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Mordrausch

Mordrausch

Titel: Mordrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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nichts. So sicher war er sich bestimmt auch nicht, dachte Weather.
    »Es ist schrecklich«, sagte sie. »Wir hatten gehofft, die Operation schnell abzuschließen, aber Saras Herz … Morgen um diese Zeit werden wir fertig sein, das glaube ich fest. Dann können die Kollegen die individuelle Behandlung beginnen …«
    »Ich wünsche mir nur, dass es endlich vorbei ist«, sagte Larry Raynes. »Vorbei.«
    Weather suchte sich einen leeren Platz im Wartebereich, holte die Liste aus ihrer Aktentasche und überflog sie: siebzehn Namen von Franzosen, darunter vier Ärzte.
    Einen von ihnen kannte sie flüchtig, einen HNO-Spezialisten, der sich für einen guten plastischen Chirurgen hielt. Weathers Einschätzung nach hatte er einige Nasenoperationen verpfuscht. Eines seiner Opfer, eine schwarze Frau, die nach seiner Operation eine Nase von der Größe einer Erdnuss gehabt hatte, war an Weather verwiesen worden. Weather hatte sich ihrer angenommen und das Beste daraus gemacht, ohne viel retten zu können.
    Wenn sie sich für einen der französischen Ärzte entscheiden sollte, war er es. Nicht, weil sie wirklich meinte, er sei an dem Überfall beteiligt gewesen, sondern weil sich so vielleicht jemandes Nase retten ließ.
    Jenkins las Eine Einführung in den Nahostkonflikt .
    Weather stand auf und sagte zu ihm: »Gib mir eine halbe Stunde. Ich muss noch ein Gespräch führen.«
    »Hier?«
    »Oben.«
    »Ich komme mit.«
    »Jenkins …«
    »Wenn du umgebracht wirst, kriege ich eine schlechte Beurteilung von Lucas.«
    Sie fuhren mit dem Lift zwei Stockwerke nach oben, wo Jenkins sich auf einen kaputten Stuhl im Flur setzte, während Weather das Büro der Leiterin der Chirurgischen Abteilung, Marlene Bach, betrat. Die Sekretärin war nicht da, und Marlene saß mit dem Rücken zu Weather in ihrem Zimmer. Weather klopfte. »Marlene?«
    Diese drehte sich auf ihrem Stuhl herum und rief: »Komm rein, Weather.«
    Marlene Bach war eine groß gewachsene, schlanke Frau mit kleinem Kopf und dunklem Haar, was ein wenig an einen Storch erinnerte. Für gewöhnlich steckte ein Bleistift der Stärke 2 hinter ihrem Ohr; sie stand in dem Ruf, im OP effizient und schnell zu arbeiten und dabei gern Whitesnake zu hören.
    An einer Pinnwand prangte ein halbes Dutzend großformatiger Fotos von einem Patienten mit schweren Brandwunden am Oberkörper. Weather warf einen Blick darauf und fragte: »Stromverletzungen?«
    »Ja. Er ist von einem Hochspannungsmast gesegelt und hing da fünfzehn Minuten lang mit dem Kopf nach unten, bevor jemand zu ihm rauf ist.«
    »Kommt er durch?«
    »Ich weiß es nicht. Er ist vierundvierzig und hat fünfzig Prozent Verbrennungen dritten Grades. Könnte knapp werden.« Die Faustregel lautete: Wenn die Verbrennungen einen größeren Prozentsatz des Körpers ausmachten als hundert minus das Alter des Patienten, starb er mit hoher Wahrscheinlichkeit. Und hundert minus vierundvierzig ergab sechsundfünfzig.
    »Sieht nach ziemlich viel Arbeit aus«, bemerkte Weather und setzte sich. »Hör mal, ich hätte da ein Problem.«
    Marlene Bach nickte. »Das habe ich mitbekommen. Jemand will dich umbringen. Oder hat es zumindest versucht.«
    »Ja. Angeblich ist der Mann, der den Räubern Zugang zur Apotheke verschafft hat, Arzt, und die Zeugin meint, er könnte einen französischen Akzent haben. Du weißt bestimmt, an wen ich denke …«
    »Halary«, sagte Marlene Bach. »Glaubst du wirklich …?«
    »Nein. Aber ich wollte wissen, was du davon hältst. Du kennst ihn besser als ich.«
    »Er ist hinterhältig; trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass er so etwas tun würde«, erwiderte Marlene Bach. »Schon deshalb, weil seine Frau Dermatologin ist und eine große Praxis in Edina hat. Er braucht das Geld nicht.«
    »Das wusste ich gar nicht.«
    »Er wäre kein schlechter HNO, wenn er die Finger von der plastischen Chirurgie lassen würde«, sagte Marlene Bach. »Mir ist klar, dass die verpfuschten Nasen dich geärgert haben.«
    »Für mich war das vermutlich ein geringeres Problem als für die Leute, denen die Nasen gehören«, meinte Weather. »Und Albert Loewe? Der soll …«
    Marlene Bach schüttelte den Kopf. »Er ist vor einem Monat überfahren worden, auf einem Supermarkt-Parkplatz. Beide Beine gebrochen. Trägt immer noch Gips.«
    »Okay. Schau dir mal diese Liste an. Sagen dir die Namen was?«
    Marlene kannte zwei weitere Beschäftigte darauf, einen Pfleger und einen dritten Arzt namens Martin, allerdings nicht gut genug,

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