Mordsdeal
rechtzeitig verhindert werden. Sobald sich der geringste
- fundierte – Verdacht ergab, waren sie auch dazu in der Lage. Mia sah die Ausdrucke durch, die sie von den einzelnen Dateien gemacht hatte. Allein das hatte sie vermutlich ein Vermögen an Toner und Papier gekostet, aber hätte Romeo nichts von Geld gesagt, wäre ihr gar nicht mal aufgefallen, wie viel sie dafür investierte.
Mia hatte tatsächlich in dem Ordner ›Eigene Musik‹
- darauf musste man erst einmal kommen – Notizen zu einer Uniklinik gefunden. Die Namen Dirk M., Daniel L. und ein WES standen darunter. Das sah nach dem Autokennzeichen von Wesel aus. Dirk und Daniel, beide Namen fingen mit einem D. an. Nur, was nützten ihr die Vornamen, wenn sie die Nachnamen nicht wusste? Da musste sie ihre CD-ROM mit den Telefonadressen und der Vorwärts- und Rückwärtsfunktion erst gar nicht bemühen. Oder doch? Mia legte die CD-ROM in das Notebook und gab in die Spalte Ort Wesel ein und unter Vorname Daniel. Nichts geschah. Dann ein lautes Pling, und es kam die sinngemäße Benachrichtigung, sie sei nicht mehr ganz gescheit. Mia überlegte weiter. Sie gab den Namen ihrer Freundin aus Düsseldorf ein: Lucas, Vorname Margit, aber wo sie jetzt wohnte, wusste sie nicht, Mädchennamen führten sie ja wohl auch nicht. Das war genauso zwecklos. Mia hatte schon Magaloff eingegeben, um zu sehen, ob ihre Nummer stimmte, aber dann sah sie lieber auf das Blatt. Ein Mailordner hieß Looser. Hm, Daniel L. – Daniel Looser? War er ein Engländer? Däniel Luuser? Geschrieben wurde beides gleich, nur anders ausgesprochen. Unter Daniel Looser gab es keinen Eintrag. Es stand ja auch nicht jeder auf der CD. Wer es nicht wollte, wurde nicht in die Datei aufgenommen. Sie sah sich die Kalenderblätter der Outlookfunktion an. In regelmäßigen Abständen, sozusagen immer am Anfang des Monats, waren dieselben Namen vermerkt: Zugzwang Rheinberg – Club – Looser. Sie gab Zugzwang ein. Treffer: Es handelte sich um eine Gaststätte. Mia wollte sich immer schon mal die Umgebung rund um die Messehallen in Rheinberg anschauen. Leider war es Mitte des Monats, also war das Treffen demnach letzte Woche gewesen, aber für Mia immer noch Zeit genug, morgen Abend mal wieder etwas Vernünftiges zu essen.
Für heute musste es gut sein. In der Werkstatt wollte sie ein wenig entspannen.
*
Hilla war schweißgebadet. Sie zog ihre Sachen aus und stieg erst einmal unter die Dusche. So sehr hatte sie sich schon lange nicht mehr angestrengt, seit Heiner mit ihr … Aber daran wollte sie nun wirklich nicht denken. Ihre Wäsche packte sie sofort in die Waschmaschine – nein, sie waren besser im Müllcontainer aufgehoben. Aber nicht in ihrem, vielleicht in Gittis? Lieber nicht. Sie hatte Glück gehabt. Mit Einbruch der Dunkelheit war auch ihre Stunde gekommen. Es war ein hochtrabendes Gefühl, endlich etwas erledigt zu haben, was man die ganze Zeit vor sich hergeschoben hatte. Nein, das war der falsche Ausdruck, hinund hergefahren hatte. Nun war sie den Ballast losgeworden, war sie ihn losgeworden. Es war nicht alles reibungslos verlaufen, das hatte sie auch nicht erwartet, so etwas gab es bei ihr nicht, aber sie war mit dem Hilfswerkzeug, das sie eigens zu dem Zweck mitgenommen hatte, zurechtgekommen.
Nun kam es darauf an, die Vergangenheit abzuschütteln. Sie hatte viele Fehler gemacht in ihrem Leben, die sie jedoch nur zum Teil bereute. Aber was heute nicht richtig ist, kann morgen schon ganz falsch sein, oder wie hieß das noch mal? Ihr größtes Problem war nun Gitti, das Luder. Sie war fähig, sich zu drehen und zu wenden und im letzten Moment den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
16
Am anderen Morgen, Romeo war gerade aus dem Haus, kam Hektik bei Gitti auf. Sie hatte lange mit Hilla telefoniert, und es endete in einem Drama. Tränen waren geflossen, auf beiden Seiten. Sie hatten sich gegenseitig angebrüllt, sodass Gitti demnächst mit ihrem Tinnitus in Behandlung musste. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so blöd sein? Warum hatten ihre Eltern Hilla nicht zur Adoption freigegeben?
Gitti ging in Heiners geheimen Raum und raffte sämtliche Prospekte, Kataloge, Gläser mit Pillen und Beutel in Kartons, schloss die Wand oder Tür, wie immer man es nennen wollte, wieder sorgsam und stellte alles im Arbeitszimmer bereit. Danach suchte sie die goldfarbene Visitenkarte in ihrem Portemonnaie, fand sie schließlich versteckt in einem Fach und wählte die Nummer. Sie musste retten, was zu
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