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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Olufsen-Slimline-Telefon fing auf seinem Platz neben dem eingebauten Porzellanschrank an zu klingeln, und er griff danach.
    »… auf der Liste stehen, die man identifizieren kann, und wir wissen nicht, welche das sind. Und wenn es Fotos gibt …«
    Er nahm das Telefon, sagte »Hallo?« und eine Sekunde später: »Ah, Detective? Ja, klar …«
    Jane war völlig fertig. Sie legte eine Hand auf ihre Brust und
stützte sich mit der anderen auf die Arbeitsplatte. Das könnte das Ende sein. Alles, wofür sie gearbeitet hatten, von einer Sekunde zur nächsten dahin.
    »Hallo, ja, das ist …«, sagte Leslie. »Hm, mhm, hm, mhm …« Dann lächelte er, sprach aber in lässigem, professionellem Tonfall weiter. »Wir würden Ihnen natürlich sehr gerne helfen, sofern das nicht unsere Position als Bieter beeinträchtigt, sollte es zu einer Versteigerung des Inventars kommen. Aber warum sollte es das eigentlich, wenn Sie lediglich eine Meinung wollen … Mmm, heute Nachmittag ginge es. Ich bringe meine Frau mit. Unsere Assistentin kann sich um den Laden kümmern. Also dann um eins. Bis nachher.«
    Kichernd stellte er das Telefon zurück. »Man hat uns gebeten, die Polizei von St. Paul bei den Ermittlungen im Fall Bucher zu beraten.«
    Jane lächelte, so gut es ging. »Leslie, das ist ja unglaublich. Und weißt du was? Carmody & Loan werden stinksauer sein.«
    Carmody & Loan waren vom Angebot her ihre einzige nennenswerte Konkurrenz in den Twin Cities. Wenn man C&L gebeten hätte, die Schätzung vorzunehmen, wäre Jane absolut stinksauer gewesen. Sie konnte kaum abwarten zu erfahren, was Melody Loan dazu sagen würde. Sie würde toben vor Wut. »Vielleicht könnten wir diesem Ruffe Ignace irgendwie die Nachricht zukommen lassen, dass man uns als Berater ausgeguckt hat.«
    Leslie zog die Augenbrauen hoch. »Um Salz in die Wunde zu streuen? Hmmh. Manchmal bist du ein richtiges Biest. Das gefällt mir.« Er ging auf sie zu und schob seine Hand in ihre Haushose, die eigentlich das Unterteil eines ausgewaschenen Shotokan-Karateanzugs war.
    Sie öffnete die Beine ein wenig, lehnte ihren Hintern gegen die Anrichte, biss sich auf die Lippen und machte ein Gesicht, das so etwas wie Ekstase vermitteln sollte, soweit das in Anbetracht
des Botox möglich war. »Gib’s mir, großer Mann«, flüsterte sie. Den Fruchtshake hatte sie beinahe vergessen.
     
    Doch wie Leslie häufig zu sagen pflegte, der Herr hat es gegeben, und es ist verdammt gut möglich, dass er es im nächsten Atemzug schon wieder nimmt. Sie verbrachten den Vormittag im Laden, telefonierten mit Kunden und anderen Händlern, kontrollierten Rechnungen und stritten sich mit einem Vertreter von der State-Farm-Versicherung über deren Haftungsbedingungen. Mittags kauften sie in einem Sandwich-Laden Roastbeef-Sandwiches mit Asiago-Sauce auf Sauerteigbrot und machten sich dann auf den Weg nach St. Paul.
    Sie fuhren gerade in Janes Audi A4, den sie nur noch als »diese alte Schrottkiste« bezeichnete, über die I-494, als ein weiterer unangenehmer Anruf kam. Jane kramte ihr Handy hervor und sah auf das Display. Dort stand Marilyn Coombs.
    »Marilyn Coombs«, sagte sie zu Leslie.
    »Diese verdammte alte Geschichte«, sagte Leslie.
    Jane drückte auf die Antworttaste und sagte: »Hallo?«
     
    Marily Coombs war eine alte Frau, die nach Meinung von Jane schon längst tot sein sollte. Ihre Stimme klang schwach und brüchig. »Jane?«, sagte sie. »Haben Sie das mit Connie Bucher gehört?«
    »Ich hab’s heute Morgen in der Zeitung gelesen«, antwortete Jane. »Wir sind schockiert.«
    »Es ist genau das Gleiche, was mit Claire Donaldson passiert ist«, wimmerte Coombs. »Meinen Sie nicht, wir sollten die Polizei anrufen?«
    »Oh, nein, ich möchte nur äußerst ungern mit der Polizei zu tun haben«, sagte Jane. »Am Ende müssten wir uns noch Anwälte nehmen, und wir wollen doch nicht … na ja, Sie wissen schon.«
    »Wir brauchen ja darüber nichts zu sagen«, erwiderte
Coombs. »Aber ich hab mir noch mal meinen Zeitungsausschnitt über den Mord an Claire angesehen, und es ist genau das Gleiche, Jane.«
    »Ich hab gedacht, Claire wäre erschossen worden«, sagte Jane. »Das hab ich jedenfalls gehört.«
    »Ja, aber abgesehen davon ist es genau das Gleiche«, erklärte Coombs. Jane verdrehte die Augen.
    »Wissen Sie, ich habe Claire nicht besonders gut gekannt«, sagte Jane.
    »Ich dachte, Sie wären befreundet gewesen.«
    »Nein, nein, wir wussten über die Quilt-Gruppe, wer sie war,

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