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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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angekündigt gewesen war. Dann aber hatte ein unerwartetes Zwischenhoch den Plan vermasselt. Jetzt jedoch schienen sich die Meteorologen sicher zu sein, dass die erhofften Niederschläge großflächig über Deutschland hereinbrachen. Nun galt es, im Laderaum des Sattelauflegers die Vorbereitungen zu treffen. Osotzky öffnete die Klapptüren am Heck und kletterte trotz seiner Körperfülle mühelos zur Ladefläche hinauf. In vier Reihen standen dort mehrere Dutzend blaue Plastikfässer, von denen jedes Einzelne bis zur Hälfte seiner Höhe in einer Ummantelung steckte, die es wie eine Halterung vor dem Verrutschen sicherte. Der Trucker vergewisserte sich, dass sich an diesem Sonntagnachmittag niemand auf dem Firmenareal oder in der näheren Umgebung aufhielt, und knipste die Innenbeleuchtung an. Dann zog er die beiden Klapptüren sanft zu sich her und sicherte sie mit einer Verriegelung. Er musste ungestört sein und wollte keine neugierigen Zuschauer haben. Denn es war keine einfache Arbeit, die komplizierte Technik zu aktivieren, die sich im Inneren der Ummantelungen verbarg. Auf den ersten Blick jedenfalls wirkte die Fracht ordentlich verstaut und gesichert. Doch das Wichtigste würde man erst sehen, wenn man die Fässer herausholte und die Vorrichtungen einer genaueren Prüfung unterzog. Die Konstruktion war genial und hatte sicher ein halbes Vermögen gekostet.
    Osotzky wusste, was zu tun war, um diese Anlage auf ihren Einsatz vorzubereiten. Er kannte jeden Handgriff und ging mit allergrößter Sorgfalt vor. Diese Aufgabe verlangte vollste Konzentration. Es war ein Job für einen Zupacker und einen Praktiker, für einen, auf den Verlass war, der durch dick und dünn ging und der, wenn’s drauf ankam, nicht lange fackelte, sondern handelte. Zweifellos war so ein tagelanger Einsatz eine Knochenarbeit, doch dafür wurde er fürstlich entlohnt, sodass es leicht fiel, die unangenehmen Seiten zu vergessen. Wie er überhaupt möglichst alles vergessen sollte, was er tat und sah. Jedenfalls hatte ihm der Chef dies empfohlen. Deshalb würde er auf der langen Fahrt in Richtung Belgien nicht viel drüber nachdenken, sondern seine Kilometer abspulen, seinen Job tun und Countrymusic hören, immer wieder Countrymusic. Und von der vermeintlichen Freiheit auf der großen langen Straße der Einsamkeit träumen.
     

9
    Polizeitaucher aus Stuttgart hatten inzwischen die Leiche aus der Höhle geholt und sie in einen Metallsarg gelegt. Das Gelände war weiträumig abgesperrt, was die vielen Neugierigen nicht davon abhielt, aus größerer Entfernung die Szenerie zu beobachten. Ferngläser wurden weitergereicht, wilde Gerüchte machten die Runde. Auf dem Querweg, der von der Straße durchs enge Tal zur Höhle führte, parkten mehr als zehn Einsatzfahrzeuge, darunter ein Gerätewagen der Feuerwehr und, rein vorsorglich gerufen, ein Rettungswagen des Roten Kreuzes. Zivile Behördenfahrzeuge deuteten darauf hin, dass auch die Kripo eingetroffen war. Der örtliche Bestattungsunternehmer Peter Maile, ein schwergewichtiger Mann, der in seinem langen Berufsleben bereits die Opfer vieler Verbrechen und schrecklicher Unglücksfälle hatte abholen müssen, war mit seinem grau-schwarzen Mercedes-Leichenwagen rückwärts so weit wie möglich an das Bachbett herangefahren. Um den offenen Metallsarg, den die Taucher hinter dem Kombi abgestellt hatten, scharten sich uniformierte und zivile Einsatzkräfte. Kriminalist Mike Linkohr trat einen Schritt nach vorne, um sich einen ersten Überblick vom Zustand des Mannes zu verschaffen. Keine Schusswunde, keine anderen Verletzungen erkennbar, stellte er fest. Der Arzt hatte bereits offiziell den Tod bescheinigt, was ohnehin nur noch eine reine Formsache war. Die Todesursache würde erst eine Obduktion in der Ulmer Gerichtsmedizin erbringen.
    Linkohr gab wortlos ein Zeichen, mit dem er andeutete, dass die Leiche weggebracht werden konnte. Doch Bestattungsunternehmer Maile durchbrach das allgemeine betretene Schweigen: »Moment mal«, sagte er und drängte sich nach vorne, um sich über den Sarg beugen zu können, »den kenn’ ich doch.« Er zögerte keinen Augenblick. »Klar, den kenn’ ich.« Maile, Kommunalpolitiker und weithin bekannter Repräsentant des bundesweiten Clubs der kochenden Männer, verstand es auch in solchen Situationen, seine Zuhörer auf die Folter zu spannen. Linkohr blickte abwechselnd auf den bislang unbekannten Toten und dann auf Maile.
    »Das ist Flemming«, erklärte der

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