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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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erklärte Ronnie.
    Sie hatten bereits in ein halbes Dutzend Räume geblickt,
da sagte Lash plötzlich: »Moment mal.« Er ging zurück in den Raum, den sie gerade verlassen hatten. Dort waren Möbelstücke und zahlreiche Kartons gestapelt; aus einem ragte eine zerbrochene Lampe hervor. »Wo sind denn die Stühle?«, sagte Lash.
    »Stühle?«
    »Ja. Hier waren zwei alte Stühle. Einer stand umgedreht auf dem anderen, wie in einem Restaurant, wenn die zumachen. Zumindest …« Er fasste sich ans Kinn. »Vielleicht waren sie ja im nächsten Zimmer.«
    Sie betraten den nächsten Raum. Hier standen einige Stühle, aber nicht die beiden, die Lash meinte. Sie gingen zurück in den ersten Raum. »Die haben genau hier gestanden.«
    »Wann hast du sie zuletzt gesehen?«
    Ronnie steckte sich einen Finger ins Ohr, drehte ihn hin und her. »Das ist schon eine Weile her«, sagte er. »Ich hab das Zimmer hier sauber gemacht … Mann, vielleicht in den Weihnachtsferien. Vor sechs Monaten.«
    »Zwei alte Stühle«, sagte Lucas.
    »Ja.«
    »Vielleicht hat Mrs. Bucher sie weggegeben?«
    Ronnie zuckte mit den Schultern. »Vermutlich. Sie hat nichts davon gesagt. Ich glaub nicht, dass sie sich über diese Stühle Gedanken gemacht hat.«
    »Waren die denn richtig alt, wie französische Antiquitäten oder so was?«, fragte Lucas.
    »Nein, nein«, sagte Lash. »Eher so alt wie meine Mutter. Oder vielleicht so alt wie Sie.«
    »Woher weißt du das?«
    »Weil die irgendwie merkwürdig … geschwungen waren. Geschwungene Rückenlehne und geschwungener Sitz. Sie sahen aus wie so Stühle, die man in alten Fernsehserien sieht – Star Trek und so. Oder vielleicht wie Stühle aus dem Goodwill-Laden.«

    »Hm. Du irrst dich also ganz bestimmt nicht?«, fragte Lucas.
    »Nein, die sind nicht hier.«
     
    Als sie durch die letzten Räume gingen, sagte Ronnie schließlich: »Wissen Sie, ich bin mir nicht sicher, aber ich hab das Gefühl, als hätte hier jemand herumgeschnüffelt. Es ist alles nicht ganz so, wie es war. Sieht so aus, als wären Sachen verschoben worden.«
    »Was zum Beispiel?«
    Lash zeigte auf einen ramponierten Schaukelstuhl aus Holz mit einem zerrissenen Stoffsitz. Hinter dem Schaukelstuhl standen vier gerahmte Bilder gegen die Wand gelehnt. »Als hätte jemand den Schaukelstuhl bewegt. Wenn die alte Lady etwas umgestellt haben wollte, hat sie mich das meistens machen lassen.«
    »War da noch was dahinter?«
    Lash musste einen Augenblick darüber nachdenken, dann ging er in einem anderen Zimmer nachsehen, kam zurück und betrachtete erneut den alten Schaukelstuhl. »Da könnten mehr Bilder gestanden haben«, sagte er. »Hinter dem Schaukelstuhl.«
    »Wie viele?«, fragte Lucas.
    »Ich weiß es nicht, aber der Stapel war dicker. Vielleicht sechs? Vielleicht fünf. Oder sogar sieben. Einer der Rahmen war goldfarben, aber voller Staub. Den sehe ich nicht mehr. Lassen Sie mich mal überlegen, auf einem stand ›reckless‹ auf der Rückseite.«
    »Reckless, wie waghalsig?«
    »Ja, irgendwer hat ›reckless‹ darauf gemalt«, sagte Ronnie. »Nur dieses eine Wort. Auf die Rückseite des Gemäldes, nicht auf die Vorderseite. Mit dunkelgrauer Farbe in Großbuchstaben.«
    »Porträt, Landschaft …?«

    »Das weiß ich nicht. Ich hab nicht auf die Vorderseite geguckt. Ich kann mich nur an dieses eine Wort auf der Rückseite erinnern. Es sind mehrere Bilder verschwunden. Mindestens zwei.«
    »Den Flur runter in dem dritten Raum, da, wo die Bügelbretter stehen, hingen ein paar Bilder an der Wand«, sagte Lucas.
    »Nein, nein, die hab ich gesehen«, erwiderte Ronnie. »Die hier standen, hatten Rahmen, die mit Blumen und Trauben und so Zeug verziert waren. Und dieser goldene. Die in dem anderen Zimmer haben ganz schlichte Rahmen.«
    »Also Stühle, die nicht sehr alt waren, und eventuell ein paar Gemälde«, sagte Lucas.
    »Ja.« Sie standen einen Augenblick schweigend da, dann fügte Ronnie hinzu: »Eines kann ich Ihnen sagen, Mr. Davenport – Weldon Geoffrey hätte ganz bestimmt keine Stühle und Gemälde gestohlen. Das heißt, er würde vielleicht die Stühle mitnehmen, weil es bei ihm zu Hause nie viele Möbel gegeben hat. Aber ich kann mir kein einziges Gemälde vorstellen, für das Weldon auch nur einen Dollar bezahlen würde, es sei denn, es wär’ne blonde Frau mit dicken Titten drauf.«
    Sie gingen durch das Haus zurück, und plötzlich erklang aus Lashs Hosentasche eine Rockversion der »Battle Hymn of the Republic«. Er zog das

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