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MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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aus; wie ein schattenartiges Gebilde auf einem Schwarzweißfoto. »Wir können sie nicht hier liegen lassen«, sagte Leslie. »Sie muss verschwinden. Das ist eine Tote zu viel.«
    »Sie werden es so oder so rauskriegen«, erwiderte Jane. Sie war einer Panik nahe. »Wir müssen von hier verschwinden.«
    »Wir müssen sie mitnehmen. Wir fahren nach Hause und holen den Van. Wir müssen den Van ohnehin wegschaffen. Dann bringen wir sie zur Farm, wie wir das auch mit dem Mädchen machen wollten«, sagte Leslie.

    »Und was dann? Was dann?«
    »Morgen suchen wir John Smith im Haus von Bucher auf, geben ihm irgendwelche Papiere und erzählen ihm, wir hätten was vergessen«, sagte Leslie. »Damit er uns sieht. Damit er sieht, dass ich nicht völlig zerbissen bin. Das krieg ich schon hin. Wir erzählen ihm, dass wir daran denken zu verreisen, auf Antiquitätensuche zu gehen, und dann hauen wir ab.«
    »O Gott, Leslie. Ich hab solche Angst. Ich glaube …« Jane sah zu dem Schattengebilde auf dem Fußboden. Das geht nicht gut, dachte sie, wollte es aber Leslie lieber nicht sagen. Jedenfalls nicht, solange er in dieser miesen Stimmung war. »Ja, vielleicht ist das ja eine gute Idee. Ich weiß allerdings nicht, ob wir wirklich wegfahren sollten. Das wird uns nichts nützen, wenn die anfangen, nach uns zu suchen.«
    »Darüber können wir später reden. Hol deine Taschenlampe und sieh nach, ob es hier irgendwo Müllsäcke gibt. Wir müssen dieses Miststück verpacken und loswerden. Und wir müssen die Sachen aus dem Scheißnähkorb aufsammeln … Was wolltest du blöde Kuh denn damit machen, ihn nach ihr werfen?«
    »Sei nicht so vulgär. Nicht jetzt. Bitte.«
     
    Sie tasteten im Dunkeln herum, aus Angst davor, mit der Taschenlampe Wände oder Fenster anzuleuchten. Eilig packten sie wieder alles in den Nähkorb, und in einem Fach neben dem Kühlschrank fanden sie Müllsäcke. Sie schoben die untere Hälfte von Coombs schlaffem Körper in einen Sack und zogen ihr einen weiteren über den Kopf.
    Leslie hockte sich auf den Boden und versprühte etwas Reinigungsschaum, wischte ihn mit Küchenkrepp auf und warf das Papier anschließend zu der Leiche in den Müllsack. Beim Wischen bewegte er sich mit watschelnden Schritten rückwärts von den nassen Stellen weg durch den Raum, bis er den größten Teil des Küchenbodens gesäubert hatte.

    »Das sollte reichen«, murmelte er. Dann: »Geh das Auto holen. Fahr durch die Gasse hinterm Haus. Wir treffen uns am Zaun.«
    Ohne ein Wort zu sagen, ging sie mit dem Nähkorb in der Hand durch die Hintertür hinaus. Das geht nicht gut, das geht nicht gut, dachte sie erneut. Langsam bewegte sie sich im Dunkeln um das Haus herum, über den Rasen auf der Vorderseite, dann die Straße entlang bis zum Auto. Sie stieg ein und dachte: Das geht nicht gut. Wie ein düsteres, beunruhigendes Mantra. Sie musste davon loskommen, musste nachdenken. Leslie sah es noch nicht, aber er würde es sehen.
    Sie musste nachdenken.
     
    In der Gasse reihte sich eine lädierte Garage an die andere, dazwischen ein oder zwei neue; der Weg war übersät mit Schlaglöchern. Jane fuhr langsam und vorsichtig, kam an einem alten, verbeulten Auto vorbei, vielleicht das von Gabriella Coombs, hielt am rückwärtigen Tor zum Coombs-Grundstück und ließ den Kofferraum aufspringen. Sie spürte das Gewicht der Leiche, als sie im Kofferraum landete. Dann saß Leslie auch schon im Auto und sagte: »Fahr los.«
    Sie musste nachdenken. »Wir müssen ein paar Sachen holen. Wir brauchen die Overalls. Wenn wir graben, brauchen wir Stiefel, die wir zurücklassen können. In der Erde. Und wir brauchen Handschuhe und eine Schaufel.«
    Leslie starrte mürrisch aus dem Fenster auf die Häuser, an denen sie auf der Lexington Avenue vorbeifuhren. So war er immer, wenn er jemanden umgebracht hatte. »Wir müssen von hier weg«, sagte er schließlich. »Irgendwohin, weit weg. Für ein paar Monate. Selbst dann … diese verdammten Löcher von dem Köter werden uns reinreißen. Wir dürfen auf keinen Fall in eine Situation geraten, wo sich jemand meine Beine ansehen will. Die müssen uns noch nicht mal verdächtigen – aber wenn die anfangen, sich bei Antiquitätenhändlern
umzuschauen, sich nach Hundebissen erkundigen und meine Beine sehen wollen … Dann sind wir am Arsch.«
    Du vielleicht, dachte Jane. »Wir können nicht einfach abhauen. Im Augenblick deutet nichts darauf hin, dass die dich unter die Lupe nehmen wollen. Wir erzählen einfach

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