken, dass »die Ermittlungen weiter im Gange« seien. Sander hatte zwar den Ortsvorsteher Wühler interviewt und auch mal mit Häberle gesprochen, doch selbst der schien noch keine richtige heiße Spur zu haben. Sander war sich aber ziemlich sicher, dass der Fall eine kommunalpolitische Variante hatte – zumindest jedoch glaubte er, dass der geplante Schweinestall eine Rolle spielen würde. Wieso aber, so überlegte er immer wieder, sollte Wühler einen Gegner beseitigen? War ein Schweinestall es wert, einen Mord zu begehen? Andererseits war sich auch Sander bewusst, dass dort, wo viel Geld und Einfluss im Spiel sind, vor nichts zurückgeschreckt wurde. Vor gar nichts.
    Der Journalist hatte bei seinen Recherchen erfahren, dass die geschäftlichen Beziehungen der Flemmings nicht immer hasenrein waren – und dass alle Personen aus dem Umfeld irgendwie auch begeisterte Eisenbahnfans waren.
    An diesem Donnerstagnachmittag beschloss der Journalist, zum Wochenende hin einen zusammenfassenden Artikel zu schreiben. Zum einen lag der Mord dann eine Woche zurück – und zum anderen fuhr am Sonntag auch wieder der historische Dampfzug.
    Sander hatte gestutzt, als er von dem Bahnunfall

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