MordLust
schlanker, braun gebrannter Mann in Jeans, einem blauen Baumwollhemd, das mit kleinen gelben Blümchen bestickt war, und abgewetzten schwarzen Cowboystiefeln, sagte: »Wir haben die Kleine bereits auf Band, Jimbo.«
»Für Sie ›James‹, Officer«, sagte der Anwalt und tat so, als wäre er eingeschnappt.
Flowers sah Lucas an. »Der gute alte Jimster versucht, Kline die Daumenschrauben anzulegen.« Er blickte wieder zu dem Anwalt. »Was würden Sie schon finden? Dass er irgendein Vermögen hat, von dem wir nichts wussten?« Sein Blick wanderte wieder zu Lucas. »Ich bin dafür, dass wir uns so einen Recherche-Typen nehmen, jeden Steuerbescheid an Land ziehen, den wir kriegen können, sämtliche Vermögenswerte, die Kline besitzt, ausfindig machen und alles der Anklage beifügen. Eine Immobilienrecherche durchführen und Kline an die Wand stellen.«
»Warum wollen Sie dieser jungen Frau die Entschädigung nehmen, die ihr rechtmäßig zusteht?«, fragte der Anwalt. »Sie hat überhaupt nichts davon, wenn Kline ins Gefängnis wandert, so einfach ist das. Sie braucht vielleicht über Jahre hinweg Therapie – über Jahre! -, wenn es wahr ist, dass Mr. Kline sexuellen Kontakt mit ihr hatte. Was wir natürlich immer noch zu klären versuchen.«
»Arschloch«, sagte Flowers.
Der Anwalt wandte sich schockiert – schockiert – an Jesse und sagte: »Halten Sie sich die Ohren zu.«
Jesse sah nur Flowers an, drehte sich eine Haarsträhne um den Finger und streckte ihm ihre lange rosa Zunge raus. Flowers grinste sie an.
»Sie ist ein heißer Feger«, sagte Flowers, als sie das Haus verließen. Sie gingen wachsam über den Hof, weil in der Mitte ein gelb-weißer, aggressiv aussehender Hund mit angelegten Ohren und großen Zähnen an einem Pfosten angeleint war.
»Sie ist sechzehn«, sagte Lucas und beobachtete den Hund.
»Wir Juden unterziehen unsere Frauen mit vierzehn der Bar-Mizwa, und danach sind sie zu haben«, sagte Flowers. »Im richtigen kulturellen Umfeld ist sechzehn keine große Sache.«
»Sie sind ein verdammter Presbyterianer, Virgil, und wohnen in Minnesota.«
»Oh, ja. Da haben Sie mich aber erwischt, Boss«, sagte Flowers. »Was machen wir als Nächstes?«
Das zweite Gespräch war noch schlimmer, falls man nicht gerade Spaß daran hatte, alte Männer weinen zu sehen.
Burt Kline saß in seinem schweren Ledersessel. Hinter ihm hingen Fotos aus seiner politischen Karriere an der Wand, sämtliche Plaketten, diverse Ehrenschlüssel und Briefe der
Präsidenten. Er verbarg sein Gesicht in den Händen, wiegte sich vor und zurück und weinte. Es wirkte echt. Sein Sohn, ein fetter Dreiundzwanzigjähriger und der offenkundige Kronprinz, schlug immer wieder klatschend seine kräftige Faust in die Hand. Er hatte an der St. John’s University Football gespielt und trug ein T-Shirt, eine Footballkappe und eine überdimensionale Gürtelschnalle von St. John’s.
Burt Kline flennte. »Sie ist doch noch ein Mädchen, wie können Sie glauben …«
Flowers gähnte und sah aus dem Fenster. Lucas sagte: »Senator Kline …«
»I-i-ich hahahab’s nicht getan«, schluchzte Kline. »Ich schwöre bei Gott, ich hab das Mädchen niemals angefasst. Das ist alles gelogen.«
»Es ist eine verdammte Lüge, er hat es nicht getan, und diese verdammten Weiber versuchen, uns zu erpressen«, brüllte Burt jr.
»Da ist aber die Sache mit dem Sperma und der DNA«, sagte Flowers.
Das Flennen wurde noch lauter. Kline drehte seinen Sessel zum Schreibtisch und ließ seinen Kopf darauf fallen. Es klang, als würde ein Kürbis gegen eine Sturmtür knallen. »Da muss ein Irrtum vorliegen«, jammerte er.
»Sie versuchen, uns was anzuhängen«, sagte Burt jr. »Sie und dieser ganze verdammte Haufen von Ökoarschlöchern. Dieser angebliche Labortyp ist bestimmt irgend so ein linker Spinner.«
»Folgender Vorschlag, Senator Kline«, sagte Lucas, ohne den Sohn zu beachten. »Sie wissen, wir haben keine Wahl. Wir müssen die Sache einer Grand Jury übergeben. Nun können wir die Sache einer Grand Jury hier in Ramsey County übergeben, und Sie wissen, was dieser kleine Schweinehund von Staatsanwalt damit machen wird.«
»O Gott …«
»Das ist nicht richtig«, sagte Burt jr. und klatschte sich die Faust in die Hand. Sein Gesicht war so rot, dass Lucas sich Sorgen wegen seines Blutdrucks machte, doch er redete weiter auf den alten Mann ein. »Andererseits hat Jesse Barth erzählt, Sie wären mal mit ihr zum Shoppen in die
Weitere Kostenlose Bücher