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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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seine Mutter in Gefahr sein? Das war doch absurd! Andererseits … die Erfahrung lehrte, dass man sich gerade im Polizeidienst nicht immer nur auf die Ratio verlassen durfte.
    »Mutter, wir müssen noch mal los.«
    Er schubste den Hund von der Bettkante. Mutter lief zur Zimmertür hinüber und wedelte mit dem Schwanz. Fünf Minuten später schlich der Kommissar bereits durch den Garten des Hotels und hielt im Schein seiner Taschenlampe sowie eines fahlen abnehmenden Mondes Ausschau nach dem Weg, der ihn am Seeufer entlang zur Villa Undine bringen würde. Wer weiß, was ihn dort erwartete. Vielleicht nur ein junger Bursche, der auf einem Bootssteg saß und sich zukiffte. Vielleicht eine ältere Dame, die in Frau Lunas Gesellschaft badete. Und vielleicht eine weitere Begegnung der anderen Art, sei es mit einem Geist, sei es mit einem Mörder.
    11.
    Es war eine jener letzten milden Septembernächte, die die Seele zum Schwingen brachten und an die Freuden des vergangenen Sommers erinnerten, aber vom See her stieg eine Kühle auf, die bereits vom Herbst kündete. Im Licht seiner Taschenlampe stolperte Wolf Gabriel unter leisen Flüchen voran, mit Mutter dicht an seiner Seite. Ihm war, als bewegte sich vor ihm in der Dunkelheit eine gedrungene Gestalt in dieselbe Richtung. Er achtete darauf, dass sich der Abstand zwischen ihnen nicht verringerte, und legte von Zeit zu Zeit eine Verschnaufpause ein. Dabei dachte er darüber nach, wie verrückt es war, dass er zu nachtschlafender Zeit zur Villa Undine unterwegs war. So oft, wie es das Sprichwort einen glauben machen wollte, kehrte der Mörder nun auch wieder nicht an den Schauplatz seines Verbrechens zurück, schon gar nicht in einer der auf die Tatnacht unmittelbar folgenden Nächte.
    Hätte man Gabriel gefragt, was es war, was ihn in die Villa zog, er hätte es nicht begründen können. Und wenn diese angebliche Gräfin noch so oft behauptete, dass in den Nächten um die Tagundnachtgleiche die Türen zur Anderwelt durchlässiger seien als sonst: Wieso sollte ihm ausgerechnet seine verstorbene Mutter erscheinen? Sie war nicht nur eine schlechte Köchin gewesen, sondern auch von einer selten nassforschen Art und durch und durch bodenständig. Wenn es jemanden gab, der einem niemals erscheinen würde, so war es Wolf Gabriels Mutter. Das alles war völlig abstrus.
    Derart mit sich und der Nacht hadernd, hatte der Kommissar bald den an den Hang gebauten Turm erreicht, in dessen Innerem eine schmale Wendeltreppe hinaufführte auf die Aussichtsplattform an der Rückseite des zur Villa gehörenden Gartens. Gabriel fasste Mutter am Halsband, verharrte einen Moment am Fuß der Treppe und lauschte in die Dunkelheit, bevor er den Hund losließ und sich in Bewegung setzte. Lautlos glitt die Hündin vor ihm die Treppe hoch und verschwand in der Nacht.
    Plötzlich ging alles ganz schnell. Im Garten waren erregte Stimmen zu hören, ein Hilferuf, ein Schrei, dann fiel ein Schuss. Der Kommissar zog seine Waffe und stürmte, so schnell es ihm seine Körperfülle erlaubte, die Treppe hoch. Am Ausgang des Turmes achtete er auf seine Deckung. Er spähte in den Garten, hielt die Nase in die Nacht, versuchte, sich zu orientieren. Was war hier los?
    Irgendwer brüllte: »Nein!«, irgendwo knurrte Mutter. Dann bellte sie. Und dann zerfetzte ein weiterer Schuss die Luft und dröhnte in Gabriels Ohren. Jaulte der Hund auf, oder bildete er sich das nur ein?
    So ein Schuft! Er wollte aus der Deckung stürzen, dahin, wo er Mutters Jaulen hörte. Im nächsten Moment brachte ihn etwas zu Fall. Jemand saß ihm im Kreuz und griff mit der Hand in seinen Schopf, zog ihn an den Haaren erst nach hinten und drückte ihn dann mit dem Mund gegen den Boden, sodass er fast gezwungen war, buchstäblich ins Gras zu beißen. »Waffe weg! Polizei«, herrschte das Wesen in seinem Rücken ihn an. Die Stimme kannte er doch? Sandra?
    »Sandra?« Er schluckte Erde.
    Schemen in der Nacht, die sich bewegten, und Schritte, die sich hastig entfernten. Gingen Gespenster um?
    »Chef?« Sandra gab ihn frei.
    Der Kommissar richtete sich auf und spuckte ein Blätterknäuel aus, das er in den Mund bekommen hatte.
    »Au Mann, tut mir leid, Chef. Das haben wir vermasselt.«
    Wir?, wollte Gabriel fragen, aber er war noch nicht so weit, wieder sprechen zu können.
    »Da war eine Frau, ich glaube, sie hat …«
    Endlich fand er seine Stimme wieder! »Eine aus der Villa?«, keuchte er.
    »Ich weiß nicht, nein, ich glaube, sie hat hier

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