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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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aufgewühlt wirken. Sie musste verzweifelt sein, aufgeregt, völlig außer sich. Als sie sich der Ecke näherte, strich sie ihre Haare nach vorn und zerzauste sie. Ihr Haar war sonst nie zerzaust. Dann schlug sie sich mehrmals ins Gesicht, murmelte etwas vor sich hin und biss sich auf die Lippen, bis ihr Tränen in die Augen stiegen. Zuletzt schlug sie sich noch mal ins Gesicht.
    Amity traf sie also mit gerötetem Gesicht und Tränen in den
Augen an der Ecke an, angemessen derangiert für eine frischgebackene Mörderin.
     
    Jane stieg ins Auto. »Gott sei Dank«, seufzte sie.
    »Du hast es getan.«
    »Wir müssen zu dir nach Hause«, sagte Jane. »Nur für eine Minute. Ich hab ja solche Angst. Ich mach mir gleich in die Hose. Ich … o Gott, ich kann es nicht mehr zurückhalten.«
    »Stopp, stopp, wir sind in zwei Minuten da«, sagte Amity. Die Cretin Avenue entlang, nach links in den Ford Parkway, vorbei an den Einkaufszentren, den Hügel hinauf und in die Einfahrt.
     
    Im Badezimmer zog Jane ihre Hose herunter und lauschte, dann stand sie auf und öffnete das Arzneischränkchen. Zwei verschreibungspflichtige Medikamente. Sie nahm das Fläschchen, das weiter hinten stand. Setzte sich hin, pinkelte, watschelte mit heruntergezogener Hose zum Waschbecken, blickte hinein, dann drehte sie sich um und zog leise und vorsichtig die Tür der Duschkabine auf. Haare am Abfluss. Sie nahm ein Stück Toilettenpapier, wischte ein paar Haare auf und steckte sie in die Tasche.
    Mittlerweile keuchte sie schon fast. Die Cops könnten sich jeden Augenblick auf den Weg machen; ein Passant blickt zufällig ins Auto, sieht einen Schuh … Und sie hatte noch viel zu tun. Sie setzte sich wieder auf die Toilette, betätigte die Spülung, stand auf und zog ihre Hose hoch. Viel zu tun.
     
    Amity zitterte vor Nervosität. »Wann glaubst du, äh, was …?«
    »Wir müssen los«, sagte Jane. »Jetzt müssen wir uns wirklich beeilen.«

    Im Auto, als sie Richtung Westen über die Brücke fuhren, sagte Jane: »Ich hab dir die Landkarte per Post geschickt. Du solltest sie morgen haben. Warte nicht zu lange, bis du hinfährst. Leslie hat das Grundstück als Treuhandvermögen geerbt, und das werden die rasch rausfinden. Achte darauf, dass dir niemand folgt. Davenport hat mit dir gesprochen, und wenn er alles andere weiß, wenn er die Sache mit den Quilts bereits untersucht, dann könnte es sein, dass du verfolgt wirst.«
    Amity blickte in den Rückspiegel. »Woher weißt du denn, dass uns jetzt niemand folgt?«
    Jane versuchte zu lächeln. »Das kann nicht sein«, sagte sie.
    »Warum nicht?«
    »Weil wir dann erledigt wären.«
     
    Amity starrte sie mit bleichem Gesicht an. »Das ist der einzige Grund? Es kann nicht sein, weil es nicht sein darf?«
    »Im Übrigen wäre es viel wahrscheinlicher gewesen, dass sie Leslie und mich verfolgt hätten«, sagte Jane. »Wenn das der Fall gewesen wäre, hätten sie mich vermutlich am Haus von Davenport geschnappt, meinst du nicht?«
    Amity nickte. Das klang plausibel. »Vielleicht sollte ich dich ein Stück von deinem Haus entfernt absetzen. Nur für alle Fälle.«
    »Das könntest du machen«, sagte Jane. »Doch damit das ein für alle Mal klar ist, du bist jetzt eine Komplizin in dieser Sache mit Leslie, was auch immer ihm zugestoßen ist. Ich nehme nämlich an, dass es Selbstmord war, und das solltest du auch tun. Denn falls du je auch nur eine Andeutung fallen lässt, dass ich etwas darüber wissen könnte, dann hängst du genauso mit drin.«
    »Ich will doch nur nach Italien«, sagte Amity.

    Amity setzte sie ein Stück von ihrem Haus entfernt ab, und Jane schlenderte in dem sanften Nachtlicht nach Hause, lauschte den Insekten, den Fröschen und dem Rascheln in den Hecken: Katzen auf ihren nächtlichen Erkundungen, hier ein Opossum, da ein Fuchs, alle verborgen.
    Niemand wartete auf sie. Kein Les, nie wieder, dachte sie. Sie probierte ein Lächeln, staunte über ihren eigenen Mut, ihre Fähigkeit, unter Druck zu handeln. Es war beinahe so, als wäre man ein Spion …
     
    Eine letzte Aufgabe war diese Nacht noch zu erledigen. Sie setzte das Auto rückwärts aus der Garage, fuhr über die schmalen Straßen zur I-494, sah in den Rückspiegel, bog auf die I-494 und von dort auf die I-35 Richtung Süden. Das Haus auf dem Land war gar nicht so weit entfernt; an der Abzweigung nach Northfield vorbei auf die County Road 1, dann leicht nach Südosten in das Cannon River Valley.
    Zu dem Haus auf dem Land

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