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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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Serienmörder gehört.
    Im folgenden Kapitel möchte ich einige sehr bekannte Fälle neben weniger bekannte oder vergessene stellen. Vielleicht stimmen Sie mir anschließend zu, dass es nicht immer Geschlechtslust braucht, um einen Fall interessant zu machen.
Der Fall O. J. Simpson
    Der bekannteste Mord zu Ende des 20. Jahrhunderts war die Tötung von Nicole Brown, der Exgattin des Football-Stars O(renthal) J(ames) Simpson, und deren Freund Ron Goldman. Seltsam am starken Publikumsinteresse ist, dass es sich um eine gewöhnliche Beziehungstat handelte: Ein seit langem gewalttätiger, sehr eifersüchtiger, ichbezogener und körperlich starker Mann tötet eine ihm nahe stehende Person samt Freund vor ihrem Haus. Dabei hinterlässt der Täter nicht nur sein eigenes Blut, sondern schleppt auch noch dasjenige seiner Opfer bis in sein Schlafzimmer. »Ende des Liedes« sollte man meinen.
    Doch in den USA kam es anders. Die massive Fernsehberichterstattung, aber auch US-amerikanische Erwartungshaltungen, juristische Tricks, Strategieschwächen der Staatsanwältin und einige geschäftstüchtige Berater, die sich im Hintergrund hielten, machten den Fall O. J. Simpson zu einem modernen Märchen.
    Im chaotischen ersten Prozess, dem Strafverfahren, wurde Simpson, entgegen der Überzeugung der meisten Beteiligten, freigesprochen. Das zweite Verfahren, der Zivilprozess, ging anders aus: O. J. wurde zu einer so hohen Geldstrafe (33,5 Millionen US-Dollar) verurteilt, dass er heute einer der ärmsten Stars ist, die in Los Angeles wohnen.
    Wir in Europa können aus diesem Fall wenig lernen, denn er konnte so nur in einem Land mit Jurysystem ausgehen. Trotzdem ist die Geschichte nicht nur unterhaltsam, sondern zeigt auch auf, wie sich Menschen verschätzen können, die sich ihrer Sache zu sicher sind. In diesem Fall war das die Anklage, die wegen eindeutiger Sachbeweise überzeugt war, dass keine intelligente Jury einen Freispruch erwägen könnte. Doch die für die Jury ausgewählten Männer und Frauen interessierten sich mehr für Vorurteile als für die Tatsachen. Das war nur menschlich, und die Verteidiger wussten im ersten Prozess besser als alle anderen, wie man mit Menschlichem spielt.
Die Fakten
    Am 12. Juni 1994 wurden O. J. Simpsons geschiedene Frau Nicole Brown und deren Freund Ron Goldman zwischen 10 und 20 Minuten nach zehn Uhr abends brutal ermordet. Die Leichen lagen im Eingangsbereich des Hauses von Nicole Brown Simpson in einer ungewöhnlich weit verteilten Blutlache. Lebende Tatzeugen außer dem verdächtigen O. J. sowie einem Hund, der zur Tötungszeit offenbar durch den Vorgarten von Nicole Brown gestreunt, dann aber zu seinem Herrchen zurückgekehrt war, gab es nicht. Simpson verweigerte die Aussage, und der Hund konnte nichts erzählen.
    Die genetischen Fingerabdrücke waren dafür umso aussagekräftiger. Auf dem Grundstück von Nicole Brown Simpson wurden an insgesamt sieben Stellen biologische Spuren ausgewählt und sichergestellt. Besonders informativ waren dabei Blutstropfen O. J. Simpsons auf dem Gehweg vor dem Haus. Nur einer von 170 Millionen Menschen hat denselben genetischen Fingerabdruck, wie er in dieser Blutspur auf dem Gehweg vorkam. Simpson ließ mitteilen, er habe sich am Tag zuvor in einem Hotel an einem im Waschbecken zerschellten Glas geschnitten. Die Wunde an seinem Finger habe auch am folgenden Tag noch tropfend geblutet; daher stamme seinBlut am Leichenfundort. Zwar wurde viel Zeit damit verbracht, diese merkwürdige Geschichte zu klären, doch das wäre aus kriminaltechnischer Sicht gar nicht notwendig gewesen. Denn auch auf dem Gelände in und um O. J. Simpsons Heim in einem anderen Stadtteil von Los Angeles wurde Blut gefunden. Mehrere Spuren sprachen dafür, dass Simpson nicht nur blutend bei seiner Exfrau gewesen war, sondern das Blut der nun toten Personen auch in seine Wohnung getragen hatte. Das ließ sich nicht durch einen blutenden Finger erklären. Am interessantesten waren drei Blutstropfen auf Socken in Simpsons Schlafzimmer. Mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu 21 Milliarden konnten diese seiner Exfrau zugeordnet werden. Das bedeutet, dass nur ein einziger Mensch auf dieser Erde als Spurenleger infrage kam: Nicole Brown.
    Ähnlich verhielt es sich mit einem blutbefleckten, rechten Lederhandschuh, der hinter einer Mauer direkt an Simpsons Grundstück lag (der linke Handschuh lag am Leichenfundort). Eines der berühmtesten Fotos der Gerichtsverhandlung zeigt Simpson, der

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