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Mords-Bescherung

Mords-Bescherung

Titel: Mords-Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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fieberhaft, welchen Fehler er wohl nun machen
musste, um sich Gehör zu verschaffen. Welcher Fehler ist der richtige?
    Die Sonne tauchte hinter dem gegenüberliegenden Bergkamm auf, und
ihre Strahlen legten berauschende Wärme in sein Gesicht. Neugierig blinzelte
der Schneemann in Richtung der hellen Wärmequelle. Aber halt! Das durfte er
nicht. Die gleißende Wintersonne. Sie ist so warm, so betörend und gleichzeitig
so verlockend gefährlich. Herr Schneeberger wusste: Schnee und Sonne vertragen
sich nicht. Den Kampf zwischen beiden gewinnt immer die Sonne. Immer. Schau
nicht ins Sonnenlicht!, warnt der kollektive Instinkt der Schneemänner.
    Herrn Schneeberger wurde es langsam sehr unbehaglich zumute. Nicht
wegen seiner hilflosen Situation den Menschen gegenüber. Das war schon immer
so, das würde sich auch nie ändern. Doch eines war neu in seinem Schneemannleben.
Es fühlte sich unangenehm und unbequem an. Es war so, als würde es unsäglich
jucken, und die Möglichkeit, sich zu kratzen, bliebe einem verwehrt. Der
Schneemann würde es nicht aushalten, wenn der Mord an seiner Freundin ungesühnt
oder gar unbeachtet bliebe. Für ihn war sie die einzige Gleichgesinnte in
dieser Welt. Bis heute Morgen. Bis jenes Unsagbare geschah.
    Und dann fasste er einen verwegenen Plan. Herr Schneeberger wollte
schmelzen. Das ist das, was Schneemänner am Ende einer gewissen Zeit ganz bewusst
machen. Keine große Sache. Umwandlung von einem Aggregatzustand in einen
anderen. Aus kalt mach warm, aus fest mach flüssig. Ganz ohne Bedauern, ganz
ohne Unmut, ohne Traurigkeit, ohne schalen Beigeschmack von falsch verstandenem
Heldentum und ohne Theatralik. Aber er musste es schnell tun, denn er würde
nicht mehr viel Zeit haben, bis die beiden Polizisten mit dem Meuchelmörder aus
dem Haus kämen. Da musste die Falle für den Verbrecher bereits fertig und
eindeutig zu erkennen sein. Er musste den Schmelzvorgang ganz besonders
beeinflussen, und zwar so, dass er … Ach, Schneemänner wissen einfach, wie das
geht.
    Herr Schneeberger war überzeugt, es würde gelingen. Einzig, dass er
das Ergebnis seines gefinkelten Planes nicht mit eigenen Augen würde sehen
können, enttäuschte ihn ein bisschen. Zu gern hätte er das Gesicht des Mörders
gesehen, wenn dieser erkennen würde, dass er, der Schneemann, ihn überführt und
als Mörder seiner Gefährtin bezeugt hatte.
    Dann betrachtete er die Sonne zuerst mit dem einen Auge, danach mit
dem anderen, saugte die Wärme tief in sich hinein. Die Strahlen kitzelten seine
Nase, das Verhalten eines Niesanfalles brachte seine Augen zum Tränen, was
wiederum einige Wassertropfen mehr auslöste, die den eiskalten Schnee, aus dem
Herr Schneeberger bestand, zu ihresgleichen verwandelten. Er vernahm ein
pfeifendes Geräusch, ähnlich dem des Windes, der ihm vor nicht allzu langer
Zeit noch um die Ohren wehte, und dann ließ Herr Schneeberger den Kopf nach
vorn sinken, geradezu so, als würde er sich nach einem grandiosen Auftritt vor
seinem Publikum verneigen, und schmolz.
    Die Ewigkeit ist still und friedfertig und liebt die Ruhe. Und es
war nun sehr ruhig an diesem Weihnachtstag in den Tiroler Bergen, in dem Garten
vor dem Häuschen.
    Die Tür wurde geöffnet, und die drei Männer traten in den Vorgarten.
    »I glab’s oiwei nu net, Helli, dass du heit de Nacht im Dunkeln
geg’n enka Schneefrau g’loffn bist. Ha, ha! 16 , und
Christian ergänzte feixend und in lawinenübertönender Lautstärke: »Wenn ma di
iatz net zum Deast obg’holt hatt’n, tatst etz aufm Bergal do herobn festsitz’n
und kuntst net amoi Leichtsignale geb’n. Du bist ma a feiner Chefinschpekta.« 17
    »Jo, dank eich Gottstausendmoi fias ohoin. In da Nuat hatt i hoit
jodeln und juchizen miassn. Gegn a laare Autobattarie kånn i so schnell nix
toa. 18 Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht
zu sorgen«, zitierte Chefinspektor Heli den letzten Teil des Satzes in bemühtem
Hochdeutsch, und er fuhr fort: »Såg, Keffl, håst du da etz eigentlich scho
ibalegt, ob du nåchad im Jänna die Hitt’n håb’n wüst?« 19
    »Na ja, Fuchzg pro Tag … Miete, des kunnt ratla pass’n. I hun
grad vorher Fotos g’måcht vom Gaschtl und der Umgebung und mir a påar
Kloanigkeit’n aufg’schriebn. Des zoag i dahoam der Karin und de Kinder. De
miassn scho a do her woin. Is jo schließlich da Winterurlaub.« 20
    Christian blinzelte Richtung Sonne, nahm die Kappe vom Kopf und
wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    »Is

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