Mordrausch
entfernt. Nicht mit einem normalen Küchenmesser.«
Lucas klopfte dem Mann auf die Schulter. »Und wir suchen nach einem Arzt, der den Überfall auf das Krankenhaus organisiert haben könnte.«
Jenkins informierte Lucas: »Ich habe eine vollständige Liste seiner ein- und ausgegangenen Handy-Gespräche erstellen lassen. Die meisten lauten auf eine Nummer, fünf davon in der Stunde nach Joes Flucht.«
»Dann ist er das«, sagte Lucas.
»Der letzte Anruf von dieser Nummer kam gestern Abend um elf und wurde von einem Mobilfunkmasten in Emporia, Kansas, übermittelt, direkt an der I-35.«
»Er ist also auf der Flucht.«
»Vielleicht sollte ich ihn anrufen«, schlug Marcy vor. »Ihr macht ihm bloß Angst. Wir müssen ihn erreichen, bevor er das Handy entsorgt.«
»Überleg dir gründlich, was du sagst«, meinte Lucas. »Und dann ruf ihn an.«
Einen Moment später meldete sich Stephaniak wieder bei Lucas. »Ich habe noch nicht alle Einzelheiten, aber offenbar wurde Ike heute Nacht in seinem Haus ermordet. Durch mehrere Schüsse in den Kopf. Erinnern Sie sich an den Hof, drüben bei dem alten Schuppen?«
»Ja, beim Verbrennungsofen.«
»Genau. Mein Deputy sagt, dort befindet sich im Boden ein Klärbehälter, daneben vier große wasserdichte Plastiktonnen, allerdings leer. Da hatten sie vermutlich die Medikamente versteckt. In dem Klärbehälter ist eine Box mit dreißig oder vierzig Handfeuerwaffen, geölt und in wiederverschließbaren Beuteln, dazu jede Menge Munition. Sieht ganz so aus, als hätte Ike nebenher mit Waffen gehandelt.«
»Die Medikamente«, sagte Lucas. »Deswegen haben sie Lyle gefoltert. Haben Sie ein Spurensicherungsteam, das die DNS überprüfen kann?«
»Ja. Wir sprechen mit den Kollegen in Madison. Die werden ein Team herschicken. Ich mache mich in zwei Minuten auf den Weg.«
»Achten Sie auf DNS-Spuren«, sagte Lucas. »Auf alles, was sich analysieren lässt. Wurde Ike gefoltert?«
»Nein, der Deputy meint, es sieht aus, als wären sie einfach reinmarschiert und hätten ihm in den Kopf geschossen.«
Marcy rief Joe Mack vom Büro seines Bruders aus an. Er meldete sich nach dem zweiten Klingeln. »Joe? Hier ist Marcy Sherrill, die Polizeibeamtin, die vor Ihrer Flucht mit Ihnen geredet hat. Hören Sie zu: Lyle ist heute Nacht ermordet worden. Bitte bleiben Sie dran. Ich bin an Lyles Handy. Daher weiß ich Ihre Nummer. Der Mörder … Tut mir leid, dass ich Ihnen das mitteilen muss … Der Mörder ist offenbar anschließend nach Norden gefahren und hat Ihren Vater umgebracht. Stephaniak, der für das dortige Gebiet zuständige Sheriff, sagt, jemand hätte den Deckel des Klärbehälters abgenommen, unter dem sich mehrere Boxen befinden, in denen unserer Ansicht nach die Medikamente versteckt waren. Hinter denen waren sie her.«
Sie sprach schnell, damit er nicht auflegte.
»Joe, Sie müssen uns sagen, was Sie wissen. Uns ist klar, dass Sie es nicht gewesen sein können, und Sie haben auch Jill MacBride nicht umgebracht, weil die DNS-Spuren an ihrer Leiche nicht von Ihnen stammen. Wer war es Ihrer Meinung nach? Wir brauchen … Joe, Sie können mich auf Lyles Handy erreichen. Bitte, rufen Sie mich zurück …« Sie sah Lucas an. »Er hat aufgelegt.«
»Immerhin ist er eine Weile drangeblieben«, sagte Lucas. »Möglicherweise meldet er sich.«
Joe Mack war wie betäubt. Eddie, ein etwa vierzigjähriger Mann mit rötlichem Pferdeschwanz und grauem Gesicht voller Aknenarben, sagte: »Vielleicht wollten die dich bloß am Telefon halten, um rauszufinden, wo du steckst.«
»Den Eindruck hatte ich nicht«, erwiderte Joe und begann zu weinen. Er saß auf dem Beifahrersitz, beide Hände um das Mobiltelefon geklammert. Eddie hatte Joe Mack noch nie weinen sehen. Nach einer Weile hörte Joe auf, wischte sich die Tränen ab und erklärte: »Wir müssen zurück.«
»Mann, wir haben die Hälfte der Strecke geschafft. Morgen sind wir in Brownsville«, sagte Eddie.
»Wir müssen zurück«, wiederholte Joe. »Ich muss da was erledigen.«
»Die Bullen suchen überall nach dir.«
»Eddie, ich weiß, wer es war. Wenn sie tot sind, weiß ich, wer es war.«
Eddie atmete laut und vernehmlich aus. »Tu mir einen Gefallen und wirf das Scheißhandy aus dem Fenster. Wir nehmen meins und besorgen uns ein zweites bei Wal-Mart … Bitte schmeiß das Ding weg, bevor uns jemand anhält und den Arsch wegschießt.«
Jenkins kam aus dem vorderen Raum zu ihnen. »Die Leute von der Telefongesellschaft sagen, der
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