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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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erinnern, den ich während dieser Zeit gesehen habe … Was ich damit sagen möchte, ist, dass ich über ein wenig Erfahrung verfüge. Christian Brandl ist erschlagen worden, vorsätzlich und heimtückisch. Daran kann kein Zweifel bestehen.«
    Weidinger beugte sich so weit zu Gabriel vor, dass der Kommissar die Aknenarben auf dem Gesicht des Politikers erkennen konnte. Er sagte leise: »Seit dreißig Jahren … das ist eine beeindruckend lange Zeit. Aber es wäre doch wirklich schade, wenn Ihre bisher so rühmliche Karriere ausgerechnet hier in den bayerischen Alpen jäh abstürzen würde …«
    Gabriel sah den Politiker überrascht an. War das die Kooperation, die Weidinger versprochen hatte? Mit hochgezogenen Augenbrauen sagte er: »Werden Sie ruhig deutlicher, Herr Minister.«
    »Selbst wenn Sie recht hätten, Herr Kommissar, und mein guter Freund Brandl ist wirklich Opfer eines Verbrechens geworden – etwas, was ich mir wirklich nicht vorstellen kann –, dann sollten wir die Dinge dennoch von einer höheren Warte aus betrachten.«
    »Dann betrachten Sie doch mal«, gab Gabriel zurück.
    »Stellen Sie sich bitte einmal vor, was es für Folgen haben würde, wenn öffentlich bekannt wird, dass der Generalsekretär der Christlich Sozialen Union umgebracht worden ist! Und zwar in den Bergen seiner bayerischen Heimat, und auch noch im Beisein des Fraktionsvorsitzenden und des In nenministers! Ahnen Sie überhaupt, was das bedeuten würde?«
    »Ja, ich ahne. Aber ich kann mir auch sehr gut vorstellen, was passiert, wenn öffentlich wird, dass ein bayerischer Innenminister versucht hat, die Aufklärung eines Verbrechens zu verhindern …«
    Weidingers gerade noch angespannter Gesichtsausdruck wandelte sich schlagartig und wurde übertrieben liebenswürdig. »Ich bitte Sie, Herr Kommissar. Die Aufklärung verhindern? Aber niemals! Ich versuche doch nur, Ihnen ein Gefühl für die Verantwortung zu vermitteln, die auf Ihren Schultern lastet.«
    »Sie lastet in der Tat. Aber das ist mein Beruf.«
    »Nehmen wir einfach einmal an, dass Sie sich getäuscht haben und der Christian eben doch durch einen Unfall ums Leben gekommen ist … wenn wir dann wieder in München sind, bin ich mir sicher, dass das Land Bayern sich für den großen Einsatz, den Sie erbracht haben, erkenntlich zeigen würde. Genau wie die CSU und ich persönlich. Da kommt schon eine Summe zusammen, die für einen gemütlichen Lebensabend reicht, Herr Gabriel.«
    Peter Weidinger lächelte so freundlich, als könnte er kein Wässerchen trüben. Gabriel aber entging nicht das leise Glimmen in den Augen des Politikers. Eine seltene und faszinierende Mischung aus übergroßem Selbstvertrauen, einem beißenden Ehrgeiz und … Angst. Der Mann wusste genau, was hier auf dem Spiel stand. Seine Karriere. Und vielleicht noch mehr.
    Wolf Gabriel beschloss, den Bestechungsversuch des Ministers einfach zu ignorieren und stattdessen genau das zu tun, was er sich vorgenommen hatte. Nämlich Puzzle zu spielen.
    Er sah Weidinger ganz direkt an und fragte: »Haben Sie Richard Maurer eigentlich schon früher einmal gesehen? Ich meine, bevor er gestern Abend hier auf der Hütte angekommen ist?«
    »Wie bitte?«
    »War meine Frage unklar?«
    »Nein, nein.«
    »Dann antworten Sie doch bitte.«
    Das tat Weidinger dann auch, und zwar auf eine Art, die den Kommissar vollkommen überraschte.
    Zur gleichen Zeit saß Sandra Berger zwei Zimmer weiter und führte ein überraschend lebhaftes Gespräch mit Alam Chijoke – überraschend deshalb, weil der Ghanaer fließend und akzentfrei Deutsch sprach. Bisher hatte Sandra den Eindruck gehabt, dass der Schwarze gar nicht so richtig verstand, was eigentlich am Tisch gesprochen wurde, und sich deshalb die meiste Zeit in der Küche aufhielt. Aber da hatte sie sich getäuscht.
    Alam Chijoke, der Sandras Irritation bemerkte, lächelte sie mit seinen strahlend weißen Zähnen freundlich an und sagte: »Jaja, so seid ihr Deutschen. Ihr seht einen Schwarzen und denkt, dass er gerade aus der afrikanischen Steppe gekommen ist und wahrscheinlich nur eine seltsame Sprache mit Klicklauten und vielen Os und Us spricht. Ist aber nicht s o. Ich bin in Augsburg groß geworden, wo meine Eltern seit den Siebzigerjahren leben. Es stimmt zwar, dass ich einen ghanaischen Pass habe, allerdings bin ich erst einmal im Leben dort gewesen. Furchtbares Land, glauben Sie mir. Schmutzig und unterentwickelt. Da bringen mich keine zehn Pferde mehr hin.«
    Sandra senkte

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