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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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dem gedämpften Summen. Keine Reaktion. Keine Bewegung, keine Schritte. Er klingelte erneut, dann riss er die Windfangtür auf, tat so, als würde er mit jemandem drinnen reden, und schob die Pickpistole in das primitive Yale-Schloss aus den fünfziger Jahren. Die Pickpistole ratterte kurz, dann konnte er das Schloss drehen. Er war drinnen.
    »Hallo?«, rief er. »Hallo? Amity? Amity?«
    Nichts. Durch das vordere Fenster schien leicht die Sonne herein und überzog den Teppich und den Rücken der Couch mit einem Sprenkelmuster. In dem Licht, das durch die offene Küchentür fiel, tanzten winzige Staubkörner. »Amity?«
    Er trat ein, schloss die Tür, zog die Latexhandschuhe über und sah sich rasch nach einem Sicherheitssystem um. Bekam einen Schreck, als er in dem Schrank neben der Haustür ein Keypad fand. Doch dann bemerkte er, dass die Flüssigkristallanzeige im Stil der achtziger Jahre nichts anzeigte.
    Er drückte auf einige Zahlentasten. Nichts.
    Er glaubte, es riskieren zu können. Wenn die Cops kämen, könnte er sich schon irgendwie herausreden. Aber trotzdem war Eile angesagt. Er hastete durch das Haus, hielt Ausschau nach allem, was eventuell eine Antiquität sein könnte, und
fand eine Spieldose. Sammelte sie etwa Spieldosen? Das wäre ja interessant. Er machte ein Foto davon. Hinauf ins Schlafzimmer. Dort fotografierte er ein Ölgemälde, einen Schaukelstuhl, eine Zeichnung und eine Kommode, die zu elegant aussah für ein Schlafzimmer.
    Ins Badezimmer. Große Wanne, Marihuana und Duftkerzen, im Arzneischränkchen Flaschen mit Alprazolam und Stilnox. Stress? Unter dem Waschbecken ein Samttäschchen mit irgendwelchen Sachen. Er hatte so etwas vor vielen Jahren mal gesehen, aber was … Er öffnete es. Ja natürlich, ein Diaphragma. Also trieb sie es mit beiden Seiten. Oder hatte es zumindest getan.
    Sein Handy klingelte und vibrierte gleichzeitig in seiner Tasche, und er hätte fast einen Herzinfarkt gekriegt.
    »Mrs. Coombs hat angerufen«, sagte Carol. »Sie möchte mit Ihnen reden. Es geht ihr total schlecht.«
    »Ich rufe sie später zurück«, erwiderte Lucas.
    »Es geht ihr wirklich schlecht«, sagte Carol.
    Da konnte er verdammt noch mal auch nichts tun. »Später«, blaffte er. »Okay?«
     
    Er ging rasch den Kleiderschank durch, die Kommode, sah unters Bett; warf einen Blick in den Keller, rief »Hallo?« und erhielt als Antwort nur ein gedämpftes Echo. Ging die Treppe wieder hinauf und betrat ein Zimmer im Erdgeschoss, das als Büro benutzt wurde. Nun war er schon lange drinnen – fünf bis sechs Minuten -, und der Druck wuchs.
    Im Büro stand ein eleganter Tisch, der als Schreibtisch benutzt wurde. Alles, was teuer war, sah für Lucas wie Mahagoni aus, und dieser Tisch hier sah wie Mahagoni aus und hatte kunstvoll geschnitzte Füße. Er machte ein Foto davon. In der Mitte war eine Schublade voller Gerümpel: Büroklammern, Briefumschläge, abgerissene Eintrittskarten, etliche alte Kugelschreiber, Bleistifte und Gummibänder. Ihm war
bereits oben aufgefallen, dass die sichtbaren Teile des Hauses ordentlich aufgeräumt waren, während in den Schränken Chaos herrschte.
    Im Büro standen außerdem zwei Aktenschränke, beide aus Holz. Keiner von beiden sah teuer aus. Er zog eine Schublade heraus; Papiere, bezahlte Rechnungen. Er hatte nicht genügend Zeit, alles durchzusehen. In einer anderen Schublade waren Steuerunterlagen, aber nur von den letzten vier Jahren. Er nahm sie heraus und blickte rasch auf die Erstattungsbeträge, alle um die fünfzig Dollar herum. Zwei weitere Schubladen waren voller Garantiescheine, Inspektionsunterlagen von Fahrzeugen – insgesamt von drei Autos, alle klein, kein Van -, Papiere von ihrer Arbeitsstelle und medizinische Unterlagen.
    Keine Zeit, keine Zeit, dachte er.
    Er betrachtete eine Reihe von persönlichen Fotos an der Wand hinter dem Schreibtisch. Auf einem war eine viel jüngere Amity in einer Examensrobe zu sehen, zusammen mit einigen anderen Leuten, ebenfalls in Roben, darunter ein Mann, der kräftig genug aussah, um einen Fünfzigtausend-Dollar-Tisch zu schleppen. Der Mann kam ihm irgendwie bekannt vor, doch Lucas konnte ihn nicht einordnen. Er stellte den Blitz der Kamera aus, damit er nicht von dem Schutzglas reflektiert würde, und machte ein Bild von dem Foto.
    Schon zu lange drinnen.
    Verdammt. Wenn er nur eine halbe Stunde für die Schreibtischschubladen hätte. Andererseits hatte er das Gefühl, dass sie sehr vorsichtig war.
    Er sah sich ein

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