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Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition)

Titel: Mordsberge: Vier Fälle für Kommissar Gabriel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koglin , Philip Tamm , Regula Venske , Steffi von Wolff
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woraufhin sich ein Mann und eine Frau von dem Tisch in der Zimmerecke erhoben und zu ihnen herüberkamen. Beide waren etwa fünfzig Jahre alt, sportlich und trugen moderne Wanderkleidung. Der Mann blickte den Kommissar befangen an und sagte mit leiser Stimme: »Ich heiße Richard Maurer, Dr. Richard Maurer.«
    »Sind Sie Arzt?«, fragte Gabriel überrascht. »Ich habe da nämlich Blasen an den Füßen, die dringend …«
    »Nein, nein, ich bin Doktor der Betriebswirtschaft. Ich leite ein Finanzdienstleistungsunternehmen in München. Ich bin mit meiner Frau Ruth unterwegs, wie jedes Jahr im Spätsommer. Wir sind gestern Abend hier angekommen, weil wir nicht wussten, dass die Hütte bereits Winterpause hat. Die Wirtsleute waren so freundlich, uns dennoch aufzunehmen. Allerdings wäre es wirklich sehr nett, wenn wir spätestens morgen früh aufbrechen könnten. Wir haben ja gar nichts mit der ganzen Angelegenheit zu tun.«
    Gabriel nickte. »Das wird sich noch herausstellen. Erst einmal bleiben Sie bitte hier und halten sich zur Verfügung, genau wie alle anderen Anwesenden. Und wo wir gerade dabei sind: Haben wir jetzt jeden gesehen, der sich zurzeit in der Hütte aufhält? Und was ist eigentlich mit Ihrem Küchengehilfen, Frau Hoiser? Den konnten wir ja vorhin schon bei der Arbeit sehen.«
    »Sie meinen den Ausländer? Der ist nicht mein Küchengehilfe. Der gehört zu …«
    Als hätte er hinter der Küchentür auf dieses Stichwort gewartet, trat nun ein weiterer Mann in den Raum. Er trug eine weiße Schürze über einer schwarz-weiß karierten Hose, ein blütenweißes Hemd sowie eine hoch aufragende Kochmütze. Angesichts der neuen Besucher stutzte er einen Moment, lächelte dann aber mit einer leichten Verbeugung und sagte: »Ah, liebe Freunde im Geiste des Lucullus. Neue Gäste! Was für eine wunderbare Überraschung. Auch wenn das natürlich meine Menüpläne ein wenig durcheinanderwirbelt. Aber was rede ich denn da? Wo es für sechs reicht, reicht es auch für acht. Und einer der Esser ist ja seit letzter Nacht ohnehin nicht mehr unter uns … Von daher, meine liebe Feinschmeckergemeinde, wenn Sie vielleicht schon einmal einen Aperitif zu sich nehmen möchten, in einer gu ten halben Stunde wird das Menü aufgetragen. Es gibt Frisch lingsragout mit Kartoffeln und Fenchel-Möhren-Gemüse. Dazu reichen wir einen Chianti.«
    Während Sandra angesichts des unerwarteten Auftritts noch um Fassung rang, erschien auf dem Gesicht des Kommissars ein strahlendes Lächeln. Anders als die Politiker vorhin hatte Gabriel den Mann in der Kochmontur sofort erkannt. Es war kein anderer als Alois Meixner, einer der bekanntesten deutschen Fernsehköche und zudem Autor zahlreicher Kochbücher, von denen Gabriel ein gutes Dutzend besaß. Mit ausgestreckter Hand ging der Kommissar auf den Koch zu, stellte sich vor und sagte: »Mein lieber Herr Meixner, ich bin ein tiefer und aufrichtiger Bewunderer Ihrer Kochkunst. Und ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie glücklich ich bin, Sie hier zu treffen. Auch wenn ich nicht ganz verstehe, wie jemand wie Sie an einen solchen Ort …«
    Der Küchenchef lächelte geschmeichelt. »Das ist einfach erklärt, Herr Kommissar. Die Herren von der CSU haben mich gebeten, während ihres Aufenthalts für ihr leibliches Wohl zu sorgen. Man kennt sich ja schließlich von allerlei Gelegenheiten. Und wenn die drei schon ihre kostbare Zeit im Dienste von Volk und Land opfern, dann dürfen sie sich doch bestimmt einige gute Mahlzeiten gönnen!« Minister Weidinger schaltete sich ein und erklärte: »Das stimmt, wir haben Herrn Meixner gebeten, uns hierher zu begleiten. Eine alte Tradition, die ich, Josef und Christian, Friede seiner Asche, seit unseren Zeiten in der Jungen Union pflegen. Einmal im Jahr ziehen wir uns in die Natur zurück und besprechen die wichtigsten politischen Dinge. Dabei soll halt das Leibeswohl nicht zu kurz kommen.«
    Sandra, die bemerkte, dass ihr Chef immer noch die Hand des Kochs umklammert hielt, hätte am liebsten laut herausgelacht. Sie hatte Gabriel noch nie so strahlend und geradezu ehrfürchtig erlebt. Fast wie ein Teenager, der unverhofft auf sein Musikidol trifft. Aber vermutlich war der Vergleich gar nicht so unpassend. Gabriel war ja schließlich mit Leib und Seele Hobbykoch, und wenn es überhaupt eine Berufsgruppe gab, für die er uneingeschränkte Bewunderung empfand, dann waren es die großen Köche dieser Welt – von Bocuse über Witzigmann bis Fehling.
    Der Kommissar, der

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