Mords-Bescherung
guat
u.« 3 , setzte der eine nach. Die Laute entbehrten nicht
einer gewissen gutturalen Härte und erweckten den Verdacht, sie könnten selbst
dem hartgesottensten Hals-Nasen-Ohren-Arzt eine schwer überwindbare
Herausforderung bieten.
»Åftn …«, 4 fuhr der Mann sich selbst
auffordernd fort, näherte sich langsam dem leblosen Körper im Vorgarten und
bedeutete seinem Begleiter mit einer lässigen Handbewegung, das umliegende
Areal genauer zu inspizieren.
Herr Schneeberger war zufrieden, denn die Untersuchung des Vorfalls
hatte somit offiziell begonnen. Sie würden hoffentlich die richtigen Schlüsse
und den Täter als Folge davon zur Verantwortung ziehen, ihn seiner gerechten
Strafe zuführen. Er selbst konnte zur Aufklärung des Falls von seinem Standort
aus nichts beitragen. Das wusste er.
»Schaug da des u, Christian! Moanst håt den oana o’gmurkst, oder is
der von alloa ausgeistert?« 5
Er deutete auf die Gefährtin Herrn Schneebergers, deren rüde
abgetrennte Arme sowie der Kopf neben ihrem zerschundenen Körper im Vorgarten
lagen. Statt einer Antwort zuckte der Angesprochene nur mit den Schultern und
ließ den Blick langsam und prüfend über das Gelände schweifen. Über die
frischen Reifenspuren auf dem Forstweg, über die bepflanzte Einfriedung, das
geschlossene Gatter, die zerstückelte Leiche im Vorgarten, vorbei an dem
hölzernen Schuppen und weiter an der Wand des schmucken Häuschens entlang. Als
sein Blick Herrn Schneebergers Augen streiften, hielt er für einen kurzen
Moment inne, lächelte versonnen und drehte sich weiter, um die Umschau genau an
dem Punkt zu beenden, an dem er sie begonnen hatte.
»Ja, schåd!«, bemerkte der Polizist Christian beiläufig, schenkte
dem entsetzlich entstellten Körper vorerst keine tiefer gehende Beachtung und
widmete sich wieder aufmerksam der Suche nach Auffälligkeiten, welche die
Situation oder gar den Hergang des Mordes erklären könnten. Dass dem so war, davon
war Herr Schneeberger felsenfest überzeugt. Wiewohl er den Frevel gesehen hatte
und er derjenige war, der alles wusste, der den Täter benennen, auf ihn zeigen
und dennoch nichts sagen konnte. Da lag die Frau, mit der er so viele
glückliche Stunden verbracht hatte. Jenes wehrlose zierliche Geschöpf, mit dem
er gewillt war, die Zukunft gemeinsam zu erleben, bis dass der Tod sie schiede.
Das hat dieser nun mit trauriger Gewissheit getan, dass jedoch der Zeitpunkt
dermaßen unerwartet bald und mit solcher Vehemenz in ihrer beider Leben treten
würde, daran hätte er nie zu denken gewagt. Seine zärtlich mitfühlende,
liebenswerte und wunderschöne Gefährtin, sinnlos gemeuchelt und hingestreckt in
den Nachtstunden. An diesem paradiesischen Platz. Der Gedanke an das plötzliche
Ende ihrer leidenschaftlichen Verbindung schmerzte Herrn Schneeberger zutiefst.
Aber der Schurke würde nun bald gefasst sein und seiner gerechten Strafe
zugeführt werden. Die Polizei war nun da, um die Fakten aufzunehmen, Tatsachen
zu kombinieren und Schlüsse zu ziehen. Herr Schneeberger wusste, es konnte
nicht mehr lange dauern, bis sie den Mörder gefasst hatten. Würden sie nur eins
und eins zusammenzählen, konnten die beiden Beamten zu keinem anderen Ergebnis
kommen. Er war da. Nicht weit von ihnen allen. Der Fall ist gelöst. Das brächte
zwar seine Gefährtin nicht mehr zurück, aber eine gewisse Genugtuung würde es
ihm doch geben.
Der Himmel klärte auf, und wunderschönes Morgenrot tauchte die
Umgebung in kitschiges Rosa.
»D’Engei toan Kexbochn!« 6 , meinte Christian.
Der andere besah sich kurz das farbenfrohe Spektakel am Himmel und
nickte nur. Die Sonne würde nun bald hinter dem Gebirgskamm auf der
gegenüberliegenden Seite aufgehen und den Ort der finsteren Tat mit ihrem
freundlichen Licht wenige Stunden erhellen und erwärmen.
»Kevin, wos tuast’n du do«? 7 , fragte
Christian, und das K klang dabei bedrohlich wie das Splittern eines
morschen Baumstammes.
»Wia oft hun i da scho gsog, du solls mi nit Kevin hoass’n!« 8 , schnauzte der zurück.
»Jo, eh, Keffl. I woaß. Ha, ha! Lass di net pflanz’n. S’is mi
hoit gråd so ibakemma.« 9
»Jo nocha is guat. Jetzt boat nu a boisl, i mechat nur no a påar
Foto machen und a påar Notizen. Fia mei Frau zum Zoagn.« 10
Keffl stand fröstelnd neben der Toten, schrieb mit klammen Fingern
Notizen in ein Buch und machte mit einer kleinen Kamera Fotos der erstarrten
Leiche und der Umgebung.
Herrn Schneeberger überkam ein gutes Gefühl. Das
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