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Mordloch

Mordloch

Titel: Mordloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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ja«, antwortete der Handwerksmeister und gab sich gelangweilt.
    »Komisch«, erwiderte die Frau, »ich hätte schwören können, Sie gestern Abend in Waldhausen gesehen zu haben.«
    Der Handwerksmeister verneinte das energisch und wandte sich gelangweilt der Landschaft zu. Ein Waldstück zog vorbei.
    »Muss ich mich wohl täuschen«, zeigte sich die alte Dame zerknirscht. »Hätte schwören können, dass Sie bei meinem Nachbarn waren, dem Herrn Westerhoff. Mit einem Geländewagen mit Stuttgarter Nummer.« Ihre letzten Worte waren nahezu ganz im Pfiff der Lokomotive untergegangen. Der Handwerker hatte sie aber verstanden. Sie jagten ihm den Blutdruck in die Höhe. Wieder beobachtete er seine Frau, die Gedanken versunken in den Wald starrte.
    »Sie müssen sich täuschen, ganz bestimmt«, sagte er und gab mit versteinertem Gesicht zu verstehen, dass für ihn die Diskussion mit seiner Nebensitzerin beendet war.
     

8
    Ausgerechnet am Sonntagnachmittag. Mike Linkohr, jüngster Beamter der Kriminalaußenstelle Geislingen/Steige, hatte Bereitschaftsdienst und war von den uniformierten Kollegen auf dem Handy angerufen worden. Eine Leiche im Mordloch. Er kannte die Höhle. Schon oft war er mit dem Fahrrad daran vorbeigekommen und hatte sich überlegt, welche schreckliche Geschichte sich wohl hinter diesem Namen verbarg. Dem jedenfalls machte sie nun wohl alle Ehre – und dies ausgerechnet an einem wunderschönen Sommersonntag, an dem er zum ersten Mal mit Juliane ein Date hatte. Sie waren zur Burgruine Helfenstein hinaufgewandert, die hoch über der Stadt thronte und wo es ein rustikales Lokal gab. Wirt Ferdl und seine Frau Helga bewirtschaften es seit Jahr und Tag. Heute herrschte da oben Hochbetrieb. Ein bisschen Volksfeststimmung. Ferdl, der schwergewichtige »Helfensteiner«, der sich in seiner »Krachledernen« am wohlsten fühlte, pflegte dann seinen Grill ins Freie zu stellen und reihenweise Würste zu brutzeln. Helga schleppte aus der engen Schenke die Getränke herbei.
    »Da haut’s dir’s Blech weg«, kommentierte Linkohr den Anruf seines Kollegen und steckte das Handy wieder in die Hosentasche. Seine überaus schlanke Begleiterin lächelte verständnisvoll. »Dein Job«, stellte sie lakonisch, aber keinesfalls vorwurfsvoll fest. Der junge Mann kratzte sich am Schnurrbart, gab Helga ein Zeichen und bezahlte. Sie tranken ihre Gläser leer und verabschiedeten sich von der fröhlichen Gesellschaft, bei der sie gesessen waren.
    »Hey«, rief Linkohr seiner neuesten Errungenschaft nach, »damit ist der Tag aber nicht gelaufen.« Das kurze Höschen stand ihr wirklich gut, stellte er zum wiederholten Male fest und blickte ihr hinterher. Als Krankenschwester hatte sie Verständnis, dass er jetzt so schnell wie möglich in die Stadt hinab musste, wo sein Auto parkte. Auf einer der Treppen entlang der Burgruine blieb sie abrupt stehen. »Aber der Herr Kommissar muss doch jetzt den Bösewicht jagen«, meinte sie mit deutlicher Ironie in der Stimme. Er umarmte sie und gab ihr einen Kuss.
    »Dieser Job fordert den ganzen Mann«, flüsterte er und streichelte ihr übers lange blonde Haar.
    »Den ganzen ...?« hauchte sie. Er sagte nichts und eilte weiter. Die Pflicht rief. In Gedanken spielte er bereits durch, was zu tun sein würde: Spurensicherung, Gerichtsmedizin, den Chef der Göppinger Polizeidirektion informieren. Der Tag war, was Juliane anbelangte, vermutlich doch gelaufen.
     
    Es war kurz nach zwölf Uhr mittags, als der Dampfzug seine Endstation erreichte. Ein letztes Mal stieß die E 75 11 18 ihre Qualmwolken in den Himmel, fauchte und zischte, als sei sie erleichtert, die Anstrengung hinter sich zu haben. Eine Blaskapelle spielte, auf dem Bahnsteig drängten sich auch hier unzählige Menschen. Kruschke wischte sich den rußigen Schweiß aus dem Gesicht und lehnte sich so weit es ging aus dem Fenster. Bei der Einfahrt in Bahnhofsbereiche war höchste Vorsicht geboten. Blindlings drehte er an dem eisernen Rad und ließ die Maschine vollends ausrollen. Vorne kam der Prellbock in Sicht. Jetzt hatten sie’s geschafft. Die erste Fahrt an diesem Sonntag war bewältigt.
    Türen wurden geöffnet, Passagiere kletterten aus den Waggons. Auch die beiden Lokführer verließen ihren heißen Arbeitsplatz. Schaffner Florian Metzger bahnte sich einen Weg durch die Menge, um seine Begeisterung mit den Männern von der Lok zu teilen. Sie schüttelten sich die Hände. Florian wischte sich anschließend den Ruß mit einem

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