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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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letztes Mal um, dann ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich ab.
     
    Als er wieder im Truck saß, rief er Jenkins an. »Ich hab schon etwa eine Gallone Kaffee getrunken. Wenn mein Herz nicht mehr mitmacht, ist das Ihre Schuld«, sagte Jenkins. »Ich hab
sie nicht gesehen, aber ich hab vor zehn Minuten in ihrem Büro angerufen. Da war sie in einer Besprechung. Ich hab gesagt, ich ruf noch mal an.«
    »Wir wollen sie aber nicht neugierig machen.«
    »Ich werd mir Mühe geben.«
     
    Zehn Minuten später war er in einem Target Store. Er nahm die Memory Card aus der Digitalkamera und druckte am Kodak-Stand Fotos von Amitys Möbeln im Format zwölf mal siebzehn Zentimeter aus. Auf den Fotos machten sie nicht viel her, doch was verstand er schon davon?
    Aber er kannte jemanden, der was davon verstand. Er sah die Handynummer von John Smith nach und rief ihn an. »Ich muss mit den Widdlers wegen ein paar Möbelstücken reden. Ich will wissen, ob die was wert sind.«
    »Im Zusammenhang mit dem Fall? Oder privat?«
    »Könnte schon irgendwie mit dem Fall zusammenhängen, aber ich bin mir nicht sicher. Die sind doch in der Bucher-Villa fertig, oder?«
    »Ja. Sie sind in ihrem Laden in Edina. Musst du jetzt gleich mit ihnen reden?«
    »Ich bin auf der Flughafenautobahn. Ich kann in zehn Minuten dort sein.«
    »Ich geb dir die Adresse.«
     
    Die Widdlers hatten ein hübsches zweistöckiges Haus aus braunem Backstein im alten Teil von Edina, mit einem großen Schaufenster. Ein durchsichtiges Rouleau schützte den Inhalt vor Sonnenlicht, und hinter der Glasscheibe stand ein kleines Ölgemälde in einem erlesenen Holzrahmen auf einem Schreibtisch, der an den von Amity Anderson erinnerte, nur dass dieser hier kleiner war und besser erhalten aussah. Der Schreibtisch, von dem Lucas annahm, dass er ebenfalls aus Mahagoni war, stand auf einem etwa anderthalb mal zwei
Meter großen Orientteppich. Das Ganze wirkte wie ein Stillleben auf einem Gemälde.
    Als Lucas die Tür öffnete, klingelte über ihm ein Glöckchen. Drinnen war der Laden mit Artefakten vollgestopft. Ihm fiel kein anderes Wort für den Kram ein: Gefäße, Töpferware und Bronzestatuen von nackten Mädchen mit Gänsen, Lampen, Stühle, Tische, Schreibtische und Büsten. An den Wänden hingen Gemälde, Teppiche, Quilts und gerahmte Karten.
    Quilts, dachte er. Hmh.
    Eine Treppe führte in den ersten Stock, und als er hinaufblickte, konnte er sehen, dass oben hinter dem Geländer noch mehr Kram stand. Auf dem ersten Treppenabsatz hing ein Porträt von einer streng aussehenden Frau. Es war sehr wirkungsvoll, obwohl es eigentlich nicht mehr als eine Anordnung von Grau- und Schwarztönen war. Die Frau hatte scharf geschnittene Gesichtszüge, war aber breit in den Schultern, und wie bei dem Foto in Amitys Wohnung hatte er das Gefühl, dass er sie schon mal gesehen hatte.
    Er starrte auf das Bild, als eine Frauenstimme fragte: »Kann ich Ihnen helfen?«
    Er zuckte zusammen und drehte sich um. Eine mütterlich aussehende Frau um die sechzig mit weißen Haaren hatte sich aus einem kleinen Raum von hinten an ihn herangeschlichen, und es machte ihr offensichtlich Spaß, dass sie ihn erschreckt hatte. »Äh, ja, ist Leslie da?«, fragte er. »Oder Jane?«
    »Nein. Die sind in Minnetonka, um etwas zu begutachten. Sie werden wohl erst am Nachmittag zurückkommen, und morgen sind sie auch da. Aber vielleicht kann ich Ihnen ja schon mal helfen?«
    »Tja, ich hatte ein paar Fragen wegen einiger Möbelstücke.« Er sah wieder zu dem Bild hinüber. »Diese Frau da kommt mir irgendwie bekannt vor, aber ich kann sie nicht einordnen.«
    »Das ist Leslies Mutter«, sagte die Angestellte. »Wurde
von einem recht begabten Künstler hier aus der Gegend gemalt, einem gewissen James Malone. Ich glaube allerdings, er ist mittlerweile nach New York City gezogen.«
     
    In Lucas’ Hinterkopf machte es leise klick.
    Natürlich war das Leslies Mutter. Er konnte Leslies Gesicht im Gesicht der Frau erkennen, obwohl die Frau viel dünner war als der Leslie, den Lucas kennen gelernt hatte, der allmählich fett wurde.
    Doch er war, wie Lucas wusste, nicht immer dick gewesen. Denn auf dem Foto in Amity Andersons Arbeitszimmer war er nicht dick. Amity Anderson und die Widdlers. Leslie war zweifellos kräftig genug, um einen Fünfzigtausend-Dollar-Tisch aus einem Haus zu schleppen.
    Leslie war kräftig wie ein Pferd. Das fiel einem nicht so auf wegen der überkandidelten Klamotten und der Fliegen und des

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