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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Plastikbeuteln verpackt. Wo sollte sie es hintun? Schließlich hatte sie es mit nach Hause genommen, in einem Blumenbeet vergraben und den Rindenmulch sorgfältig wieder darüber verteilt.

    Amity Anderson, das war Jane klar, stand kurz vorm Zusammenbruch. Ihre große Sorge war, dass Anderson vorher zusammenbrechen und zu den Cops gehen würde, in der Hoffnung, einen Deal zu machen. Anderson kannte sich selbst gut genug, um zu wissen, dass sie es im Gefängnis nicht aushalten würde. Dafür war sie zu zartbesaitet. Zu sehr ein Freigeist. Ihr einziger Wunsch war es, nach Italien zu gehen, um sich die Werke von Cellini und Caravaggio anzusehen. Amity glaubte, wenn sie irgendwie nach Italien kommen könnte, wäre sie ihre Probleme los.
    Magisches Denken. Jane Widdler hatte solche Illusionen nicht. Die Opfer waren zu reich gewesen, es ging um zu viel Geld, und die Publicity war zu groß. Die Cops würden ihnen keine Ruhe mehr lassen, wenn sie erst mal Lunte gerochen hatten. Und Davenport hatte bereits Lunte gerochen.
    Doch Jane könnte es noch hinkriegen, wenn sie genügend Zeit hatte.
     
    Als Leslie anrief und sagte, er wäre auf dem Weg nach Hause, war Jane rasch beim Laden vorbeigefahren, hatte den Safe im Hinterzimmer geöffnet und die Münzsammlung und eine einfache Pistole Kaliber.38 herausgenommen.
    Die Münzsammlung stammte von dem Überfall auf Toms, achtundfünfzig seltene Goldmünzen aus dem neunzehnten Jahrhundert, alle sorgfältig in Plastikhüllen aufbewahrt und in nahezu perfektem Zustand, so erlesen, dass sie leichte Bedenken gehabt hatten, die Münzen mitzunehmen. Sie hatten immer noch alle Münzen bis auf zwei, doch wenn nötig, könnte sie damit nach Mexiko fahren und sie dort veräußern.
    Die Münzen kamen tief unter eine lange Reihe von Fliedersträuchern, die auf einer Seite das halbe Grundstück zum Fluss hin begrenzten. Sie grub sie etwa fünfzehn Zentimeter tief ein, bedeckte das Ganze wieder mit Rasenstücken und
wischte sich die Hände ab. Falls sie nicht mehr hierherkam – was für eine Verschwendung.
    Die Pistole tat sie in ihre Handtasche. Sie hatte nie gelernt, die Waffe beim Abdrücken ruhig zu halten, doch das spielte keine Rolle, wenn man aus einem Abstand von kaum mehr als einem Zentimeter schoss.
     
    Sie fragte sich, wo das Gefängnis wohl sein mochte. Im Hennepin County oder im Ramsey County? Irgendwie nahm sie an, dass es im Ramsey County sein würde, da dort die Morde geschehen waren. Und Ramsey County könnte auch angenehmer sein, weil dort vermutlich Verbrecher aus einer besseren Schicht einsaßen. Dort hatte man bestimmt Einzelzellen und wurde so lange für unschuldig gehalten, bis die Schuld erwiesen war. Und wenn Leslie tot war, würde ihr das Haus gehören, und sie könnte es als Sicherheit für die Kaution benutzen …
    Als sie ins Haus kam, saß Leslie im kleinen Zimmer auf der Couch. Er trug gelbe Wandershorts und ein lockeres gestreiftes Hemd von einem Herrenausstatter in San Francisco, hellblaue Streifen auf champagnerfarbenem Grund, was gut zu den Shorts und den Krokodilslippern von Zelli für 695 Dollar passte. »Hi, ich hab dich reinkommen hören«, sagte er. »Wo warst du?«
    »Ich dachte, ich hätte hinten einen Fuchs gesehen. Deshalb bin ich rausgegangen. Aber er war schon weg.«
    »Yeah? Ich hätte gern einen Fuchsschwanz fürs Auto.«
    »Wir müssen reden«, sagte Jane. »Es ist etwas Furchtbares passiert.«
     
    Als sie ihm erzählte, dass Davenport im Laden gewesen war und sich nach einem weißen Van erkundigt hatte, tippte Leslie mit einem dicken Finger gegen seine dicke Nase und sagte: »Er muss weg.«

    »Dafür ist es zu spät«, erwiderte Jane und gab ihrer Stimme einen besorgten Unterton. »Wenn er heute Nachmittag nach dem Van gefragt hat, wird er morgen in sämtlichen Unterlagen herumschnüffeln. Und wenn das alles erst mal im System ist …«
    Leslie kramte in einer Tasche, zog eine Packung Pfefferminz heraus und steckte sich zwei davon in den Mund. »Hör mal«, sagte er und ließ die Pfefferminzbonbons gegen seine unteren Zähne klappern, »wir machen es heute Abend. Wir müssen uns nur noch überlegen, wie.«
    »Ich hab ein bisschen recherchiert«, erklärte Jane. »Er wohnt auf dem Mississippi River Boulevard in St. Paul. Ich bin dort vorbeigefahren. Sehr schönes Haus für einen Cop. Er muss bestechlich sein.«
    »Vielleicht wär das ja eine Möglichkeit«, erwiderte Leslie. »Wenn er korrupt ist …«
    »Nein. Dafür ist es zu spät. Hast du

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