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MORDMETHODEN

MORDMETHODEN

Titel: MORDMETHODEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Benecke
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alt, intelligent und, wie Lindbergh, ruhig bis schüchtern veranlagt. Ende April 1929 waren die beiden auf dem Weg zurück von Mexiko nach New Jersey – allerdings mit dem Zug. Am 29. Mai heirateten sie. Die Welt schien großartig und unbeschwert.
    Doch unsichtbare Gewitterwolken zogen sich bereits zusammen, wenngleich noch weit entfernt von New Jersey. Anne hatte zwei Schwestern: Constance und Elizabeth. Die jüngere, Constance, lebte in einem vornehmen Internat, war aber über die Weihnachtstage daheim gewesen. Kurz bevor Lindbergh und Anne sich im Zug auf den Weg in die gemeinsame Zukunft machten, erhielt Constance einen überaus merkwürdigen Brief.
    Die örtliche Polizei hat ihn noch in ihren Akten und berichtet:
    »24. April 1929, 22:20 Uhr – A. H. Weed, 150 School Street, brachte einen Brief auf die Wache, den Constance Morrow, Internat Milton, erhalten hat und der Geld verlangt, andernfalls Gewalt angewendet werde. Frau Morrow lebt in Hathaway House. Polizeiobermeister Shield sandte, um Näheres zu erfahren und das Haus zu bewachen, Wachtmann Lee für heute Nacht nach Hathaway House.«
    Es dauerte ganze zwei Wochen – also ungewöhnlich lang –, bis endlich ein Brief mit genaueren Anweisungen zur Geldübergabe bei den Morrows eintraf. Charles und Anne waren mittlerweile in New Jersey.
    Man möge, so stand in dem Brief, 25 000 Dollar in eine bestimmte Art Schachtel und diese in ein Loch einer Mauer eines nahe gelegenen Anwesens legen. Die Polizei war nicht nur wegen der gefährlichen Übergabeform verwundert. Glaubte der Täter wirklich, er könne eine Politikerfamilie erpressen,irgendwann an der Mauer vorbeispazieren und dann auch noch Geld in einer Schachtel erwarten? Die Polizisten fürchteten auch, die Erpressung könne etwas mit Lindbergh zu tun haben. Denn warum sollte jemand ausgerechnet die jüngste Tochter des US-Botschafters in Mexiko als sein Ziel wählen, während der berühmte Lindbergh im selben Haus wohnte?
    Um auf Nummer sicher zu gehen, wurde eine Schauspielerin gebeten, eine leere Schachtel der angegebenen Größe und Form in das Mauerloch zu stellen. Danach legten sich die Beamten tagelang auf die Lauer. Es geschah nichts.
    Mittlerweile lernte Anne ihren Gatten besser kennen. Sie fand, dass er mit ihrer sehr guten Erziehung und Ausbildung nicht mithalten konnte. Lindbergh war alles andere als ein belesener Charmeur, sondern ein bis zu seinem Flugerfolg einzelgängerischer Tüftler. Besonders fiel Anne auf, dass Lindy oft zu nervtötenden Streichen aufgelegt war. Der Mann war ein nerd – einer, der sich mit etwas auskennt, das die meisten anderen nicht verstehen oder nicht können. Bei Lindbergh war das die tollkühne, stur durchgezogene Fliegerei.
Gute und schlechte Menschen
    Auch in Liebesdingen blieb Lindbergh unbeholfen. »Am 29. Mai 1929 habe ich Anne Spencer Morrow geheiratet«, schrieb er in seiner Lebensgeschichte. »Sowohl vom Standpunkt des Einzelnen als auch der Art beruht die Paarfindung auf der wichtigsten Entscheidung, die man im Leben trifft, denn sie formt unsere Zukunft, so wie uns auch die Vergangenheit geformt hat. Das beeinflusst alle Wertvorstellungen, im Sichtbaren wie im Unsichtbaren und auf unendlich viele Weisen.
    Man verpaart sich nicht nur mit einer Person, sondern auch mit deren Umgebung und Familiengeschichte. Diese Einsichten hatte ich schon vor der Ehe, und in den Jahren, die kamen, bestätigten sie sich.«
    Genetische Veredelung
    Hitler hatte im Gefängnis wohl mindestens ein Genetikbuch dabei, aus dem er, wenig verfälscht, dafür aber auch ohne die geringste Sachkenntnis, abschrieb. So gestaltete er die Idee des »guten, züchtbaren Menschen«.
    Das ist umso erstaunlicher, als der spätere »Führer« aus eigener Erfahrung wusste, dass ein Mensch durch seine Umgebung geformt wird: »Übel aber endet es«, schrieb er beispielsweise 1924/25 im ersten Teil von Mein Kampf , »wenn der Mann von Anfang an seine eigenen Wege geht und das Weib, gerade den Kindern zuliebe, dagegen auftritt. Dann gibt es Streit und Hader, und in dem Maße, in dem der Mann der Frau nun fremder wird, kommt er dem Alkohol näher. Jeden Samstag ist er nun betrunken, und im Selbsterhaltungstrieb für sich und ihre Kinder rauft sich das Weib um die wenigen Groschen, die sie ihm, noch dazu meistens auf dem Wege von der Fabrik zur Spelunke, abjagen muss. Kommt er endlich Sonntag oder Montag nachts selber nach Hause, betrunken und brutal, immer aber befreit vom letzten Heller und

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