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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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gewesen war, schlug die Beine übereinander und hob beide Hände. »Sie können doch Trauer nicht erzwingen.«
    »Sind Sie denn wirklich so kalt?«, fragte Sandra. »Geht Ihnen der Tod Ihrer Ehemänner wirklich nicht nahe?«
    »Unsere Ehen waren, sagen wir es mal so, in den letzten Jahren Arrangements«, erklärte Susanne Reifenberger. »Wir haben zusammengewohnt, aber nicht mehr zusammengelebt. Um es auf den Punkt zu bringen, es war bei uns allen eine Wohngemeinschaft. Für Christa und mich ist es so, als wären unsere Untermieter verstorben.«
    »Aber Sie waren doch sehr lange verheiratet«, sagte Sandra, die eine solche Abgebrühtheit einfach nicht nachvollziehen konnte.
    »Ja, und? Was glauben Sie, wie viele Ehen es gibt, in denen man nicht mehr miteinander spricht, in denen die Frau vielleicht sogar froh ist, wenn der Mann endlich tot ist.«
    »Froh? Da müsste aber einiges passiert sein«, sagte Sandra.
    »Das ist es vielleicht auch«, sagte Christa. »Können Sie sich nicht vorstellen, dass wir gute Beweggründe haben könnten, nicht zu trauern? Kommt Ihnen das nicht in den Sinn?«
    »Welche denn?« Sandra ärgerte sich über den Ton und die Tatsache, dass Christa versuchte, sie bloßzustellen.
    »Häusliche Gewalt beispielsweise«, sagte Susanne Reifenberger. »Genügt Ihnen das?«
    •
    Gabriel hatte noch nie auf einem Tandem gesessen, kam aber trotzdem erstaunlich gut damit zurecht. Schmerbauch hingegen nicht. Er war völlig außer Puste, und so musste Gabriel die Strecke so gut wie alleine bewältigen.
    »Mein Herz, mein Herz«, sagte Schmerbauch immer wieder. Gabriel sagte gar nichts, er brauchte seinen Atem für die Steigung, während Mutter neben ihnen her trabte und genauso keuchte wie Schmerbauch.
    Da klingelte auch schon wieder sein Handy, was er jetzt gar nicht gebrauchen konnte. Schnaufend hielt er an, und Schmerbauch stöhnte leise und dankbar vor sich hin. Ihm kam die Pause sehr gelegen.
    Gabriel sah nur, dass die Nummer unterdrückt war, und überlegte kurz, ob er überhaupt rangehen sollte, tat es dann aber doch.
    »Rechtsmedizin München, Gabler«, meldete sich eine förmliche Frauenstimme. »Spreche ich mit Wolf Gabriel?«
    »Ja, das tun Sie.« Er wischte sich mit der freien Hand den Schweiß von der Stirn.
    »Es geht um Valentin Reifenberger und Roland Debus«, sagte Frau Gabler. »Ich darf Ihnen mitteilen, dass die Obduktionsergebnisse noch nicht vorliegen. Es wird noch eine Weile dauern, bis …«
    »Moment mal«, unterbrach Gabriel sie. »Was soll das denn? Das ist wichtig. Geben Sie mir mal Dr. Kühn.«
    »Das ist leider nicht möglich. Dr. Kühn ist aushäusig.«
    Aushäusig, zu Tisch, spricht auf der anderen Leitung. Furchtbar, diese Sprüche.
    »Geben Sie mir seine Handynummer.«
    »Dr. Kühn lässt sein Handy mittags immer im Büro.«
    »Hören Sie mal. Er wollte mir schon längst Bescheid geben. So geht das wirklich nicht. Wir brauchen das Ergebnis, und zwar jetzt. Dass das klar ist.«
    »Wie ich schon sagte, es dauert noch. Wir melden uns dann.«
    »Aber …«, sagte Gabriel, doch die Frau hatte schon aufgelegt.
    Das konnte alles nicht wahr sein! Bestimmt war es nicht normal, dass so eine Untersuchung so lange dauerte. Und es war auch mit Sicherheit nicht rechtens.
    »So ein Mist! Sind die in München immer so langsam bei den Obduktionen?« Gabriel regte sich so auf, dass er das Gleichgewicht verlor und mitsamt dem Tandem und Schmer bauch in den Graben fiel.
    » AU! AH! «, schrie er auf. »Verdammt noch mal!« Er war mit dem Fuß umgeknickt, und es schmerzte wie die Hölle. Jetzt war das Handy auch noch in das kleine Rinnsal gefallen, das im gleißenden Sonnenlicht träge im Graben vor sich hin floss.
    »Schnell, geben Sie mir Ihr Telefon«, herrschte er Schmerbauch mit zusammengebissenen Zähnen an, der sich ächzend aus dem Bächlein kämpfte und wütend auf seine nasse und dreckige Hose starrte.
    »Ich habe keins.«
    » WAS? «
    »Die Kosten«, sagte Schmerbauch. »Die Kosten.«
    Mutter jaulte schon wieder.
    Gabriel versuchte aufzustehen, aber ihm schossen vor Schmerz die Tränen in die Augen. Das fehlte jetzt gerade noch. Er ließ sich wieder ins Gras fallen und betete, dass der Fuß nicht gebrochen war. Ging denn bei diesem Fall alles schief?
    •
    Sandra saß da und dachte nach. Häusliche Gewalt. Das war natürlich sehr schlimm – aber warum hatten die beiden Frauen das nicht beim ersten Gespräch gesagt? Es könnte passen. Sebastian hatte erzählt, dass zumindest Valentin

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