Mordrausch
Nächte. Später hatte sie eine ausgedehnte Affäre mit einem örtlichen Künstler gehabt und schließlich ein halbhohes Tier bei General Mills geheiratet.
Und schon sehr bald James zur Welt gebracht.
James sei nach einer Grippe gerade erst wieder im Kindergarten, erklärte sie, als Lucas und Weather sich auf die Besucherstühle setzten. »Ich habe ungefähr zwei Stunden Schlaf pro Nacht bekommen. Sobald’s ihm besser ging, hat er wieder mit dem Rumwuseln angefangen. Er kommt nie zur Ruhe.«
»Ist bei Sam das Gleiche«, sagte Weather. »Er lernt gerade das Alphabet …«
Ein paar Minuten lang verglichen sie das Aussehen, die Intelligenz, Lebhaftigkeit und allgemeine Knuddeligkeit ihrer Kinder. Lucas bewertete den Ausgang des Gesprächs als unentschieden, obwohl Weather natürlich recht hatte: Sam war eindeutig das tollere Kerlchen.
»Was weißt du über die Sache mit Don Peterson?«, erkundigte sich Lucas.
»Ziemlich brutales Vorgehen«, antwortete Marcy. »Obwohl der Mord wahrscheinlich nicht geplant war. Der Killer hat den Mann mehrmals getreten. Laut Baker …«
»Baker ist die Krankenschwester«, erklärte Weather.
»Ja. Dorothy Baker. Sie war gerade bei der Medikamenteninventur. Sie hat nichts gesehen und nicht geschrien, weil sie ihr Augen und Mund mit Band verklebt haben, konnte jedoch alles hören. Peterson hat irgendwie eine Hand frei bekommen, sein Handy rausgeholt und versucht, Neun-eins-eins zu rufen, ist aber erwischt worden. Einer der Typen hat ihm Tritte in den Rücken und gegen die Brust versetzt. Er ist an inneren Blutungen im Nierenbereich gestorben. In der Notaufnahme hat er noch gelebt, wenn auch nur ein paar Minuten. Er hat blutverdünnende Mittel genommen; die Blutung konnte nicht gestoppt werden.«
»Und diese Dorothy Baker …«
Marcy brachte Lucas mit einer Handbewegung zum Verstummen. »Weißt du, was Peterson gemacht hat? War ganz schön mutig. Er hat den Typ am Bein gepackt und ihn gekratzt. Das hat er der Schwester gesagt und auf dem Weg zur Notaufnahme einem der Ärzte. Er hatte Blut an den Händen und Hautstückchen unter den Nägeln.«
»DNS«, sagte Lucas. Obwohl er Peterson nicht kannte, war er stolz auf ihn. »Sehr gut … Hoffentlich spüren wir den Mörder auf.«
»Wir werden ihn finden«, versicherte ihm Marcy.
»Hat Dorothy Baker sonst noch was gehört?«, fragte Lucas.
»Ja. Die Typen haben sich beim Ausräumen der Medikamente unterhalten. Sie sagt, sie hätten nicht besonders helle geklungen – wie Leute von der Straße«, antwortete Marcy.
»Schwarze oder Weiße?«
»Vier Weiße. Sie hat die Hände gesehen, jedenfalls von dreien. Kräftige Männer mit Skimasken. Ihre Finger waren schwielig, als würden sie im Freien arbeiten. Obwohl sie nicht allzu intelligent wirkten, wussten sie genau, was sie taten. Interessanter ist der vierte Typ und was die Schwester nicht gehört oder gesehen hat.«
»Was hat sie nicht gehört?«, erkundigte sich Weather.
»Dass jemand an der Tür geklopft hätte«, antwortete Marcy. »Die ist einfach aufgegangen, und schon waren sie bei Baker und Peterson. Der vierte Mann hat sich im Hintergrund gehalten, bis die beiden auf dem Boden lagen.«
»Die Tür hätte verschlossen sein sollen«, sagte Weather.
Die Tür schließe automatisch, erklärte Marcy. Um sie ohne Schlüssel öffnen zu können, müsse die Automatik deaktiviert werden. Peterson sei beim Eintreffen von Dorothy Baker bereits in dem Raum gewesen. Sie habe die Tür mit ihrem Schlüssel geöffnet. »Sie ist absolut sicher, dass die Tür verschlossen war, denn als sie den Schlüssel reinsteckte, ging sie nicht gleich auf. Die Automatik war also nicht deaktiviert.«
»Die Räuber hatten einen Schlüssel«, bemerkte Weather.
»Ja. Und der vierte Mann ließ sich erst blicken, als Baker und Peterson nichts mehr sehen konnten. Dorothy Baker sagt, er habe seine Komplizen auf bestimmte Schränke hingewiesen. Sie glaubt, sie könnte seine Stimme schon mal gehört haben. Er habe wie ein Arzt geklungen, sie wisse aber nicht, wer. Vielleicht haben sie ihnen die Augen zugeklebt, weil sie sonst den vierten Mann erkannt hätten, möglicherweise sogar mit Maske. Er ist der Insider, der ihnen Zutritt verschafft hat.«
»Interessant«, murmelte Lucas. »Gehst du dem nach?«
»Klar. Wir gehen allem nach. Heute Morgen haben wir ziemlich dumm ausgeschaut. Sämtliche Fernsehsender waren da, um über die Trennung der Zwillinge zu berichten. Und dann musste die OP wegen dem Überfall
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