Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MordLust

Titel: MordLust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
Mary Belle und Kathy, dass wir eine Rundreise machen und mindestens drei Wochen weg sind. Wenn wir erst mal weg sind, können wir’s immer weiter ausdehnen. Morgen reden wir mit den Mädels, treffen die Vorbereitungen, dann fahren wir los. Vielleicht Ende der Woche.«
    »Das juckt wie verrückt«, sagte Leslie. »Ich würd mir am liebsten die Scheißverbände abreißen und mich kratzen.«
    »Leslie, würdest du bitte auf deine Sprache achten? Bitte. Ich weiß, dass das schwierig ist, aber du weißt doch auch, wie schnell ich mich aufrege …«
     
    Leslie sah aus dem Fenster und dachte: Wir sind am Arsch. Die Sache glitt ihnen aus den Händen, und er wusste es. Und mit den Bisswunden an seinen Beinen war er eine leichte Beute. Ja er könnte abhauen. Sie hatten einiges an Bargeld gebunkert, und wenn er den Van mit dem wertvollsten Kram volllud, nach L.A. fuhr und sehr, sehr vorsichtig war, könnte er sich wohl mit anderthalb Millionen Bargeld absetzen.
    Es würde eine Zeitlang dauern; aber er könnte sich einen Ausweis kaufen, sich einen Bart wachsen lassen, etliche Kilo abnehmen. Nach Mexiko gehen oder nach Costa Rica.
    Jane war das Problem, dachte er. Sie brauchte einen gewissen Lebensstandard. Sie würde zwar mit ihm abhauen, aber dann würde sie es schaffen, dass man sie erwischte. Sie würde über Kunst reden, sie würde über Antiquitäten reden, sie würde angeben – und sie würde sie beide ins Verderben stürzen. Leslie hingegen war auf einer Milchfarm aufgewachsen und hatte schon einiges an Scheiße weggeschaufelt. Das würde er zwar nie wieder tun wollen, aber er wäre absolut zufrieden,
eine kleine Strandbar zu haben, die Cocktails mit Schirmchen verkaufte, und vielleicht ab und zu einen Touristen umzubringen.
    Er warf seufzend einen Blick zu Jane hinüber. Sie hatte einen so dünnen, zarten Hals …
     
    Zu Hause packte Jane alles zusammen, was sie brauchten, und beide zogen Overalls über. Sie gab sich gelassen. »Sollen wir die Frau in den Van packen?«
    Leslie schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Die Polizei könnte nach einem Van suchen, nach der Sache mit dem Mädchen. Wir sollten besser so weiterfahren. Ich nehme den Van, du folgst mit dem Auto. Wenn ich angehalten werde, fährst du einfach weiter.«
     
    Doch es gab keine Probleme. Es war eine Million weißer Vans unterwegs. Die Polizei versuchte es gar nicht erst. Sie fuhren auf Landstraßen Richtung Süden und sahen keinen einzigen Streifenwagen. Weiße Vans sahen sie dagegen eine ganze Menge.
     
    Die Farm bestand aus einem Grundstück von kümmerlichen sechzehn Hektar am Cannon River mit einem baufälligen Haus, an das hinten ein großer Metallschuppen angebaut worden war. Als sie die Farm geerbt hatten, hatten sie die vage Idee gehabt, eines Tages alles umzugestalten, das Haus abzureißen, eine Blockhütte zu bauen und träge Sommertage damit zu verbringen, den Kanufahrern unten auf dem Fluss zuzuwinken. Sie würden einen Gemüsegarten haben, nur Naturkost essen … Und am Wasser zu leben war doch immer gut, oder etwa nicht?
    Daraus war nie etwas geworden. Das Haus verrottete langsam; drinnen war alles feucht, und es roch nach Mäusen. Es war kaum mehr als ein Ort, wo man zur Toilette gehen
und duschen konnte, und selbst die Dusche roch merkwürdig nach Schwefel. Irgendwas war mit dem Brunnen nicht in Ordnung.
    Doch die Farm lag weit weg von den großen Highways am Ende einer unbefestigten Straße, verborgen in einer Bodensenke. Praktisch nicht zu sehen. Der Metallschuppen hatte einen festen Betonboden und war absolut trocken.
    »Ein gutes Versteck«, hatte der Unternehmer gesagt, der den Schuppen gebaut hatte.
    »Ganz genau«, hatte Leslie geantwortet.
     
    Sie stellten den Van in den Schuppen, dann holten sie eine Taschenlampe, Jane nahm die Schaufel, Leslie lud die Tote in einen Handkarren, und sie zogen sie vom Fluss weg den Hügel hinauf. Unter Leslies ständigem Gefluche über den Karren und über Löcher und Zweige, die man im Dunkeln nicht sehen konnte, schafften sie ganze fünfzig Meter. »Scheißding«, sagte er schließlich und hob die Leiche, die immer noch in den Müllsäcken steckte, aus dem Karren. »Ich trage sie.«
     
    Das Loch zu graben war kein Vergnügen. Überall waren Wurzeln und Felsbrocken so groß wie Schädel, und Leslie wurde immer wütender und wütender, während er mit weit ausholenden Armbewegungen im Dunkeln schuftete. Eine Stunde, nachdem sie angefangen und sich immer mal wieder an der Schaufel abgewechselt

Weitere Kostenlose Bücher