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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schmitz
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erwarten, da ich ja offiziell nicht existieren darf.«
    Mias Blutdruck stieg. Wie konnte man als Mutter nur so hartherzig sein? Am liebsten würde sie sich da mal gründlich einmischen, aber es ging sie nichts an.
    »Ach, übrigens«, wechselte Sameja das Thema, » Romeo hat mich vorhin von unterwegs angerufen. Die Giftanalyse soll ein Schwindel gewesen sein! Nepper, wo man nur hinschaut, weißt du, auf niemanden ist heutzutage Verlass, furchtbar! Wenn das mal gut geht, was Romeo da vorhat.«
    Mia sah sie an. »Wie meinst du das?«
    »Na, er will am Montag die Obduktion veranlassen, ohne Einverständnis der Mutter.«

14
    Romeo war am Pförtner vorbeimarschiert und stand vor den großen Schrifttafeln in der Eingangshalle. Er hatte die Rechtsmedizin gesucht und verzweifelte an den vielen Abteilungen. Keine Ahnung, was eine Stroke Unit war oder eine Viszeralchirurgie. An diesen Namen war er hängen geblieben, gleich nach Pneumologie und Neurochirurgie. Dann las er endlich Rechtsmedizin, merkte sich die Etage und Zimmernummer des Sekretariats. Im Aufzug schlug Romeo die Mappe auf. Er legte die Vollmacht und den Personalausweis seiner Mutter samt seinem ganz nach oben, damit er die Unterlagen komplett abgeben konnte. Es sollte gut informiert wirken und schneller gehen. Jede Unsicherheit musste er vermeiden. Er klopfte energisch an die Tür.
    Nach einer knappen Begrüßung durfte Romeo sich auf den gepolsterten Stuhl der modernen Büroeinrichtung setzen. Er saß Frau Kleinschmid direkt gegenüber. Sie machte einen unscheinbaren Eindruck auf ihn, nichts an ihr war besonders. Die Haare dunkelblond, die Frisur eher konservativ und an ihrer Figur gab es nichts auszusetzen, aber auch nichts, woran sich seine Augen gerne sattgesehen hätten. Sie schien hier wohl das graue, aber sehr sympathische und natürliche Mäuschen zu sein und musste dafür sorgen, dass niemand von den Leblosen aufgeschnitten wurde, ehe nicht alle Formalitäten erledigt waren.
    Romeo legte ihr die Mappe mit der Vollmacht hin und trug sein Anliegen vor. Er räusperte sich ein paar Mal, seine Stimme versagte zwischendurch immer wieder. Plötzlich war ihm bewusst geworden, was er hier verlangte: Sie sollten Untersuchungen an seinem toten Vater vornehmen, ihn aufschneiden und in seinen Innereien wühlen.
    »Tja, also, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Die Obduktion muss der Staatsanwalt beantragen.«
    Romeo geriet außer Fassung. »Wieso? Mein Vater hat einen natürlichen Tod bescheinigt bekommen.«
    »Warum wollen Sie ihn dann obduzieren lassen?« Sie schob ihre Lesebrille auf die Nasenspitze und sah darüber hinweg.
    »Weil ich die Ansicht des Arztes nicht teilen kann. Mein Vater hatte Feinde. Er war Vertreter.«
    »Oh, dann ist es natürlich was anderes. Sie zweifeln also die Kompetenz des Krankenhausarztes in Kamp-Lintfort an?« Sie machte sich Notizen, sah in seine mitgebrachten Unterlagen. »Ich sehe gerade, die Leiche … also ihr Vater wurde bereits freigegeben und befindet sich beim Bestatter in Viersen. Dann müsste er wieder hierhin überführt werden, -und ich müsste den Staat …«
    »Moment«, sagte Romeo.
    Frau Kleinschmid tippte auf der Tastatur ihres Computers herum, sah zwischendurch immer wieder zum Flachbildschirm. Sie gab ihm eine Aufbraushilfe: »Das kann aber dauern.«
    »Hören Sie, es ist ein Notfall!« Er sprang auf.
    Frau Kleinschmid schaute ihn mit einem giftigen Blick an und öffnete ruckartig die rechte, oberste Schublade. Sie kramte darin herum. Romeo musste seine Fantasie zügeln. Er sah sie schon eine Pistole herausholen und auf ihn zielen – oder suchte sie den Alarmknopf, mit dem sie direkt zur Polizei geschaltet war?
    Romeo setzte sich schnell, rutschte auf seinem Stuhl hin und her, schlug ein Bein über das andere und umgekehrt.
    Frau Kleinschmid zog anstatt der Knarre eine weiße Visitenkarte hervor, die sie ihm mit einem eindringlichen Blick gab. »Reden Sie besser zuerst einmal mit Dr. Kaum. Der ist aber im Moment nicht da. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt.« Sie bewaffnete sich mit einem Brieföffner, der wie ein Skalpell aussah, und zeigte damit auf ihn. »Ich muss jetzt die Post öffnen.«
    *
    Hilla saß vor dem Telefon und schnaubte. Hätte sie sich nur nicht darauf eingelassen und Romeo versprochen, für Gitti einzuspringen. Wie konnte sie es nur zulassen, dass er ihre Telefonnummer auf der Vollmacht angab? Gelogen war es, wenn sie sich mit ›Stöckskes‹ meldete. Das war aber nicht das Schlimmste. Zu

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