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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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aber wir haben sie nicht wirklich gekannt. Jedenfalls würde ich mir diesen Zeitungssausschnitt gerne mal ansehen. Dann kann ich Ihnen sicher eher raten, ob Sie die Polizei einschalten sollten oder nicht.«
    »Ich hab ihn hier vor mir liegen«, sagte Coombs.
    »Vielleicht sollten wir noch heute Abend vorbeikommen«, schlug Jane vor. »Es könnte allerdings spät werden, da wir jetzt gleich einen Termin haben. Ich seh mir den Ausschnitt dann an.«
    »Wenn Sie das für richtig halten«, sagte Coombs.
    »Wir wollen doch keinen Fehler machen.«
    »In Ordnung«, erwiderte Coombs. »Nach dem Abendessen.«
    »Ich fürchte, das wird später werden. Wir sind gerade auf dem Weg nach Eau Claire. Wann gehen Sie zu Bett?«
    »Nie vor den Fernsehnachrichten.«
    »Okay, dann sind wir vorher da.«
     
    Das gab ihnen einigen Gesprächsstoff. »Geht jetzt alles vor die Hunde, Leslie? Geht jetzt alles vor die Hunde?«, fragte Jane. Sie war mal in einer Schauspielgruppe gewesen und außerdem ehemalige stellvertretende Leiterin des Edina Little Theater.

    »Natürlich nicht«, sagte Leslie. »Wir müssen nur ein bisschen aufräumen.«
    Jane seufzte. Dann fragte sie: »Hältst du das Hermès-Tuch für zu bunt?« Sie trug ein Hermès-Tuch mit Enten, und die Enten hatten kleine rote Kragen und quakten sich gegenseitig an.
    »Nein, nein. Ich finde, es steht dir sehr gut.«
    »Ich hoffe, es geht nicht alles vor die Hunde«, murmelte Jane.
    »Die meisten Cops sind dumm wie Bohnenstroh«, sagte Leslie. »Mach dir keine Sorgen, Schatz.«
    Dennoch konnte Jane, die ihren zarten Ellbogen auf das Lederpolster unterhalb des Audi-Fensters gestützt und ihre Finger auf die Wange gelegt hatte, den Gedanken nicht unterdrücken, ob es nicht, wenn tatsächlich alles zu Ende ging, eine Möglichkeit gäbe, die gesamte Schuld auf Leslie zu schieben.
    Vielleicht sogar … Sie blickte nachdenklich auf seine Schläfe. Nein, das war viel zu voreilig.
    Dann trafen sie die Cops und redeten über vermisste Antiquitäten, unter anderem über ein Gemälde von Stanley Reckless.
     
    Als sie Oak Walk verließen, sagte Jane: »Dieser Davenport ist nicht dumm wie Bohnenstroh.«
    »Nein, das ist er nicht«, erwiderte Leslie. Er hielt ihr die Tür auf, half ihr hinein und beugte sich vor. »Wir müssen über den Reckless reden«, sagte er.
    »Wir müssen ihn loswerden. Am besten verbrennen«, sagte Jane.
    »Ich vernichte doch kein Gemälde, das’ne halbe Million Dollar wert ist«, entgegnete Leslie. »Aber wir müssen uns was einfallen lassen.«
    Sie redeten auf dem gesamten Heimweg darüber. Die einzige
Möglichkeit war, argumentierte Jane, es zu zerstören. Für Mord gab es keine Verjährungsfrist, und wenn irgendwann die Verlockung des Geldes zu stark wurde, könnten sie versucht sein, das Bild zu verkaufen – und erwischt werden.
    »Ein neuer, bisher unbekannter Reckless – das würde einiges Aufsehen erregen«, erklärte sie.
    »Man könnte ihn privat verkaufen«, sagte Leslie.
    »Ich weiß nicht.«
    »Eine halbe Million Dollar«, sagte er, und in dem Moment, als er das sagte, wusste Jane, dass auch sie das Geld haben wollte.
    Sie fuhren nach Hause, und nach dem Abendessen stieg Leslie auf einen Hocker und nahm den Reckless aus dem perfekt getarnten Versteck unter den Dachsparren auf dem Speicher.
    »Herrliches Stück«, sagte er. Er drehte das Bild um und blickte auf den Namen, der schwungvoll über den Rücken der Leinwand geschrieben war. Obwohl Leslie zu Fettleibigkeit neigte, war er immer noch stark. Er hielt den Rahmen fest mit beiden Händen, verdrehte ihn in sich, rüttelte an den Seiten, dann oben und unten, bis der Rahmen langsam auseinanderging. Als er lose genug war, hob er die Leinwand mitsamt den Spannern aus dem Rahmen und legte sie unter eine helle Lampe auf den Esszimmertisch.
    »Hat eine ausgeprägte Signatur«, sagte er. Reckless hatte das Bild rechts unten mit einer hübschen roten Unterschrift auf grasgrünem Hintergrund gut lesbar signiert. »Die auf der Rückseite brauchen wir gar nicht.«
    »Willst du sie entfernen?«
    »Wenn wir sie entfernen, kann es nicht mehr als das Bild aus der Bucher-Sammlung identifiziert werden«, sagte Leslie.
    »Es bleiben immer irgendwelche … Rückstände.«
    »Nicht, wenn man sie nicht sehen will«, erwiderte Leslie.
Er betrachtete das Bild noch einen Augenblick, dann sagte er: »Wir machen Folgendes: Wir verstecken es vorläufig auf der Farm. Packen es fest ein. Verbrennen den Rahmen. Und wenn ich mal genug

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