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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Zwischen halb und Viertel vor sechs.«
    »Genau zu der Zeit, als ich dort angekommen bin«, bestätigte Weather.
    Lucas wandte sich wieder dem Telefon zu. »Weißt du, dass Weather bei dem Operationsteam dabei ist, das die Zwillinge trennen soll? Ja? Sie wäre in der Parkgarage zur Zeit des Überfalls fast mit einem Van zusammengestoßen. Sie sagt, der Beifahrer hätte sie an einen Holzfäller erinnert mit seinen blonden oder braunen schulterlangen Haaren und dem Bart. Ja, sie hat ihn ziemlich genau gesehen. Den Fahrer nicht ganz so gut, aber sie meint, er hätte auch einen Bart. Der Beifahrer hätte so eine gelbe Holzfällerjacke getragen.«
    »Eine hellbraune Segeltuchjacke«, berichtigte ihn Weather.
    »Eine hellbraune Segeltuchjacke«, wiederholte Lucas, lauschte in den Hörer und fragte Weather: »Irgendeine Vorstellung, wie groß er war?«
    Weather schloss kurz die Augen. »Ja. Ein kräftiger Mann, kräftiger als du. Und größer.«
    Lucas gab die Information weiter, lauschte erneut und sagte dann: »Gut. Wie wär’s mit … zehn Uhr? Passt dir das?«
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, informierte Lucas Weather: »Es waren drei Männer in blauen Pflegeruniformen. Allerdings meint die Frau aus der Krankenhausapotheke, es wären keine Pfleger gewesen. Sie trugen die Uniform wohl über ihrer Straßenkleidung und dazu schwere Stiefel und Skimasken. Die Frau denkt, mindestens zwei von ihnen hatten Bärte. Einer war ziemlich kräftig. Wir müssen mit Marcy reden, ein Phantombild erstellen.«
    »Na ja, wahrscheinlich kommt nichts dabei heraus«, sagte Weather, die es zu bereuen schien, dass sie ihm von der Begegnung erzählt hatte.
    »Möglich. Aber du hast doch heute frei, und die Kinder sind aus dem Haus. Lass uns zusammen was unternehmen, mit Marcy reden, shoppen gehen. Ich könnte einen oder zwei neue Anzüge fürs Frühjahr gebrauchen.«
    Sie nickte und wiederholte: »Wahrscheinlich kommt nichts dabei heraus …«
    Lyle Mack dachte in seinem winzigen Büro einen Moment lang nach, bevor er den Telefonhörer in die Hand nahm und Barakat anrief. »Wir müssen uns unterhalten«, sagte er.
    »Warum? Ich habe eine reine Weste«, entgegnete Barakat. »Du und diese Volltrottel, ihr sitzt in der Scheiße. Ich verschwinde. Ich weiß von nichts. Warum rufst du mich an? Die Polizei kann Telefonate nachverfolgen …«
    »Ich bin nicht auf den Kopf gefallen. Wir haben alle sichere Telefone. Du solltest dir auch eins besorgen.«
    »Wie?«
    »Kauf dir irgendwo ein Handy mit Karte. Gib einen falschen Namen an, wenn sie überhaupt einen verlangen«, sagte Lyle Mack. »So was kriegt man heutzutage in jedem Supermarkt, zum Beispiel im Best Buy.«
    »Ich hab mit der Sache nichts zu tun …«
    »Mann, du warst dabei. Du kannst nicht einfach abhauen. Außerdem hab ich deinen Stoff«, erklärte Lyle Mack.
    »Den hole ich mir ein andermal«, sagte Barakat.
    »Als die Jungs aus der Parkgarage raus sind, ist eine Frau in einem schwarzen Audi-Kabrio reingefahren. Blond. Sie hat einen von unseren Leuten gesehen. Wir wollen rauskriegen, wer sie ist, wahrscheinlich eine Schwester.«
    »Wie soll ich das rausfinden? Ich kann keine Gedanken lesen«, brummte Barakat. »Soll ich rumfragen, wer die Killer aus der Parkgarage hat rausfahren sehen? Woher soll ich überhaupt wissen, dass jemand jemanden beobachtet hat?«
    »Hör einfach zu. Die Leute werden die nächsten Wochen über die Sache reden – halt die Ohren offen. Du musst ja nicht gleich Ermittlungen anstellen.«
    Langes Schweigen. Dann: »Wenn sie eine Schwester ist, macht sie die Tagschicht. In der Parkgarage stehen im Moment ungefähr hundert Audis. Ich schaue mich morgen um. Wenn sie tatsächlich Schicht arbeitet, müsste sie ungefähr zur selben Zeit reinkommen. Mehr kann ich nicht tun.«
    »Hör dich um«, sagte Lyle Mack eindringlich und fügte, um ihn zu ködern, hinzu: »Das ist Superstoff; der beste, den ich je zu Gesicht bekommen habe. Hundert Prozent Gold.«
    Alain Barakat beendete das Gespräch und ging in die Küche, wo er einen Blick auf die Uhr warf. Er musste zurück in die Klinik.
    Er war müde, hatte die Nachtschicht hinter sich und musste gleich weiterarbeiten, mit nur einer Stunde Mittagspause, von der die Hälfte vorbei war. Er hatte sich in der Hoffnung auf den Weg nach Hause gemacht, ein Päckchen im Briefkasten zu finden.
    Vergeblich.
    Der Briefkasten war leer; den Stoff hatte Lyle Mack. Früher oder später würde Barakat ihn auf Knien darum anbetteln,

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