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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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weniger dabei heraus. Schließlich stand Lucas auf und sagte seufzend zu Ramford: »Sie sollten ihr vielleicht ein paar Namen nennen, nur für alle Fälle.« Dann verließ er mit Smith das Haus.
     
    »Lass uns noch ein bisschen rumfahren, bevor du mich absetzt. Bis Ramford weg ist«, sagte Lucas zu Smith. »Ich weiß nicht, wo sie geparkt hat, und ich will nicht, dass sie mich sieht.« Er nahm sein Funkgerät und rief Flowers an, während sie zum Wagen gingen.
    »Ich hab euch genau im Blick«, sagte Flowers.
    »In ein paar Minuten sollte eine Anwältin aus dem Haus kommen. Machen Sie sich unsichtbar, und melden Sie sich, wenn sie weg ist.«
    Smith fuhr sie zur Grand Avenue, wo sich jeder von ihnen ein Eis kaufte. Dann lehnten sie an der Motorhaube von Smiths Auto und beobachteten die vorbeigehenden Collegestudentinnen; Blondinen mit kurzen Röcken und erstaunlich ernsten und grüblerischen Gesichtern, so als hätte man ihnen Sartre oder Derrida oder irgendeinen anderen Franzosen um die Ohren gehauen.
    Lucas hatte sein Schokoladeneis mit Pekannüssen fast bis
zur Waffel hinunter aufgegessen, als sein Funkgerät piepste. »Die Anwältin steigt gerade in ihr Auto«, sagte Flowers.
    »Ich bin in fünf Minuten an Ort und Stelle«, erwiderte Lucas.
     
    Überwachungen könnten spannend sein, sind es aber in den seltensten Fällen. Diese Nacht war es wie fast immer, vier endlose Stunden, in denen nichts passierte. Da man im Dunkeln saß, konnte man noch nicht mal lesen. Er redete zweimal über Funk mit Flowers, führte ein langes Gespräch mit Weather – gelobt seien Handys -, und um Mitternacht hielt Jenkins leise hinter ihm an.
    »Alles klar?«, fragte Lucas über Funk.
    »Ich hab mein Videospiel und meinen iPod. Außerdem zwei Tüten Schweineschwarten, ein Pfund Barbecuerippchen und einen Liter Diet Coke, damit ich nicht einschlafe. Also bestens versorgt.«
    »Da bin ich ja froh, dass ich nicht bei Ihnen im Auto sitze«, sagte Lucas. »Diese widerlichen Schweineschwarten.«
    »Man muss nur alle halbe Stunde mal die Tür aufmachen, dann geht’s schon«, erwiderte Jenkins. »Und man möchte sich vielleicht noch nicht mal eine Zigarette anzünden.«
     
    Weather musste am Morgen wieder operieren und schlief bereits, als Lucas um Viertel nach zwölf auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer kam. Er nahm ein Stilnox, um müde zu werden, ein Xanax, um sich beruhigen, und dachte schon an einen Martini, entschied sich jedoch dagegen, stellte den Wecker und legte sich ins Bett.
    Der Wecker klingelte genau sieben Stunden und dreißig Minuten später. Weather war bereits weg. Das passierte häufiger, wenn er intensiv an einem Fall arbeitete und lange aufblieb. Dann verpassten sie sich, obwohl sie nebeneinanderlagen.

    Er wusch sich rasch, sah auf seine Uhr, ließ sich von der Haushälterin eine Plastiktüte mit vier Scheiben Maisbrot geben, nahm sich zwei Diet Cokes aus dem Kühlschrank, sammelte auf der Veranda die Zeitungen ein und machte sich auf den Weg. Er hasste es, bei Überwachungen zu spät zu kommen. Die waren so langweilig, dass selbst eine Minute Verspätung als ungehörig galt.
    Um zwei Minuten vor acht hielt er in der Seitenstraße an, übernahm die Schicht von Jerrold und rief Del an, der gerade von Flowers abgelöst worden war und sagte, dass zehn Minuten zuvor ein Licht angegangen war. »Sie ist auf, aber sie ist langweilig«, verkündete Del.
    Die Zeitungen brachten die Widdler-Geschichte und setzten sie mit den Fällen Bucher, Donaldson und Toms in Verbindung. Rose Marie hatte gesagt, dass weitere Verhaftungen imminent wären, doch der Reporter der Star Tribune schrieb das Wort »eminent«, während der Mann von der Pioneer Press das Wort »immanent« verwendete.
    Man sollte sich halt niemals auf das Rechtschreibprogramm verlassen, dachte Lucas.
     
    Anderson trat um zehn nach acht vor die Tür, nahm die Zeitung und ging wieder hinein. Um zwanzig nach kam sie mit einer Tasche und der Zeitung heraus und ging zur Bushaltestelle. Das machte sie offenbar jeden Tag, da der Bus zwei Minuten später kam.
    Sie folgten ihr in die Innenstadt bis zu ihrem Büro, stellten ihre Autos im Parkverbot ab und legten Polizeiausweise auf das Armaturenbrett. Lucas übernahm den Ausgang zum Skyway und Flowers den zur Straße. Es gab zwar auch noch eine Treppe nach hinten raus, doch Lucas schätzte das Risiko, dass Anderson dort hinausging, als gering ein.
    Während er untätig wartete, beschlich ihn das Gefühl, dass er sich in diesem

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