MordLust
Licht und sagte: »Soll das ein Witz sein?«
»Nein.«
Smith kratzte sich unterm Arm. »Das wird ja keinen tollen Eindruck machen – die Mörder heranzuziehen, um das
Inventar begutachten zu lassen. Wenn sie denn die Mörder sind.«
»Darüber würd ich mir keine Gedanken machen«, sagte Lucas. »Zum einen konnte man es ja wirklich nicht wissen. Zum anderen …« Er hielt inne.
»Zum anderen?«, wiederholte Smith.
»Nun ja, zum anderen hab ich’s nicht getan.« Lucas lächelte. »Du warst es.«
»Idiot«, sagte Smith, griff in die untere Schublade, zog einen Ordner hervor und sah auf die Umschlagklappe. »Hier ist ein Ordner, da steht ›Antiquitäten‹ drauf.«
»Blödsinn«, sagte Lucas.
»Mann, ich verarsch dich nicht.«
Lucas nahm ihm den Ordner ab und sah auf die Klappe. »Antiquitäten.«
Drinnen befand sich ein Haufen Quittungen. Es waren zwar bei weitem nicht so viele wie in dem Möbelordner, aber auf einer, einem rosafarbenen Durchschlag, stand oben: »Widdlers Antiquitäten und Objets d’Arts.«
Er gab Smith den Ordner zurück. Der sah ihn an, sah dann zu Lucas, betrachtete wieder das rosa Blatt und sagte: »Du darfst mein rosarotes Popöchen küssen.«
»Jetzt haben wir sie mit Toms und Bucher in Verbindung gebracht, und wir wissen, dass ihre liebe Freundin für Donaldson gearbeitet hat und dass sie einen Betrug durchgezogen haben. Das reicht für einen Durchsuchungsbefehl«, sagte Smith.
»Zumindest werden wir Leslie dazu kriegen, seine Hosenbeine hochzukrempeln«, sagte Lucas. »Wenn er da Bisswunden hat, nehmen wir eine DNA-Probe und vergleichen sie mit dem Blut an Screw. Dann könnten wir ihn wegen versuchter Entführung drankriegen.«
»Und wegen Tierquälerei.«
»Ich weiß nicht, ob Screw als Tier zählt. Er war eher eine Bestie.«
»Man kann doch nicht einfach einen Hund aus dem Auto schmeißen. Bei einer alten Frau mag das ja noch angehen, aber nicht bei einem Hund«, erklärte Smith. »Nicht hier in St. Paul.«
Lucas war fast zu Hause, als Jenkins ihn aus Wisconsin anrief. Er tastete nach dem Telefon, fand es und sagte: »Ja?«
»Wir haben sie«, sagte Jenkins.
ZWEIUNDZWANZIG
D ie ganze Geschichte war so kompliziert, dass Jane Widdler sie fast nicht mehr im Kopf behalten konnte. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und notierte die wichtigsten Punkte, während Leslie im Obergeschoss duschte und einen alten Song von Jimmy Buffett sang, der leise durch die Wände zu hören war.
Jane schrieb:
• Kein Ausweg
• Verhaftet
• Gedemütigt
• Anwälte
• Lebenslänglich im Gefängnis
Dann zog sie eine Linie und schrieb darunter:
• Verhaftet
• Gedemütigt
• Anwälte
• Eine Zeitlang im Gefängnis?
Dann zog sie eine zweite Linie und schrieb:
• Das Geld sparen
Der letzte Punkt beschäftigte sie fast den ganzen Nachmittag, doch sie arbeitete auch die anderen Punkte im Hinterkopf ab. Davenport war vermutlich nicht aufzuhalten, dachte sie. Es war zwar möglich, dass er ihnen nicht auf die Spur
kam, aber eher unwahrscheinlich. Sie hatte gesehen, wie er vorging.
Sie kaute an ihrer Unterlippe und starrte auf die Liste, dann seufzte sie und schob die Liste in den Schredder.
Wenn er ihnen auf die Spur kam, würde Davenport sie überführen können? Nicht, wenn Leslie nicht von dem Hund gebissen worden wäre. Doch mit den Hundebissen war er geliefert. Wenn sie nicht bereits einige Präventivmaßnahmen ergriffen hätte, wäre sie mit ihm geliefert.
So wie sie ihren Stiefvater als Cop erlebt hatte und ihn über Gerichtsverfahren hatte reden hören, glaubte sie, dass sie sich am ehesten retten könnte, indem sie den Cops einen anderen Verdächtigen lieferte. Indem sie berechtigte Zweifel in den Fall hineintrug. So viele berechtigte Zweifel wie nur möglich.
Und was das Geld betraf …
Sie hatten ein Bankfach in St. Paul, in dem sie über hundertsechzigtausend Dollar in Hundertern, Fünfzigern und Zwanzigern deponiert hatten. Das Geld stammte von gestohlenen Antiquitäten, von vier toten alten Frauen und einem toten alten Mann, alle in unterschiedlichen Staaten. Die Widdlers hatten das Geld langsam in ihren Laden einfließen lassen, indem sie den Warenbestand aufstockten, eine Methode der unsichtbaren Geldwäsche, die sicher den Beifall der Mafia gefunden hätte.
Während sich Leslie eine Porzellansammlung in Minnetonka ansah, war Jane, nachdem sie mit Anderson gesprochen hatte, allein zur Bank gegangen, hatte das Geld geholt und es in verschließbaren
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