Mordsdeal
her.
Was hatte Mia noch mal studiert? Vielleicht kannte sie jemanden … oder Sameja? Sameja. Warum bekam er jetzt ein schlechtes Gewissen, wenn er an sie dachte?
»Weiß ich auch nicht, was das zu bedeuten hat«, antwortete Romeo. »Ich denke mal, die Sache hat sich damit erledigt. Sind die Kartoffeln noch warm? Ich habe einen Wahnsinnskohldampf. So eine Büffelei strengt ganz schön an.«
*
Nach dem gemeinsamen Heringsstipp-Essen war es seiner Mutter plötzlich schlecht geworden. Sie hielt sich den Magen und schleppte sich erst zum Bad und dann zur Couch. Alleine im Schlafzimmer liegen wollte sie nicht.
Romeo sorgte sich sehr. Er versprach, sofort wieder zu kommen und drohte, wenn es ihr in einer halben Stunde nicht besser ginge, würde er den Arzt anrufen.
Er verließ das Zimmer und sah dabei auf die Uhr.
Seltsam, ihm hatte das Essen ausgezeichnet geschmeckt, daran konnte es nicht gelegen haben. Also musste er auch den Draht mit in Erwägung ziehen, wobei er nicht mehr auseinanderhalten konnte, welcher Draht im Umschlag der vergiftete gewesen war, und dann gab es ja dieses Gutachten, das alles revidierte. Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn. Wäre aber das Gutachten falsch und das komplette Flugzeug vergiftet … Hitze kam hinzu … Wer sagte denn, dass der Junge noch lebte? Er kannte ihn nicht. Aber dann hätte sein Vater es mit einem äußerst brutalen Mörder zu tun gehabt, der sogar über Kinderleichen ging. Das wagte er sich nicht auszumalen, welche Organisation dahinter steckte.
Er klappte sein Handy auf und sprach laut und deutlich: »M-i-a!« Schon wählte es die gespeicherte Nummer. Spracherkennung nannte man so was und eine glorreiche Erfindung, wenn man zu faul zum Wählen war, oder zu aufgeregt.
Mia ging sofort an den Hörer.
»Hallo Mia. Romeo hier.«
«Gut, dass du anrufst. Ich habe … aber du zuerst. Du hast mich ja angerufen.«
»Ich habe die Analyse von Dr. Dr. Seifffert vorliegen. Kennst dich mit chemischen Bezeichnungen aus? Kann ich es dir mal vorlesen?« Romeo hörte, wie Wasser sprudelte, der Schalter vom Wasserkocher aussprang, eingegossen wurde und ein Löffel in einer Tasse klapperte.
»Moment.« Mia schlürfte. »Jetzt.«
Gerade als Romeo lesen wollte, fiel es ihm ein: Er konnte ja auch, was die Namen anging, in der Suchmaschine nachsehen oder im Lexikon.
»Was hast du gesagt?«, fragte Mia und tat nur so, als hätte sie etwas Unverständliches gehört.
»Also, hier steht, dass der Draht nicht kontaminiert war, und darüber stehen die einzelnen Bezeichnungen: Actinium, Ac, 89, 227, 278, weiß der Geier, was das bedeuten soll.«
»Moment. Ich habe den Laptop sowieso gerade vor mir stehen. Sehe mal eben nach. Moment, Moment, Moment, hach, wenn es schnell gehen soll … ah, ah, Actinium, ach, hier, ist ein Übergangsmetall, ein chemisches Element, ähnlich dem Lanthan.«
»Richtig! Lanthan steht hier auch. Dann muss er den Draht korrekt analysiert haben.«
»Wie kommst du darauf? Hier steht: Actinium wird in Kernreaktoren hergestellt, ist also ein radioaktives Zerfallsprodukt von Uran und … aha, aha, aha, wird von Luft und Wasser angegriffen. Kannst du mir mal sagen, was an der Analyse richtig sein soll?«
Romeo schluckte. Er hätte sich am liebsten in die andere Hand gebissen, aber nicht vor Lust.
»Tja, jetzt sind wir immer noch nicht weiter«, konstatierte Mia. »Wenn dieser angebliche Dr. Dr. keine Ahnung hat und nur das viele Geld kassiert hat, dann wissen wir immer noch nicht, ob der Draht, der in der Hand deines Vaters steckte, vergiftet war. Ich kann mich ja mal umhören, ob das Labor von meiner Grundwasseruntersuchung da was machen kann, wenn ich denen Kaffeegeld zustecke. Wir wollen ja nichts unversucht lassen, oder? Hätte ich auch eher draufkommen können. Natürlich würde die private Obduktion … Hast du dich mal erkundigt?«
»Darum kümmere ich mich gleich. Das Geld habe ich mir besorgt, und bald habe ich auch meine Mutter so weit.«
»Dann ist es ja gut. Ansonsten müssen wir die Sache von einer anderen Seite aufziehen. Es gibt da ein paar interessante Dateien und Briefe, aber darüber sollten wir uns einmal persönlich unterhalten.«
Romeo hatte gerade noch den Termin absprechen können, da knackte die Leitung. Die Karte war abgelaufen.
Er hatte es ohnehin eilig. Seine Mutter lag auf der Couch, und er musste nach ihr sehen.
Sie lag friedlich und leise vor sich hinschnarchend da. So sah nun wirklich kein Giftopfer aus.
Zeit genug für
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