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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Payne Avenue war eine der unverkennbaren Geschäftsstraßen im Ostteil von St. Paul, früher einmal eine typische weiße Arbeitergegend. Das Viertel war seit Jahrzehnten im Wandel, vertraute, alteingesessene Geschäftsleute zogen weg, und eine neue Mischung aus Südostasiaten und Schwarzen zog ein. Lucas fuhr an der Kathedrale vorbei auf die I-94,
dann den Hügel zum Mounds Boulevard hinauf und zweimal links.
    Das Café Ecke Siebte Straße Ost und Payne Avenue war ein altes Stammlokal von ihm. Hinterm Haus war ein gekiester Parkplatz, und drinnen gab es die beste Musik in der ganzen Stadt. Etwa ein Dutzend Autos stand auf dem Parkplatz, und die Cops legten gerade Schutzkleidung an. Einige Passanten beobachteten das Geschehen. Smith kam zehn Sekunden nach Lucas an. Gemeinsam gingen sie zu Andy Landis hinüber, dem Chef des SWAT-Kommandos.
    »Wie sieht’s aus?«, fragte Smith.
    »Wir sind in dem Haus dahinter und in den Häusern auf beiden Seiten«, sagte Landis. »Sein Name ist Nathan Brown. Hier liegt nichts gegen ihn vor, aber die Leute in dem Haus dahinter sagen, er wär vor vier oder fünf Jahren aus Chicago hierhergezogen. In Chicago sind etwa fünfzig Nathan oder Nate Browns aktenkundig, deshalb wissen wir nicht, wer er ist.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Ist unterwegs. Müsste in zwei Minuten da sein«, antwortete Landis.
    »Ich liebe diesen Scheiß«, sagte Smith zu Lucas.
    »Warst du mal in einem SWAT-Team?«
    »Zehn Jahre lang, aber meine Alte hat mich so lange genervt, bis ich aufgehört hab«, sagte Smith. »Mich hat die Arbeit dort richtig angemacht.«
    »Hieß das nicht damals Cert, wie diese Pfefferminzbonbons?«
    »Nein, CIRT«, erwiderte Smith. »Critical Incident Response Team.«
    »SWAT klingt besser«, sagte Lucas.
     
    Der Durchsuchungsbefehl kam, und das SWAT-Team rückte in drei Gruppen vor. Lucas und Smith folgten ihnen.

    »Das Ehepaar, das die Leichen gefunden hat … ist denen aufgefallen, ob irgendwas im Haus fehlt?«, fragte Lucas.
    Smith schüttelte den Kopf. »Davon haben sie nichts gesagt. Aber die haben sich auch nicht so sehr um das Haus gekümmert; die Frau hat gekocht, und der Mann war für kleinere Wartungsarbeiten, den Garten und den Rasen zuständig. Und bei all dem Zeug, das überall rumlag … Die Nichte aus Kalifornien ist auf dem Weg hierher. Sie wird vermutlich mehr wissen.«
     
    Das SWAT-Team rückte in drei Gruppen an: Eine sicherte die Hintertür, und zwei näherten sich von vorn, von jeder Seite eine. Sie kamen in Schutzkleidung und mit Gesichtsmasken über den Rasen der Nachbargrundstücke und trugen lange Waffen bei sich. Sie gingen schräg über den Rasen des Hauses, in dem der Gesuchte wohnte, verteilten sich lautlos auf der Veranda, warfen einen verstohlenen Blick durch das Fenster und traten die Haustür ein.
    Nathan Brown schlief gerade in einem Zimmer im Erdgeschoss. Seine Freundin hatte ihren Kindern in der Küche gegrillte Käse-Sandwiches gemacht und fing zu schreien an, als die Cops durch die Tür kamen. Sie hielt das Telefon in der Hand und schrie: »911, 911.« Die Kinder schrien, und dann waren die Cops auch schon im Schlafzimmer und stürzten sich auf Brown.
    »Hey … hey … hey«, brüllte Brown wie eine hängen gebliebene Schallplatte.
    Lucas kam herein, als sie ihn gerade umdrehten und ihm Handschellen anlegten. Im Zimmer roch es nach alter Tapete, Schweiß und Alkohol. Brown hatte kein Hemd an, nur Boxershorts, und wirkte benommen. Er hatte einen feuchten Schweißfleck auf dem Laken des schmalen Doppelbetts hinterlassen.
    Nachdem sie etwas um sich geschlagen hatte, saß die verstörte
Freundin nun schluchzend in einer Ecke, und ihre beiden Kinder weinten mit ihr.
    Neben Browns Hose auf dem Fußboden fanden die Cops eine kleine Plastiktüte mit diversen Ohrringen. Als sie ihn fragten, wo er das herhätte, riss Brown sich zusammen, und es gelang ihm wieder, halbwegs klar zu werden. »Ich hätte wissen sollen, dass es keine verdammte Märchenfee gibt«, sagte er leicht lallend.
    »Wo haben Sie das her?«
    Er schüttelte den Kopf, nicht, weil er etwas abstreiten wollte, sondern weil er die Reaktion ahnte, die kommen würde. »Das hab ich auf einer Bank an der Bushaltestelle gefunden.«
    Das war so dümmlich, dass alle einen Augenblick sprachlos waren. »An der Bushaltestelle?«, wiederholte Smith schließlich.
    »An der Bushaltestelle. Auf der … auf der Dale Street. Dale Street Ecke Grand Avenue«, sagte Brown. Seine Augen bewegten

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