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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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richtig machen, müssen wir sie noch nicht mal bewegen.«
    »Beim Rausgehen.«
    »Beim Rausgehen. Solange wir dort sind, sind wir ruhig, konzentriert und cool«, sagte Jane. Sie konnte es sich richtig vorstellen. »Wir reden. Wenn das nichts nützt, lenken wir ein und bringen sie dazu, uns zur Tür zu begleiten.«
    »Ich gehe hinter ihr her und zieh den Handschuh an.«
    »Ja. Wenn die Kugel abgeht, musst du ihr entweder auf den Hinterkopf schlagen, ziemlich weit unten, oder direkt auf die Stirn. Vielleicht … ich überlege gerade, wie Leute fallen. Vielleicht sollten wir ihr einen Finger brechen oder so. Mehrere Finger. Als ob sie versucht hätte, sich im Fallen am Geländer festzuhalten.«
    Leslie nickte und trat wegen eines Radfahrers kurz auf die
Bremse. »Ich könnte sie hochheben, und wir könnten mit ihren Fingernägeln über das Geländer kratzen und vielleicht ein paar Teppichflusen in ihre andere Hand tun. Sie ist sehr klein. Ich könnte sie sicher nahe genug heranheben, dann müssen wir nur noch ein bisschen Farbe unter einen Fingernagel kriegen …«
    »Guter Plan«, sagte Jane. »Wenn die Kugel abgeht.«
     
    »Trotzdem spricht einiges für das Messer«, sagte Leslie nach kurzem Schweigen. »Drei ältere Frauen mit eingeschlagenem Schädel im Abstand von drei Tagen. Irgendwer wird meinen, dass das doch ein ziemlich großer Zufall ist. Das Messer wäre ein anderer Modus Operandi und sähe außerdem ziemlich dämlich aus. Noch so eine Junkie-Geschichte. Und wenn nichts gestohlen wird …«
    »Also sollten wir besser was mitgehen lassen, wenn wir’s mit dem Messer machen«, sagte Jane. »Ich meine, in dem Fall kann ja kein Zweifel daran bestehen, dass es sich um Mord handelt. Und weshalb sollte man sie umbringen? Um sie auszurauben. Wir wollen kein Mysterium. Wir wollen eine klare Geschichte. Wir bringen sie um, nehmen ihre Geldbörse und verschwinden. Wenn sie bei der Kugel dahinterkommen, dass es Mord war, dann wäre das ein großes Mysterium.«
    »Und sie werden sehen, dass es klug gemacht war. Dann wissen sie, dass das kein dahergelaufener Junkie war.«
    Jane wog beide Möglichkeiten gegeneinander ab. »Ich bin trotzdem für die Kugel«, sagte sie. »Wenn das mit der Kugel funktioniert, sind wir fein raus. Niemand wird überhaupt Verdacht schöpfen. Bei dem Messer werden sie anfangen zu ermitteln und versuchen, Verbindungen aufzuspüren.«
    Darauf sagte Leslie zum fünfzehnten Mal, seit sie von zu Hause losgefahren waren: »Wenn die Kugel abgeht …«
    »Wahrscheinlich machen wir’s eh nicht«, erwiderte Jane. »Wir werden die alte Schachtel nur zu Tode erschrecken.«
Marilyn Coombs wohnte in einem hübschen Nachkriegshaus mit einem großen Panoramafenster und einer Doppelgarage, die etwas zurückgesetzt war. Die Garage hatte ursprünglich frei gestanden, war nun aber durch einen überdachten Durchgang, der vermutlich in den sechziger Jahren gebaut worden war, mit dem Haus verbunden. Die Kunststoffverkleidung der Außenwände war relativ neu, und an dem überstehenden Dach hingen beheizbare Kunststoffdachrinnen. Der Vorgarten war schmal, rein dekorativ und steil. Fünf Betonstufen führten bis zum Haus und fünf weitere zur Außentür der Veranda. Der Garten hinterm Haus, der für die Babys zur Zeit des Babybooms gedacht war, war größer und eingezäunt.
    Sie stiegen die Stufen im Vorgarten hinauf, dann die zur Verandatür und gingen hinein. In diesen Häusern war die Klingel innerhalb der Veranda. Beim Hinaufgehen zog sich Leslie einen Gartenhandschuh aus Baumwolle über die rechte Hand. Nachdem er damit auf die Klingel gedrückt hatte, schob er die Hand in die Jackentasche.
     
    Marilyn Coombs musste mindestens achtzig sein, glaubte Jane, oder sogar schon fünfundachtzig. Als sie unter der Lampe im Wohnzimmer hindurchging, schimmerte ihr Haar perlweiß, als ob es flüssig wäre, und wirkte fein wie Kaschmir. Sie war sehr dünn und musste die Tür mit beiden Händen aufziehen. Sie lächelte die beiden an. »Wie geht es Ihnen? Jane, Leslie. Lange nicht gesehen.«
    »Marilyn …«
    »In der Küche sind Plätzchen. Aus Hafermehl. Ich hab sie heute Nachmittag gebacken.« Coombs spähte an Leslie vorbei auf den Gehweg. »Sie haben da draußen doch keine Schlitzaugen gesehen, oder?«
    »Nein.« Leslie sah Jane an und zuckte mit den Schultern, und sie blickten beide auf den leeren Gehweg.
    »Die Schlitzaugen machen sich hier in dieser Gegend breit.
Die verdienen ihr Geld mit Heroin«, sagte Coombs. »Ich

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