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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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bin ich ein ziemlich guter Mediziner. Ich weiß, was ich tue. Ich habe einfach nur einen Arsch zu viel gesehen.«
    Um zwei Uhr morgens beobachteten sie, wie der letzte Betrunkene aus dem Cherries wankte, sich auf dem Parkplatz eine Zigarette anzündete, den Reißverschluss seines Parkas zuzog und wegfuhr. Zwei Minuten später kam ein Barkeeper heraus und entfernte sich ebenfalls mit seinem Wagen.
    »Los«, sagte Cappy. Sie stiegen aus dem Van und überquerten den großen Parkplatz hinter dem Gebäude, wo Lyle Macks Auto ganz allein neben dem Müllcontainer stand. Sie gingen die Stufen zur Tür hinauf und duckten sich in den Schatten der Laderampe.
    Zehn Minuten später erlosch zuerst ein Licht, dann ein weiteres. »Er kommt«, flüsterte Cappy.
    »Endlich. Mir frieren schon die Hände ab.«
    Lyle Mack trat zur hinteren Tür heraus. Als er sie zuziehen wollte, sprang Cappy in den Raum zwischen Laderampe und Tür, versetzte Mack einen Schlag gegen den Rücken und schob ihn in die Kneipe.
    Barakat war mit seiner .45er einen Schritt hinter ihm. Cappy kniete auf Macks Rücken; Mack versuchte, sich aufzurichten. Barakat knallte die Tür zu, hielt Mack in der Dunkelheit die Mündung seiner .45er an den Kopf und sagte: »Hör auf damit, sonst bringe ich dich um.«
    Mack bewegte sich nicht mehr.
    »Lyle, wir müssen reden«, erklärte Cappy.
    Lyle flehte und jammerte, aber sie fesselten seine Hände und Füße mit Isolierband, was mit den dicken Handschuhen gar nicht so leicht war.
    »Warum?«, fragte Lyle.
    »Die Angelegenheit wird allmählich kompliziert. Früher oder später wird jemand reden, und dann verpfeifst du uns«, antwortete Cappy. »Deshalb haben wir beschlossen zu handeln.«
    »Mann, ich kann euch nicht verpfeifen«, widersprach Lyle. »Wenn ich das tue, bin ich die nächsten dreißig Jahre im Knast.«
    »Ja, ja. Trotzdem brauchen wir Antworten auf zwei Fragen«, sagte Barakat. »Wo sind die Medikamente? Und wo ist dein Bruder?«
    »Scheiße«, keuchte Mack. »Ihr bringt mich doch sowieso um.«
    »Vielleicht nicht«, erwiderte Barakat. »Du willst Joe nicht verraten, weil er dein Bruder ist. Aber wer kann uns noch was, wenn Joe verschwindet? Dann verpfeifst du uns nicht, denn es gibt keinen Grund mehr. Wir bringen deinen Bruder um, und die Ärztin kann uns egal sein. Selbst wenn du einen Rachefeldzug gegen uns planst und um Joe trauerst, du wirst uns nicht verraten.«
    »Apropos Medikamente«, sagte Cappy. »Die sind weg, oder?«
    »Nein. Wir haben sie gut versteckt. Wir müssen warten, Jungs …«
    »Schwachsinn«, zischte Barakat. »Lyle, du wirst uns sagen, wo der Stoff ist und wo dein Bruder steckt. Wie hart das für dich wird, entscheidest du selbst.« Er leerte seine Taschen – Skalpell, Hammer, Latexhandschuhe. Barakat zog die Stoffhandschuhe aus und die medizinischen an. »Damit du uns ernst nimmst, schneide ich dir vor der Beantwortung der ersten Frage einen Hoden ab. Auch mit einem wirst du noch in der Lage sein zu bumsen. Aber wenn du dann nicht redest, entferne ich den Penis und den anderen Hoden. Und danach mache ich mit dem Hammer weiter. Verstanden?«
    »Mann, tu das nicht. Ich sage euch alles«, jammerte Lyle. »Joe ist unterwegs nach Mexiko. Unser Freund Eddie hat ihn heute Nachmittag abgeholt. Bis zum Abend müssten sie in Wichita sein. Die Medikamente haben wir im Norden versteckt …«
    Barakat hob die Hand. »Obwohl ich dir möglicherweise glaube, schneide ich dir sicherheitshalber einen Hoden ab. Nur um dir zu zeigen, wie sich das anfühlt.« Er schüttelte die Finger aus und griff nach dem Skalpell.
    »Bringen wir ihn rein, da ist’s wärmer«, schlug Cappy vor.
    Sie zerrten ihn wie einen Sack Kartoffeln über die Laderampe und durch die Tür. Dabei knallte sein Kopf gegen den Pfosten.
    Cappy holte einen Stuhl und sagte zu Barakat: »Dreh ihn um.«
    Nachdem Barakat ihn herumgerollt hatte, stellte Cappy den Stuhl über Macks Oberkörper, eine der Querverstrebungen über seinem Hals, die andere in den dicken Bauch des Mannes schneidend.
    Cappy setzte sich auf den Stuhl. »Los geht’s.«
    Lyle Mack begann zu wimmern: »Bitte, bitte nicht.«
    Wenn jemand an der Kneipe vorbeigekommen wäre, hätte er vielleicht die Schreie gehört, vielleicht aber auch nicht, denn es wehte gerade genug Wind, um sie davonzutragen.

VIERZEHN
    L ucas stand früh mit Weather auf, legte sich wieder ins Bett, als sie weg war, und quälte sich um sieben Uhr endgültig heraus, zwei Stunden früher als üblich. Er

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