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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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einer Handvoll Fotos herein. »Wir vermissen etwas«, sagte er. »Dieses Foto wurde im Musikzimmer aufgenommen, aber wir können das Ding da nirgends finden.«
    Lucas und Barker standen auf. Barker nahm das Foto, und Lucas blickte ihr über die Schulter. Auf dem Foto war ein kleiner brauner Tisch zu sehen, der oben fast quadratisch war. Die Tischplatte war in zwei Hälften geteilt, entweder durch eine eingearbeitete Linie oder durch eine tatsächliche Unterteilung. Unter der Tischplatte war eine kleine Schublade mit einem Messinggriff zu erkennen.
    »An dieses Teil kann ich mich erinnern«, sagte Barker, nachdem sie das Foto einen Augenblick betrachtet hatte. »Allerdings
von vor vielen Jahren, als ich noch ein Kind war. Wenn man die Tischplatte aufklappte, war drinnen ein Damebrett. Ich glaube jedenfalls, dass es ein Damebrett war. Wir Kinder glaubten, das wär ein Geheimversteck, aber es wurde nie was da drin versteckt. Die Spielsteine lagen in der Schublade.«
    »Steht der Tisch auf der Versicherungsliste?«, fragte Lucas. »Haben Sie eine Vorstellung, was der wert sein könnte?« Er blätterte in seinen Papieren.
    Der Cop schüttelte den Kopf. »Ich hab auf Johns Liste nachgeschaut. Sieht nicht so aus, als wär da so was drauf. Von Dame steht da jedenfalls nichts.«
    »Unten sind zwei Antiquitätenexperten«, sagte Lucas. »Vielleicht wissen die was.«
     
    Er und Barker brachten die Fotos nach unten zu den Widdlers. Als sie einander vorgestellt wurden, musste Barker husten und drückte einen Moment ihre Knöchel gegen die Zähne. »Oje, ich glaub, ich hab einen Käfer verschluckt«, sagte sie.
    »Ist Protein«, erwiderte Jane Widdler. »Was für eine schöne Kette … Tiffany?«, fügte sie, immer noch an Barker gewandt, hinzu.
    »Das will ich doch hoffen«, antwortete Barker lächelnd.
    »Wir haben einen Tisch, der offenbar fehlt«, sagte Lucas zu den beiden Antiquitätenhändlern. »Könnte sich um ein aufklappbares Damebrett handeln.« Er reichte Leslie Widdler das Foto von dem Tisch und fragte: »Irgendeine Vorstellung, was der wert ist?«
    Die beiden Händler betrachteten einen Moment lang das Foto, dann sahen sie sich kurz an. »Einundfünfzigtausendfünfhundert Dollar?«, sagte Leslie Widdler zu seiner Frau.
    Sie schnippte mit dem Zeigefinger. »Exakt.«
    »Das können Sie so genau sagen?«, fragte Lucas.
    Leslie Widdler gab Lucas das Foto zurück. »Mrs. Bucher hat diesen Tisch dem Förderverein des Minnesota Orchestra
für eine Spendenauktion gestiftet, mal überlegen, das muss im Dezember vor zwei Jahren gewesen sein. Es handelt sich übrigens um einen Backgammontisch aus China, nicht um einen Dametisch; spätes achtzehntes Jahrhundert. Er wurde von Mrs. Leon Cobler von der Süßwarenfabrik Cobler erworben und dem Kunstmuseum von Minneapolis geschenkt.« Er hielt inne, um Luft zu holen. »Wo er heute immer noch steht«, fügte er dann hinzu.
    »Mist«, sagte Lucas.
     
    Der Gouverneur rief an, und Lucas schlenderte in einen Flur, um das Gespräch entgegenzunehmen. »Gute Arbeit. Ihr Mr. Flowers war hier und hat eine interessante Präsentation geliefert«, sagte der Gouverneur. Sein Name war Elmer Henderson. Er hatte die ersten beiden Jahre seiner ersten Amtszeit hinter sich, war beliebt und versuchte, für die bevorstehenden Wahlen eine demokratische Mehrheit in beiden Häusern zusammenzukriegen. »Wir haben uns für den Vorschlag mit dem Dakota County ausgesprochen, und Flowers meinte, das müsse machbar sein. Wir – das heißt Sie – könnten Dakota County die Beweise vorlegen und die überreden, eine Grand Jury einzuberufen. Saubere Lösung.«
    »Wenn es funktioniert.«
    »Das muss funktionieren«, sagte der Gouverneur. »Dieses Mädchen … hmm … die Fotos, die dem Beweismaterial beiliegen, lassen erkennen, dass sie nicht, äh, ganz unentwickelt ist. Als Frau, meine ich.«
    »Governor … Sir …«
    »Ganz ruhig, Lucas. Ich werd das Mädchen schon nicht anrufen«, sagte Henderson. »Aber dieses ›O Gott, leck mir die Eier‹, das kann einen schon beschäftigen.«
    »Ich werd mit Dakota County reden«, sagte Lucas.
    »Tun Sie das. Ach übrigens, warum nennt eigentlich jeder Ihren Typen da ›diesen verdammten Flowers‹?«

SECHS
    F rüher am Morgen hatte Leslie Widdler auf seiner von Ringelblumen umrankten gefliesten Terrasse gesessen und Toast mit kalorienarmer Ersatzbutter und Ei aus dotterfreiem Pulver gegessen, den Bach betrachtet, die Sonne genossen und die Star Tribune aufgeschlagen.
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