MordLust
hatten, nicht eingerechnet. Wenn sie die alten Frauen lange genug hätten leben lassen, um die PIN-Nummern herauszubekommen – vermutlich hätten sie von Freitag bis Sonntag jeden Tag tausend Dollar abheben können -, hätten sie sie anschließend töten und mit einem Auto voller Kram abhauen können.
Vielleicht war jedoch noch etwas anderes im Haus gewesen. Was war mit diesen Stühlen passiert? Mit den Gemälden? Waren das nur Hirngespinste von Ronnie Lash? Und wie viel konnten zwei geschwungene Stühle überhaupt wert sein?
Er nahm sein Handy und rief zu Hause an. Die Haushälterin meldete sich. »Könnten Sie bitte das Adressverzeichnis von Weathers Schreibtisch holen?« Die Haushälterin legte den Hörer hin und war in einer Minute wieder da. »Da sollte eine Handynummer für eine gewisse Shelley Miller drinstehen.«
Lucas notierte sich die Nummer auf die Handfläche, beendete das Gespräch und rief Miller an, die Frau, mit der er draußen vor der Oak-Walk-Villa gesprochen hatte. Die Cops hatten sie hereingelassen, als Lucas und Smith gerade zu dem Einsatz aufbrachen.
Sie meldete sich. »Hier ist Shelley …«
»Shelley, hier ist Lucas. Irgendwas aufgefallen?«
»Lucas, ich bin mir nicht sicher. Hier liegt zu viel Kram herum. Gott, ich könnte heulen. Weißt du, mein Großonkel ist auf einem der Porträts zusammen mit dem Vater von Connies Mann …« Sie schniefte. »Aber Connie hat immer gern schöne Ohrringe getragen, und ich glaube, dass sie die wahrscheinlich in ihrem Nachttisch aufbewahrt hat. Sie hatte Diamanten, Smaragde, Rubine, Saphire, Perlen … ach, vermutlich noch einiges mehr. Die waren nicht gerade klein. Bei
den Ohrringen aus einem Stein würde ich sagen zwei bis drei Karat pro Stück. Sie hatte außerdem einige Hängeohrringe mit kleineren Steinen; und sie hat immer welche getragen. Ich hab sie häufiger auf dem Rasen arbeiten und in der Erde herumgraben gesehen, und selbst dabei hatte sie immer sehr schöne Ohrringe an. Außerdem hatte sie einen blauen Solitär, ein Hochzeitsgeschenk von ihrem Mann, den sie immer an einer Platinkette um den Hals trug, vermutlich acht bis zehn Karat, und ihren Verlobungsring, auch blau, ein Stück von dem Stein an der Kette, noch mal fünf Karat würde ich sagen. Ich möchte bezweifeln, dass sie die jeden Abend weggeschlossen hat.«
Nachdem er das einen Augenblick verdaut hatte, fragte Lucas: »Wie viel?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Es würde stark von der Qualität abhängen, aber die Buchers haben bestimmt keine billigen Steine gekauft. Es würde mich nicht wundern, wenn, ach, ich weiß nicht. Eine halbe Million?«
»Heilige Scheiße.«
»Ich hab gedacht, das solltest du wissen.«
Karen Palm, die Inhaberin des Cafés, kam an seinem Tisch vorbei und klopfte ihm auf die Schulter. Sie war eine hübsche Frau mit einem strahlenden Lächeln und dunklen Haaren, die ihr auf die Schultern fielen, eine alte Bekannte von Lucas. Im Music Café hingen genauso viele St.-Paul-Cops herum wie Minneapolis-Cops in Sloans Lokal auf der anderen Seite des Flusses.
»Warst du mit dem SWAT-Team da?«, fragte sie.
»Ja. Hast du schon von der Bucher-Geschichte gehört?«
»Furchtbar. Habt ihr den Kerl erwischt?«, fragte sie.
»Ich glaube nicht«, sagte Lucas. »Er war nur zur falschen Zeit am falschen Ort.«
»Erzähl …«
Sie plauderten eine Weile, tauschten Neuigkeiten aus, dann rief seine Sekretärin Carol an, und Palm machte sich wieder an die Arbeit. »Ich verbinde Sie mit McMahon.«
McMahon war ein Ermittler beim SKA. »Ich hab mir die Leute in dem Übergangshaus angesehen«, sagte er, nachdem sie sich begrüßt hatten. »Ich habe sie alle in den Dateien der Feds und in unseren eigenen Dateien gecheckt, und es ist, äh, schwierig.«
»Was ist schwierig?«, fragte Lucas.
»Diese Typen sind handverlesen wegen guter Führung. Es ist das berühmteste Übergangshaus in den Twin Cities. Wenn dieses Ding scheitert, wird sich schon bald niemand mehr über eins in seiner Umgebung beklagen können. Das sind Typen, die zum dritten Mal wegen Alkohols am Steuer erwischt wurden, und kleine Pot-Dealer von der Uni. Keine schweren Jungs.«
»Es kann doch nicht sein, dass niemand …«
»Ist aber so«, sagte McMahon. »Gegen keinen von denen liegt was wegen eines Gewalt- oder Sexualverbrechens vor. Noch nicht mal Fahrerflucht bei den Festnahmen wegen Alkohols am Steuer.«
»Das hilft uns nicht viel weiter«, sagte Lucas.
»Der Mann, der das Haus leitet,
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