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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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Testosteron hatte sein Blut in Wallung gebracht. Sie war der Typ dünnes Cowgirl, der einen ein wenig heftiger atmen lassen konnte; und genau das bewirkte sie auch. Irgendwas an ihren leicht schräg stehenden Augen und natürlich ihr Name erinnerten ihn an Lauren Hutton, die schönste Frau der Welt. Außerdem hatte sie ihn dazu gebracht, über die Killer nachzudenken. Ihre Argumentation klang zwar ganz vernünftig, aber wahrscheinlich hatte sie wie die meisten Autoren null Ahnung von Einbrechern.
     
    In der Bucher-Villa war etwa ein halbes Dutzend Cops, und die erledigten in erster Linie Büroarbeit. Sie gingen Telefonverzeichnisse durch und hörten den Anrufbeantworter ab, kontrollierten Schecks und Kreditkartenabrechnungen und versuchten, sich ein Bild von Buchers finanzieller Situation und ihrem sozialen Leben zu machen.
    Lucas traf Smith im Musikzimmer an. Er redete mit einer Frau, die von oben bis unten in Schwarz gekleidet war, und mit einem großen, kräftigen Mann in einem blauen Seersucker-Anzug mit einer zu kleinen Fliege unter seinem Doppelkinn.
    Smith stellte die beiden als Leslie und Jane Little Widdler
vor, Fachleute für Antiquitäten, die ein Geschäft in Edina hatten. Sie schüttelten sich die Hand. Leslie war zwei Meter groß und dick, hatte riesige feuchte Hände und eine durchsichtige Zahnspange. Jane war klein, hatte extrem kurze Haare, kalte knochige Hände und einen merkwürdig starren Gesichtsausdruck.
    »Haben Sie schon was herausgefunden?«, fragte Lucas
    »Wir haben gerade erst angefangen«, sagte Jane Widdler. »Es gibt hier einige sehr schöne Dinge. Diese verdammten Vandalen … denen ist bestimmt nicht klar, was für einen Schaden sie hier angerichtet haben.«
    »Von den Morden ganz zu schweigen«, sagte Lucas.
    »Ja natürlich«, erwiderte Jane und machte eine entschuldigende Handbewegung. Irgendwie spiegelte ihre Geste Lucas’ schlechtes Gewissen wider: Alte Frauen kamen und gingen, aber eine Goldbronze-Kommode aus der Zeit Ludwigs XVI. war von bleibendem Wert.
    »Habt ihr die Versicherungspapiere?«, fragte Lucas Smith.
    »Ja.« Smith griff in seinen Aktenkoffer und reichte Lucas ein Bündel Papiere. »Deine Kopie.«
    Lucas erzählte ihm, was er von Kidd über Stanley Reckless erfahren hatte. »Der Schmuck plus dieses eine Gemälde, das bedeutet richtig viel Geld, John. Und wir wissen noch nicht mal, was sonst noch fehlt. Mann, ich glaube, das ist alles ein paar Nummern zu groß für Nate Brown.«
    »Brown hat es nicht getan«, sagte Smith. »Ich halte ihn nicht für intelligent genug, um so standhaft zu bleiben, wie er es während unserer Befragung war. Außerdem glaube ich nicht, dass er so abgebrüht ist, zwei alte Frauen umzubringen. Das ist eher so ein Schlaffi.«
    »Was ist mit dem Reckless-Gemälde?«, fragte Leslie Widdler mit gerunzelter Stirn. »Das steht nicht auf der Versicherungsliste.«

    »Sollte es das?«
    »Natürlich. Ein echter Stanley Reckless wäre extrem wertvoll. Wo hat das Bild denn gehangen? Haben die es mit dem Rahmen mitgenommen, oder …«
    »Es hat nirgends gehangen«, sagte Lucas. »Es muss auf dem Speicher gestanden haben.«
    »Auf dem Speicher? Sind Sie sicher?«
    »Das hat man uns jedenfalls erklärt«, sagte Lucas. »Warum?«
    Widdler verzog die Lippen um seine Zahnspange. »Die Sache ist die, einige von den Bildern hier, ich meine … ganz ehrlich, da ist’ne Menge Schrott. Ich bin überzeugt, dass Mrs. Bucher sie aus rein sentimentalen Gründen hat aufhängen lassen.«
    »Was völlig legitim und verständlich ist«, sagte Jane Widdler und schaffte es, gleichzeitig zu verstehen zu geben, dass es das nicht war.
    »Aber ein echter Reckless sollte nicht auf dem Speicher stehen. Meine Güte …« Leslie Widdler sah zu der hohen Decke hinauf und bewegte die Lippen. Dann blickte er wieder auf Lucas hinab. »Ein gutes Gemälde von Reckless könnte heutzutage durchaus eine halbe Million Dollar wert sein.«
    »Es wird immer mehr, was?«, sagte Smith zu Lucas. »Eine Profi-Geschichte.«
    »Das glaub ich auch«, sagte Lucas. »Professionell, aber vielleicht auch ein bisschen durchgeknallt. Kein Kampf, kein Streit, keine Geräusche, keine Anzeichen von Panik. Tock, und sie sind tot. Anschließend haben die Mörder in aller Ruhe das ganze Haus durchsucht.«
    »Verdammt kaltblütig.«
    »Verdammt viel Geld«, sagte Lucas. »Wir beide kennen Leute, die jemanden wegen dreißig Dollar oder sogar ohne jeden Grund umgebracht haben. Aber das hier …«
    Smith
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