MordLust
Punkt vielleicht doch geirrt hatte, und er begann
sich Sorgen zu machen, allerdings keine allzu großen. Bei Überwachungen hatte er immer dieses Gefühl. Vor ein paar Jahren war ihm ein Killer bei einer Überwachung entwischt, der vorgehabt hatte, die Überwachung als Alibi für einen weiteren Mord zu benutzen.
Wenige Minuten vor zwölf tauchte Shrake zur nächsten Schicht auf. Lucas ließ sich von ihm ablösen und machte sich auf den Weg zum Büro. Er hatte etwa fünfzig Schritte zurückgelegt, als sein Handy klingelte: Shrake. »Sie ist losgegangen«, sagte er nur und war wieder weg. Lucas blickte sich um. Shrake schlenderte telefonierend den Skyway entlang, entfernte sich von Lucas. Offenbar telefonierte er bereits mit jemand anderem, vermutlich mit Jenkins, und hatte Angst, das Funkgerät zu benutzen, weil er seinem Zielobjekt zu nahe war. Sie hätte ihn beinahe umgerannt.
Zwanzig Meter vor Shrake konnte Lucas Amity Andersons schmale Gestalt sehen, die sich eilig durch die Menge bewegte.
Auf dem Weg zum Mittagessen? Sein Funkgerät piepste: Flowers. »Bleiben Sie so lange hier, bis wir wissen, wo sie hingeht.«
»Yeah.«
Shrake folgte ihr in einen Coffee Shop, wo sie einen Becher Kaffee zum Mitnehmen und ein Buttergebäck mit Orangenmarmelade kaufte. Dann ging sie zurück auf die Straße, wo Jenkins sie übernahm. »Sie steigt in einen Bus«, sagte Jenkins.
Sie alle folgten ihr zurück nach Hause. Als sie aus dem Bus stieg, blieb sie kurz stehen, um die Plastiktüte aus dem Coffee Shop in eine Mülltonne an der Ecke zu werfen, dann ging sie rasch und anscheinend in Eile auf ihr Haus zu. Dort stürzte sie sich sofort auf den Briefkasten, nahm einige Briefe heraus und blätterte sie hastig durch. Einen begann sie bereits aufzureißen, während sie ins Haus ging.
»Was meint ihr?«, fragte Flowers über Funk.
»Geben wir ihr eine Stunde«, erwiderte Lucas.
»Das meine ich auch«, sagte Flowers. Shrake und Jenkins stimmten ebenfalls zu.
Eine halbe Stunde später verließ Anderson ihr Haus, mit Jeans und einer langärmligen Bluse bekleidet, dazu bequem aussehende Schuhe oder Wanderstiefel. Sie hatte eine separate Garage für ein Auto, bei der man das Tor mit der Hand hochziehen musste. Sie öffnete es, setzte vorsichtig zurück, zog das Tor wieder herunter, wendete das Auto in Richtung Hügel und fuhr los.
»Wir starten«, sagte Jenkins. »Wir sind unterwegs.«
FÜNFUNDZWANZIG
L ucas meldete sich über Funk. »Leute, das könnte was sein. Bleibt an ihr dran, wechselt euch mit der Verfolgung ab, aber verliert sie nicht.«
Shrake: »Die fährt vermutlich nur zum Supermarkt.«
Lucas: »Das wär die falsche Richtung. Es ist nämlich einer direkt unten am Hügel.«
Sie verfolgten sie mit vier Autos, hatten aber keine Luftunterstützung. Solange sie in der Stadt waren, war das kein Problem. Jeder von ihnen verfolgte Anderson einige Blocks lang und machte dann Platz, während sich der Nächste an sie ranhängte. Sie folgten ihr mühelos den Ford Parkway entlang bis zur Snelling Avenue, wo sie nach rechts abbog und den Hügel hinunter auf die Siebte Straße zufuhr. Die Snelling Avenue war sehr steil; wenn sie dort anhielt, würden sie alle auf ihr draufhängen. Deshalb folgte Flowers ihr allein die Straße hinunter, während Lucas, Jenkins und Shrake oben am Hügel warteten.
»Ich bin hinter ihr«, sagte Flowers. »Sie ist nach links in die Siebte Straße gebogen, kommt alle nach.«
Sie sausten den Hügel hinunter und über die Kreuzung. Flowers machte Platz, als Lucas hinter ihm war. Kurz vor der I-35 mussten sie an einer Ampel anhalten, und Lucas wich auf den Parkplatz eines Geschäfts aus, weil er befürchtete, sie könnte sein Gesicht erkennen, wenn sie Stoßstange an Stoßstange standen. »Jenkins?«
»Bin dran. Sie fährt Richtung Süden auf die Interstate Fünfunddreißig Ost.«
Lucas fuhr von dem Parkplatz herunter und war nun der Letzte in der Reihe. Er folgte den anderen die Straße hinunter zur Auffahrt auf die I-35. Über Funk bat er um Luftunterstützung durch die Highway Patrol, man erklärte ihm jedoch, dass diese innerhalb der nächsten Stunde wohl kaum möglich sein würde. »Beeilt euch, um Himmels willen. Diese Frau könnte nach Des Moines oder sonst wohin unterwegs sein.«
Das Problem bei der Verfolgung mit vier Autos war, dass Anderson keine schnelle Fahrerin war und sie sich deshalb zurückhalten mussten, was bedeutete, dass sie entweder deutlich in ihrem Rückspiegel zu sehen
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