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Mordsdeal

Mordsdeal

Titel: Mordsdeal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Schmitz
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einem lauten Plop spritzte weißer Schaum heraus und ergoss sich auf den Nachttisch. Schnell beseitigte er mit einem Tempotuch die Spuren seines ungeschickten Öffnens und hielt inne.
    »Oh, Sie sind mir zuvorgekommen?«, fragte Julia aus dem Badezimmer kommend. Es klang obszön.
    Romeo lief rot an, als hätte er sich auf dem Nachttisch ergossen.
    »Champagnerflaschen zu öffnen ist nicht einfach. Sie sollten die Flasche um den Korken herum drehen und nicht den Korken in der Flasche. Zu spät. Stoßen wir auf unseren Abend an.« Sie biss sich auf die Lippen, was irgendwie hilflos aussah. Oder wünschte er sich das nur? Romeo hielt es nicht mehr länger aus. Die Dusche würde er sich am liebsten schenken und sofort …
    Sie ließ ihr Badetuch fallen, griff nach hinten an ihre Haarspange und löste sie. Wieder einmal wusste Romeo nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Die Haare fielen glänzend und fast golden in einem lockeren Bogen auf ihre nackten Schultern. Die Haut war vom heißen Duschen leicht gerötet. Ihr atemberaubender Duft drang bis in sein letztes Lungenästchen.
    Romeo stürmte ins Bad.

    Nachdem er sich ausgezogen hatte und bevor er in der Dusche den Kaltwasserhahn aufdrehen konnte, war es passiert. Er unterdrückte seinen orgiastischen Schrei, indem er sich in die Hand biss.
    Er hatte vorher an alles Mögliche gedacht: an seine Mutter, an seinen schreienden Vater, die Obduktion, Tante Hilla, wie sie im Müll wühlte. Aber nichts hatte geholfen. Nun scheiterten auch noch sämtliche Wiederbelebungsversuche. Die kalte Dusche ließ sein bestes Stück blau anlaufen und schrumpeln. Die heiße machte ihn krebsrot und schlapp. Länger durfte er Julia nicht warten lassen. Er musste sie nur sehen, tasten, riechen und schmecken, dann ergab es sich von alleine.
    Romeo öffnete die Tür und sah auf das Bett. Julia saß darauf und hatte den Aktenkoffer auf ihrem nackten Schoß liegen. Die Haare waren wieder hochgesteckt.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, das passiert mir jedes Mal mit den Männern. Was meinen Sie, warum ich Sie einen ganzen Abend lang gebucht habe? Lassen Sie sich Zeit. Stoßen wir einfach mit den Sektgläsern an. Spielen Sie Backgammon?« Sie holte eine längliche Kassette aus Wurzelholz aus ihrem Aktenkoffer und danach ihre Brieftasche.
    Romeo nickte zaghaft, glaubte, im falschen Traum zu sein.
    »Ach so, ehe ich es vergesse – hier sind die 500 Euro.«
    Sein erschlaffter Held kam etwas aus sich raus. Romeo nahm das Geld und legte es beiseite, dann setzte er sich aufs Bett. »Ich kann das nicht!«, sagte er. »Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache.«
    Julia legte das Backgammonspiel in die Mitte.
    »Bei mir auch. Ich meine, dass ich dafür bezahle. Das Geld dürfen Sie trotzdem behalten. Kommen Sie, lassen Sie uns lieber spielen. Wie hoch ist Ihr Einsatz?«
    *
    Romeo war einer Spielerin aufgesessen, einer Spielerin der Liebe, und er hatte es genossen. Es dauerte keine zwei Runden, da war es ihm egal, ob er einen Pasch Zwei oder Drei hatte, er wollte Sex. So nackt, wie sie dasaßen, wie sie vor ihm saß, die Beine ein Brettspiel weit gespreizt. Wie ihre Brüste bebten, wenn sie lachte, wie sie die Würfel mit einer Hand schüttelte, alles Zeichen der körperlichen Liebe.

    Beim Backgammonspiel hatte er verloren, gnadenlos verloren. Sein Einsatz war sehr hoch gewesen. Aber dann spielten sie auf eine Art, wie es ursprünglich geplant war.
    Sie war eine Könnerin auf dem Gebiet.

12
    Gegen Morgen summte das Telefon. Romeo schrak auf und griff blind zum Hörer. Lange hatte er nicht geschlafen. Die Rezeption belehrte ihn eines anderen.
    Er war alleine im Hotelzimmer. Auf ihrer Bettdecke lag nur das Backgammonspiel, von ihr fehlte jede Spur. Er hob den Deckel, suchte nach ein paar Abschiedszeilen und fand 500 Euro, auf jedem Hunderter war ein winziges Herz gemalt.
    *
    Mia saß am Esstisch, als sei es Hochsommer. Vor ihr stand wieder das Notebook von Heiner, dessen Passwort sie nun mit Gittis Hilfe geknackt hatte. Sie war auf versteckte Dateien gestoßen. Als sie die Exceldatei mit den Lieferadressen las, zog sie sich die Strickjacke aus, die Ordner im Mailprogramm ertrug sie nur ohne Schuhe. Jetzt war sie bei den privaten Briefen, die ihr glatt die Strümpfe auszogen.
    Das musste sie unbedingt Romeo und später auch Gitti zeigen. Vielleicht brachte es sie einen Schritt weiter. Ihr kam das alles jedenfalls sehr seltsam vor, das sah wieder nach Undercover-Arbeit aus.
    Gitti wartete am Nachmittag

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