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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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klarzubekommen. Shaheen ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank, der bis auf ein Glas Oliven leer war. Schaute in die Schränke, in denen sich manchmal Frühstücksflocken befanden. Nichts. Nichts zu essen im Haus.
    Shaheen kehrte ins Schlafzimmer zurück, wo Barakat seine Schuhe anstarrte. Seine Sportjacke lag über einem Stuhl. Shaheen nahm sie, holte Barakats Brieftasche heraus und klappte sie auf. Zehn oder fünfzehn Dollar, ein Fünfer und ein paar Ein-Dollar-Scheine.
    »Nicht mal Geld für Lebensmittel«, sagte Shaheen. »Wo hast du das Kokain her? Was hast du angestellt?«
    »Fuck you«, fluchte Barakat auf Englisch, richtete sich auf, nahm den Beutel mit dem Kokain und legte ihn in die Schublade des Nachtkästchens. »Weißt du, was ich brauche? Falafel, viel Falafel. Drei Kilo Falafel, und zwar sofort. Und Kaffee. Jede Menge Kaffee.«
    »Du musst in die Arbeit …«
    Barakat schüttelte den Kopf. »Ich habe zwei Wochen lang die Tagschicht.«
    Shaheen und Barakat waren zusammen aufgewachsen, Shaheens Familie als Diener der Barakats, schon seit Generationen. Während Barakat in einer Privatschule nach der anderen versagte, hatte Shaheen sich bestens geschlagen. Er hatte ein Stipendium für die American University von Beirut errungen, für ein Biologiestudium, und war der Erste aus seiner Familie, der die Highschool und das College besuchte. Barakat war nach Paris gegangen und über die Ausländerquote an die Sorbonne gekommen, hatte dort Wein, Weib und Kokain studiert.
    Shaheen war nach dem Abschluss ein Jahr lang arbeitslos gewesen, weil sein Biologie-Diplom in einem sich auflösenden Land praktisch nichts zählte. Dann war eines Tages Barakat bei ihm aufgetaucht, und sie hatten sich auf eine Abmachung verständigt.
    Barakat hatte Probleme. Fünf Jahre und kein Abschluss in Sicht. Shaheen sollte nach Paris kommen, zu ihm ziehen, ihm bei der Prüfung helfen und dafür sorgen, dass er in den Vereinigten Staaten zum Medizinstudium zugelassen wurde.
    Und ihn durch dieses Studium bringen, egal wie.
    Eine lange Reise von sieben Jahren, doch sie bewältigten sie. Sie kämpften, schummelten, stritten, und irgendwie schaffte es Barakat, der intelligent, aber faul war. Shaheen schlug sich sogar sehr gut. Nicht ganz so gut, wie wenn er allein gewesen wäre, weil er für zwei lernte. Wenn irgendjemand gemerkt hätte, dass sie bei fast jeder Prüfung betrogen, wären sie sofort von der Uni geflogen.
    Nun war es fast vollbracht. Nach der Assistenzarztzeit würden sie getrennte Wege gehen – Shaheen nach Miami, Barakat zurück nach Europa oder L.A. Auf jeden Fall an einen warmen Ort, wo er nicht so viel arbeiten musste.
    Vorausgesetzt, dachte Shaheen, das amerikanische Kokain brachte Barakat nicht vorher um.
    Die beiden besten Falafel-Lokale in St. Paul hatten geschlossen, so dass sie bei einem McDonald’s in der University Avenue landeten. Barakat wollte nicht hinein, weil ihm das Licht darin zu grell war, weswegen Shaheen zwei Viertelpfünder mit Käse, zwei große Pommes-Portionen und einen Erdbeer-Shake für Barakat sowie einen Schokoladen-Shake für sich selbst holte. Sie blieben auf dem Parkplatz; Barakat schlang das Essen hinunter wie ein Verhungernder.
    »Wenn du so weitermachst, muss man dir den Magen auspumpen«, bemerkte Shaheen, als Barakat den letzten Bissen von seinem zweiten Burger aß.
    »Keine Sorge«, sagte Barakat mit vollem Mund.
    »Du hast Geld von deinem Vater gekriegt?«
    »Hm. Noch nicht. Nächste Woche. Ketchup?«
    »Im Beutel.«
    Barakat holte die drei Tütchen heraus und drückte sie auf die Pommes, bevor er sich damit vollzustopfen begann.
    Shaheen überlegte. Ein paar Tage zuvor hatte er Barakat Geld für Lebensmittel geliehen, obwohl er ahnte, dass er es für Dope ausgeben würde. Doch im Haus war nichts zu essen gewesen. Und jetzt sagte Barakat, dass der Scheck seines Vaters erst in einer Woche eintreffen würde.
    Woher hatte er so viel Kokain?
    Plötzlich dämmerte es Shaheen. Er versuchte, den Gedanken wegzuschieben, doch er ließ sich nicht verdrängen.
    Shaheen beugte sich zu Barakat hinüber, so weit, dass dieser stirnrunzelnd zurückwich. »Schwör mir, dass du nichts mit dem Überfall auf die Krankenhausapotheke zu tun hast«, sagte Shaheen mit leiser Stimme.
    Er sah die Wahrheit in Barakats Augen aufblitzen …
    Shaheen sank in sich zusammen und wandte sich ab. »Nein.«
    »Ich war’s nicht«, versicherte ihm Barakat. »Ich schnupfe Kokain, aber ich hatte

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