MordLust
Flowers. »Und zwar bei etwas, bei dem die meisten Leute das nicht tun würden. Ich habe sie nach Freunden gefragt, und sie hat gesagt, sie wär lesbisch. Ich hab ihr das abgekauft, aber jetzt stellt sich heraus, dass sie’s nicht ist.«
»Spielt das eine Rolle?«
»Zumindest wenn man jemanden braucht, der kräftig genug ist, um einen Fünfzigtausend-Dollar-Tisch zu schleppen«, sagte Lucas. »Jemand, mit dem man gemeinsam einen Mord begehen kann.«
»Wir müssen noch einige Tests machen«, sagte der Mann vom Labor, »aber ich hab’s mir schon mal unterm Mikroskop angesehen. Die Fäden sind identisch, ich meine, absolut identisch. Ich bin zu siebenundneunzig Prozent sicher, dass sie von derselben Rolle stammen. Wir werden noch ein paar Tests wegen der Farbe durchführen und so, nur zur Sicherheit.«
»Die Kuratorin hat gesagt, sie hätten den Quilt massakriert.«
»Yeah. Wir haben etwa einen Zentimeter von einem losen Faden an einer nach innen geklappten Ecke abgeschnitten. Ohne Suchscheinwerfer und Spürhund würde man die Stelle nicht wiederfinden.«
Lucas legte auf. »Was ist?«, fragte Flowers erneut.
»All diese Leute waren in einen größeren Betrug verwickelt, der etwa eine halbe Million Dollar eingebracht hat. Glauben Sie, das ist Grund genug zu töten?«
»Man kann im Winter, wenn man nur den Fluss überquert,
wegen einem Schinkensandwich getötet werden«, erwiderte Flowers. »Aber Sie haben mir doch erzählt, es wär Diebstahl, nicht Betrug.«
»Ich vermute Folgendes«, sagte Lucas. »Die haben sich wahrscheinlich alle über diese Betrugsgeschichte kennen gelernt. Zunächst mag ihnen das ja wie ein kleines Spiel vorgekommen sein. Oder vielleicht wussten die reichen Leute nicht mal, dass die Quilts gefälscht sind. Doch dadurch bekamen gewisse Typen Zugang zu ihren Kreisen, sahen sich um und verfielen auf eine ganz andere Idee – nämlich diese Leute ein bisschen besser kennen zu lernen, herauszufinden, was sie haben und wie viel das wert ist, und sie dann zu töten, um daranzukommen.«
»Bisschen plump für solche Kunsttypen.«
»Gar nicht plump«, sagte Lucas. »Äußerst selektiv. Um so was zu machen, muss man sich sehr gut auskennen. Man nimmt sich einige wertvolle Sachen, aber es muss obskures Zeug sein. Vielleicht Sachen, die auf dem Dachboden liegen und an die sich längst niemand mehr erinnert. Ein altes Gemälde, das vielleicht fünfhundert Dollar gekostet hat, als man es vor fünfzig Jahren gekauft hat, jetzt aber eine halbe Million wert ist. Sie haben sich Leute ausgesucht, die den Anschluss an die heutige Zeit verloren haben, alte Leute, Witwen und Witwer, die hundert bis hundertfünfzig Jahre alte Erbstücke besitzen. Also fehlen ein paar Stücke, hier ein Gefäß, da ein Tisch, ein Gemälde vom Dachboden, wer sollte das schon merken? Ein entfernter Neffe etwa? Wer sollte das merken?«
Flowers stand auf, steckte die Hände in die Tasche, schlenderte zu der großen Wandkarte von Minnesota hinüber und blickte darauf.
»So etwas kann einen stinksauer machen«, sagte er. »Wenn man ein zivilisierter Mensch ist und so.«
»Ja. Was Verrückteres kann man sich doch gar nicht vorstellen,
außer dass man es wegen dem Geld auf abartige Weise irgendwie verstehen kann. Doch nun fangen sie an, Leute totzuschlagen, die einfach nur im Weg sind.« Er starrte an Flowers vorbei auf die Wandkarte. »Wo zum Teufel ist Gabriella Coombs? Wo bist du, Honey?«
NEUNZEHN
L ucas saß mit Block und Stift im Arbeitszimmer und überlegte, wie er Amity Anderson überführen könnte, als sein Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche und blickte auf die Anruferkennung: Shrake. Dann sah er auf die Uhr: zehn Minuten nach Mitternacht. Shrake hatte die Überwachung von Amity Anderson übernommen und konnte gleich nach Hause fahren. Lucas klappte das Telefon auf. »Ja?«
»Was soll das? Haben Sie Jenkins und mich auf Schwulenpatrouille gesetzt? Weil Sie sauer auf uns waren, haben Sie Jenkins Boy Kline auf den Hals geschickt, und nun …«
»Wovon reden Sie?«
»Amity Anderson hatte ein Date, viel Küsserei, dann Dinner, und anschließend war sie drei Stunden bei ihrem Date zu Hause, und jetzt sind wir auf dem Rückweg zu Andersons Haus. Sobald ich sie im Bett hab, fahr ich zurück zu ihrem Date und versuche, selbst ein Date zu kriegen«, sagte Shrake.
»Sie ist also lesbisch?«
»Entweder das, oder sie geht mit dem umwerfendsten Typen aus, den ich je gesehen habe«, erwiderte Shrake. »Klasse Arsch
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