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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Schlimmste gefasst sein.«
    »Wieso ›wir‹?«, schluchzte Coombs. »Das hier ist Ihr verdammter Job. Sie ist nicht Ihre Tochter.«
    »Miz Coombs … Gabriella hat mich doch überhaupt erst dazu gebracht, der Sache nachzugehen«, sagte Lucas. »Es ist vermutlich hauptsächlich ihr zu verdanken, wenn diese Mörder gefasst werden. Im Übrigen haben die mehr Leute umgebracht, als Sie wissen.«
    »Meine Mutter und meine Tochter«, sagte Coombs. Sie
hatte aufgehört zu weinen, und ihre Stimme wurde allmählich schrill.
    »Mehr. Wahrscheinlich drei ältere Leute; möglicherweise haben sie auch ein junges Mädchen überfallen, und es könnte Leute geben, von denen wir noch gar keine Ahnung haben«, sagte Lucas.
    »Sie wissen also, wer die sind?«
    »Wir kommen der Sache langsam näher.«
    »Aber wenn die sie vielleicht doch nur entführt haben? Wenn die sie irgendwo festhalten, um … um …« Ihr fiel nichts ein, weshalb man ihre Tochter irgendwo festhalten sollte. Lucas auch nicht.
    »Die Möglichkeit besteht immer noch«, sagte er. »Genau das hoffen wir. Und wir hoffen, dass wir morgen einen Schritt weiterkommen. Ich bitte Sie aber, das für sich zu behalten. Vielleicht finden wir schon bald etwas heraus. So oder so.«
    »Verdammt«, sagte Coombs. Sie sah sich in der Küche um, dann riss sie einen Keramikteller von der Wand, einen Teller mit zwei überkreuzten Fischen, irgendwas Kunstgewerbliches, und warf ihn gegen die Wand, wo er zerbrach.
    »Miz Coombs …«
    »Wo ist sie … Wo ist mein Baby?«
     
    Auf der Straße atmete er heftig aus, dann blickte er noch einmal zum Haus zurück und schüttelte den Kopf. Er an ihrer Stelle würde nicht schreien oder weinen, dachte er, und das war möglicherweise schlecht. Vielleicht sollte er sich genauso verhalten, aber er wusste, er könnte es nicht. Er konnte sich gut vorstellen, dass Weather genauso trauern würde wie Lucy Coombs; er konnte sich vorstellen, dass sich die meisten normalen Menschen so verhalten würden.
    Doch Lucas würde stattdessen eine mörderische Wut empfinden und einen abgrundtiefen Hass. Er würde jeden töten, der Weather, Sam oder Letty etwas zuleide tat. Er würde kaltblütig
vorgehen, es genau planen, doch die Wut würde niemals vergehen, und früher oder später würde er die Täter finden und sie töten.
     
    In Buchers Haus war es so dunkel wie in einem Grab. Lucas trat ein, drückte auf die Lichtschalter neben der Tür und ging ins Büro. Diesmal blieb er zwei Stunden dort und sah sich praktisch jeden Fetzen Papier an. Nichts. Dann ging er in den Abstellraum auf der zweiten Etage, in dem die Aktenschränke standen. Ein kleines schmales Zimmer und kühl; als Licht nur eine Birne, die nackt von der Decke hing, und nichts zum Sitzen; staubig.
    Er ging in die Eingangshalle hinunter, nahm sich einen Stuhl und trug ihn die knarrende Treppe hinauf. Als er den Stuhl hinstellte, glaubte er unten leise Schritte zu hören, doch dann herrschte wieder Stille. Ihm sträubten sich die Nackenhaare. Er ging zur Tür und rief: »Hallo? Hallo?«
    Nichts als die Luft, die aus der Klimaanlage strömte. Auf der Treppe schien ein Licht zu flackern. Er wartete ab, aber es rührte sich nichts weiter. Die Haare kribbelten ihm immer noch im Nacken, als er zu den Papieren zurückging.
    Erstaunlich, was für einen Haufen Mist die Leute aufbewahrten: alte Schularbeiten, Zeitungsausschnitte, Rezepte, Garantiescheine und Gebrauchsanleitungen, Notizbücher, Zeichenblöcke, Weihnachts-, Oster- und Geburtstagskarten, Ansichtskarten von überallher, alte Briefe, Theaterprogramme, Straßenkarten, Verträge über Renovierungsarbeiten, Benachrichtigungen über Vermögensteuer – einen ganzen Berg davon.
    Ein Luftzug berührte ihn im Nacken, als ob jemand im Flur vorbeigegangen wäre, und er schauderte. Er ging erneut zur Tür und blickte den stillen Korridor entlang.
    Ihm kam der Gedanke an Geister, und er lachte nicht. Er glaubte nicht an Geister, doch er lachte auch nicht, und auch
die Idee, es mal nachts auf einem Friedhof zu treiben, hatte ihn nie gereizt. Zwei Menschen waren hier ermordet worden, ihr Mörder war noch nicht gefunden, und in dem alten Holz trocknete immer noch das Blut. Die Stille zwischen den Wänden des Korridors schien immer größer zu werden, bis auf das leichte Rauschen der Klimaanlage.
    Er ging zu den Papieren zurück, spürte aber immer noch ein Kribbeln auf der Haut. Außer ihm war niemand im Haus, das wusste er, und trotzdem …
     
    Sein Handy summte

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