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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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den Eigentumswohnungen. Eine ältere Frau kam mit einer Einkaufstüte voller alter Klamotten durch eine der Innentüren. Er hielt ihr die Tür auf, sie blinzelte ihn an, und er ging ohne zu klingeln ins Haus.
     
    Kidd kam müde und leicht benommen aussehend zur Tür. Er hatte ein runzliges rotes Baby von der Größe eines Brotlaibs auf einem Handtuch über seine Schulter gelegt und klopfte ihm den Rücken.
    »Hey …« Er wirkte leicht überrascht. Jedes Mal, wenn Lucas ihn sah, wirkte er leicht überrascht.
    »Wusste gar nicht, dass du Kinder hast«, sagte Lucas.
    »Das erste«, sagte Kidd. »Er soll ein Bäuerchen machen. Willst du ihn mal halten?«
    »Nein, danke«, entgegnete Lucas hastig. »Ich hab einen zweijährigen Sohn. Das hab ich gerade hinter mir.«
    »Aha … komm rein«, sagte Kidd und trat von der Tür zurück. »Lauren?«, rief er nach hinten. »Zieh dir’ne Hose an. Wir haben Besuch. Die Cops.«
    Kidd führte ihn ins Wohnzimmer. Er war einige Zentimeter kleiner als Lucas, aber breiter in den Schultern und wurde langsam grau. Er hatte über ein Ringer-Stipendium an der Universität studiert, an der Lucas Hockey gespielt hatte. Er sah immer noch so aus, als könnte er einem die Arme ausreißen.
    Er hatte außerdem, wie Lucas meinte, die tollste Wohnung in St. Paul. Sie war riesengroß und bestand aus zwei Eigentumswohnungen, die er gekauft hatte, als Eigentumswohnungen billig waren. Jetzt war die Wohnung eine Million wert, wenn man sie dafür überhaupt kriegen würde. Vom Balkon blickte man auf den Mississippi. Die Fenster standen auf, und der leichte Geruch nach Flusskarpfen mischte sich mit dem
viel stärkeren Geruch nach saurer Milch, der Babys stets umgibt; dazu vielleicht ein Hauch von Ölfarbe oder Terpentin.
    »O Gott«, rief Kidd. »Lauren, wir müssen die Windel wechseln. Er ist echt nass. Ach … Scheiße.«
    »Einen Moment …« Lauren war eine schlanke dunkelhaarige Frau mit schmalen Hüften und einem breiten Mund. Die vom Duschen nassen Haare hingen ihr auf die Schultern herab. Sie war barfuß und trug eine schwarze Bluse und ausgebleichte Bootcut-Jeans. »Das könntest du auch machen, du bist doch kein Krüppel«, sagte sie zu Kidd.
    »Ja, ja«, sagte Kidd. »Das ist Detective Davenport. Er hat wahrscheinlich ein Kunstproblem?« Der letzte Satz war fragend ausgesprochen, und beide sahen Lucas an, während Lauren das Baby nahm.
    Lucas nickte. »Hast du schon von den Morden auf der Summit Avenue gehört?«
    »Allerdings. Das müssen ja völlige Irre gewesen sein«, sagte Kidd.
    »Wir fragen uns allmählich, ob dahinter nicht noch ein anderes Verbrechen stecken könnte.« Lucas berichtete von den Morden, von den aus der Porzellanvitrine auf den Boden geworfenen Gefäßen, von seiner Theorie, dass echte Kunstexperten die guten Stücke nicht zerbrochen hätten, und von den Plänen, Restaurateure und Antiquitätenfachleute hinzuzuziehen. »Und dieser Junge – der Neffe von einer der toten Frauen – hat gesagt, er glaubt, dass auf dem Speicher ein paar alte Gemälde fehlen würden. Er weiß nur, dass sie alt sind und dass bei einem das Wort ›reckless‹ auf dem Rücken stand. Es wäre auf den Rücken gemalt gewesen, hat er gesagt. Fällt dir irgendwas dazu ein? Kennst du ein Bild, das Reckless heißt? Oder weißt du, in welchen Datenbanken so was stehen könnte? Oder sonst etwas?«
    Kidd kniff die Augen zusammen, dann fragte er: »Reckless mit großem R?«

    »Das weiß ich nicht«, antwortete Lucas. »Sollte es großgeschrieben werden?«
    »In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts gab es einen amerikanischen Maler namens Reckless. Vielleicht hab ich was über ihn …«
    Lucas folgte ihm durch ein Atelier in eine Bibliothek. Es war ein schmaler, dunkler Raum, dessen Wände mit Kunstbüchern vollgestellt waren. Lauren trottete mit dem Baby hinterher. Kidd nahm einen großen Band aus dem Regal und blätterte darin. »Alphabetisch«, murmelte er vor sich hin und schlug noch ein paar Seiten um. »Da haben wir ihn«, sagte er schließlich. »Stanley Reckless. Irgendein abgedrehter Impressionismus. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut.«
    Er zeigte Lucas die farbige Abbildung einer Flussszene. Neben ihnen gab das Baby einen unangenehmen Geruch von sich und schien sich darüber zu freuen. »Was würde so ein Gemälde wert sein?«, fragte Lucas.
    Kidd schüttelte den Kopf. »Das müssen wir am Computer nachsehen. Ich hab einen Auktionsdienst abonniert.«
    »Ich will das auch

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