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MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition)

MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition)

Titel: MORDrhein-Westfalen (Vier Krimis mit Tatorten in NRW - Münsterland, Sauerland, Niederrhein) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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haben sollten, dann tut es mir Leid, aber ich kann dir da im Moment nicht helfen." Sie seufzte. "Im Augenblick kann ich mir nicht einmal selbst helfen", murmelte sie dann noch, und ich dachte, genau so siehst du auch aus!
    "Von jedem Misthaufen gibt es auch einen Weg hinunter", meinte ich.
    Sie verzog den Mund. "Ach ja?"
    "Ja!"
    "Na, du hast sicher die große Ahnung auf diesem Gebiet, was?"
    Ich nahm ihre Hand. Sie war eiskalt, und ich wurde unwillkürlich an die Hand einer Toten erinnert.
    Ich weiß, wie sich Tote anfühlen. Ich habe sechzehn Monate Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims abgeleistet.
    Sie zog die Hand erst nach einigen Sekunden weg und schien gehen zu wollen. Aber ich hatte das Gefühl, sie so nicht gehen lassen zu dürfen.
    Ein Gefühl, mehr nicht.
    "Wie wär's mit ein bisschen Vertrauen?", meinte ich, aber auf dem Ohr schien sie nicht besonders hellhörig zu sein. Aus ihrer Sicht war das vielleicht sogar ein wenig verständlich.
    "Vertrauen?", fragte sie mit einem Unterton, der von einer Art verzweifeltem Zynismus sprach. "Ich bin unter der Voraussetzung hierher gekommen, dass du mir helfen kannst. Aber du hast mich angelogen! Du hast die Tasche nicht mehr und wusstest nichts Besseres zu tun, als sie der Polizei zu ..." Sie brach ab. "Naja, dafür konntest du ja wohl nichts."
    "Dafür und für das schlechte Wetter auch nichts."
    Sie blickte auf. "Mach's gut", sagte sie.
    Einen Augenblicke später hatte sie das Stehcafé verlassen.
    Sie hatte einen unsagbar traurigen Blick, als sie ging. Ich habe diesen Blick in jenem Moment nur ansatzweise zu deuten gewusst.
    Später verstand ich ihn besser. Es war exakt jener Blick, den eine junge Frau haben mochte, der gerade das Todesurteil verkündet worden war.
     
     
    *
     
     
    Ich wusste nicht, was sie für ein Spiel spielte, aber mir war klar, dass sie wohl längst nicht mehr diejenige war, die die Regeln bestimmte. Vielleicht war sie es auch nie gewesen.
    Der Entschluss, ihr zu folgen, war sehr spontan und sehr falsch. Aber hinterher ist man immer schlauer.
    Der Abstand zwischen uns war ziemlich groß, und ich musste höllisch aufpassen, dass sie nicht auf mich aufmerksam wurde. Immer wieder drehte sie sich um und ließ den Blick über die Scharen von Menschen streifen, die sich da dicht gedrängt durch die Fußgängerzone schoben.
    Was das Verfolgen anging, war ich ein Amateur, aber sie war es ebenso, was das Flüchten und Untertauchen betraf. Und so glich sich das am Ende wieder aus.
    Ich folgte ihr durch eine Straße und dann durch noch eine und schließlich bog sie in eine enge Passage ein, die voll von Spiegeln war. Das war für mich besonders unangenehm, denn ich befürchtete ständig, dass sie mich in einem der vielen Spiegel sehen konnte, ohne dass ich selbst es merkte.
    Als ich die Passage hinter mich gebracht hatte, glaubte ich schon, sie verloren zu haben. Mein Blick ging fieberhaft über das hektische Menschenmeer, und ich war nahe daran aufzugeben.
    Dann fand ich sie doch noch.
    Sie versuchte gerade, die stark befahrene Straße zu überqueren und hatte bereits die Hälfte geschafft. Es war lebensgefährlich, was sie da veranstaltete, aber für Lebensgefährliches schien sie Talent zu haben.
    Sie schaffte es auf die andere Seite. Ein BMW hupte. Ein Mercedes-Fahrer zeigte ihr den Vogel. Aber sie hatte es geschafft, und ich konnte jetzt sehen, wie ich hinter ihr her kam.
    Der Abstand zwischen uns wurde größer. Ich folgte ihr in eine Nebenstraße und dann in noch eine. Schließlich sah ich sie in einem Hauseingang verschwinden.
    Ich wartete eine Weile. Sie kam nicht zurück, und ich beschloss, mal nachzusehen.
    Der Hauseingang war nicht abgeschlossen, die Tür nur angelehnt. Es war ein Altbau. Wahrscheinlich würde in absehbarer Zeit die Abrissbirne anrücken.
    Ein paar türkische Kinder rannten eine Treppe hinunter und dann hinaus auf die Straße.
    Ihnen auf den Fersen war ein sehr dicker Mann, vielleicht Mitte fünfzig. Er pustete wie eine Dampflok und schimpfte wie ein Rohrspatz auf die Kinder, die ihn wahrscheinlich damit geärgert hatten, an seiner Wohnungstür zu klingeln.
    "Diese verdammten Kanaken!", prustete er, als sie ihm schließlich endgültig entwischt waren und er keine Chance mehr sah, hinter ihnen herzukommen. "Bälger in die Welt setzen, das ist alles, was die können! Und dann das dicke Kindergeld kassieren!"
    Ich war versucht, ihm zu sagen, dass diese Kinder mal seine Rente bezahlen würden, verkniff mir aber

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